1. MOSE 1,1-4a.26-2,4a;    PREDIGT:

 

“ Die Schöpfung: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht. Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag. So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte. So sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden.“

 

Der Schöpfungsbericht ist für die Gemeinde ein Glaubensbekenntnis und stellt niemals naturwissenschaftliche Erkenntnisse dar. Da geht es zuerst einmal um den Schöpfer selbst, dann natürlich um die Schöpfung und am Schluss um das Ziel der Schöpfung, das man als ein Fest bezeichnen könnte. Und weil wir Menschen die Krone der Schöpfung sind, darf dieser Dreiklang auch unseren Alltag prägen: Unsere Beziehung zur Schöpfung, zum Schöpfer und zu diesem Fest. Fehlt eines davon, dann ist unser Leben schwer gestört. Es dürfen in unserem Leben diese drei Melodien zusammen klingen. Das ist mit unsere Aufgabe, dass daraus ein wohlklingelndes Lied entsteht. Das will Gott so. Dazu hat er alle Veranlagungen in uns gesetzt. Das darf zur vollen Entfaltung kommen. Niemand und nichts kann uns daran hindern.

Solches Glaubenbekenntnis ist mehr als ein Lippenbekenntnis. Es erfasst alle Höhen und Tiefen unseres Lebens und Wirkens. Weil wir das als die erstgültige und auch letztgültige Wahrheit erkennen, stehen wir mit unserem ganzen Leben dahinter. Das leben wir ganz aus. Dem widmen wir alle Kräfte und Bezüge unseres Lebens. Alles andere ordnen wir darunter ein. Es ist unserem ganzen Leben und Erleben übergeordnet. Luther hat dazu in der Auslegung zum 1. Glaubensartikel sehr viel gesagt: Aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit hat er mich geschaffen. Er gibt mir alles und erhält es auch. Täglich versorgt er mich reichlich; beschirmt, behütet und bewahrt er mich. Dafür danke ich ihm und lobe ich ihn. Deshalb diene ich ihm und bin ich ihm gehorsam.

Unser Glaube verdeutlicht unser ganzes Vertrauen in die Gegenwart und Führung Gottes über unserem Leben. Was Gott uns sagt und anvertraut, darauf verlassen wir uns. Wir zweifeln nicht an der Gültigkeit seiner Worte und Verheißungen. Das stellt das Fundament unseres Alltags dar, unserer Begegnungen mit Menschen, unseres Wirkens und Dienens. Gott lässt uns nie im Stich. Nicht nur uns selbst, sondern auch das ganze Umfeld unseres Lebens durchwirkt er. Seine Boten und Engel begleiten uns und machen Bahn.

Das alles will der Schöpfungsbericht uns nahe bringen. Wie nun diese Welt naturwissenschaftlich entstanden ist, da dürfen unsere Wissenschaftler natürlich weiter forschen. Aber das ändert nichts an diesen ‚Glaubenaussagen: 1) Diese Welt ist von Gott geschaffen und gewollt. Er schuf den Raum und die Zeit, eingeschlossen von seiner Ewigkeit. 2) Die Qualität unseres Menschseins liegt allein in unserer Beziehung zum Schöpfer. 3) Allein in Gott bekommen wir vollkommene Ruhe, Erfüllung und sinnvolle Schaffenskraft.

 

1) Diese Welt ist von Gott geschaffen und gewollt. Er schuf den Raum und die Zeit, eingeschlossen von seiner Ewigkeit. Gott begrenzt nicht die wissenschaftlichen Forschungen und Erkenntnisse. Das zu behaupten, wäre große Torheit. Hat doch in unserem christlichen Abendland der Glaube uns alle Angst vor den Göttern und der Natur genommen und somit den Weg zur Forschung frei gemacht. Aber was Gott von uns verlangt, ist die Bejahung der Schöpfung. D.h. wir dürfen ein ganz klares Ja zum Leben haben, auch zu der ganzen Schöpfung, zur Natur, zu den Tieren und Pflanzen. Und da hat uns Gott so viel Verantwortung gegeben, dass wir ein Gespür haben, was erlaubt und was unerlaubt ist. Gerade als Christen gehen wir verantwortlich mit der Schöpfung um. Die Bewahrung der Schöpfung ist für uns kein Fremdwort, sondern blutiger Ernst. Bessere Energieausnützung mit Energiesparmaßnahmen ist für uns ein klares Gebot.

Gott jedenfalls ist kein schofler Gott. Er hat alles so herrlich und großartig geschaffen, damit wir seine Größe und Herrlichkeit erkennen. Er hat das Beste für uns bereit. Was im Kapitel drei als Sündenfall gemeint ist, dafür trägt nicht Gott die Verantwortung. Es war der Gegengott, der Satan, der die ganze Schöpfung an sich gerissen hatte. Es gibt die finsteren Mächte und Kräfte, die auch wir hautnah erleben. Durch das Neue Testament wissen wir um die Erlösungskräfte Jesu, die wieder ein Zurück zum Paradies ermöglichen. Es wird zwar nie mehr einen Himmel auf Erden geben. Aber wir haben die Möglichkeit, in uns diesen Himmel zu erleben, dieses Paradies.

An jedem der ersten sechs Tage sagt Gott am Schluss: Es war gut! Wir haben die Möglichkeit zur guten Lebensqualität. Natürlich wurde da schon sehr viel falsch gemacht. Und sehr vieles ist durch Egoismus und Bosheit falsch gelaufen. Aber jeder Christ darf sich positiv in guter Weise einbringen. Das bewirkt unser Schöpfungsglaube. Und hoffentlich hat jeder Christ als Zeugnis diese positive und gute Einstellung. Wir schlängeln und mogeln uns nicht mehr durchs Leben.  Wir kennen keine Überreaktion und keine Resignation. Nie sind wir überfordert, aber auch nie unterfordert.

Töricht ist der Christ, der seine Hände in den Schoß legt und andere für sich arbeiten lässt. Gott teilt jedem das Maß der Arbeit zu, das er auch verkraftet. Und Gott nimmt uns nicht die Arbeit ab. Aber er schenkt uns seinen Segen, damit uns die Arbeit gelingt. Gott nimmt uns nicht die Hetze ab. Aber er schenkt es uns, dass wir einen gewissen Überblick behalten und darin nicht untergehen. Oft kann auch Gott nicht die schoflen Verhältnisse ändern. Aber z.B. durch die Feindesliebe gibt er uns einen gewissen Selbstschutz, durch den der Teufelskreis der Blutrache aufgehoben ist, und dafür der Gotteskreis des schöpferischen Arbeitens bestehen bleibt.

Lassen wir die Querschläge, die menschlichen Differenzen nicht so sehr auf uns wirken. Machen wir das Beste daraus. Überwinden wir das Böse mit Gutem. Das will Gott so von uns haben. Dazu ist er immer für uns da. Diese Welt ist von Gott geschaffen und gewollt. Er schuf den Raum und die Zeit, eingeschlossen von seiner Ewigkeit.

 

2) Die Qualität unseres Menschseins liegt allein in unserer Beziehung zum Schöpfer. Hier gehen die Aussagen des Schöpfungsberichtes noch einmal eine wesentliche Stufe tiefer. Vers 27: Er schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn! Alle Religionen suchen die Verbindung zu Gott. Alle Sekten udgl.... suchen sich einen Ersatzgott. Alle Atheisten machen sich selbst zu Gott. Wir Christen haben das große Vorrecht, dass Gott sich uns selbst offenbart. In Jesus Christus tat er das in der höchstmöglichen Form. So können wir den bestmöglichen Kontakt zu Gott schließen. Nützen wir diesen. Das hat sehr große positive Konsequenzen, die wir allezeit schätzen können. Man sagt ja auch: Das größte Wunder ist dann geschehen, wenn ein Mensch in Jesus Christus den wahren Gott erlebt und diese Beziehung zu ihm nie mehr abreißen lässt. Jeder entwickelt sich dann zu einem eigenen Original. Jeder stellt dann an seiner Stelle etwas Wesentliches dar. Wer Minderwertigkeitskomplexe pflegt, der ist letztlich noch in sich selbst verkrümmt und verkümmert. Wer sich über andere erhebt, der erhebt sich letztlich über Gott. Und jeder Hochmut zieht einen gewaltigen Fall nach sich.

Christen sind die sog. Stillen im Lande. Sie müssen nichts mehr aus sich selbst machen. Denn durch ihre Beziehung zu Gott haben sie schon die höchstmögliche Würde erlangt: Sie sind das Ebenbild Gottes. Mehr ist nicht möglich. Sie sind so in Gott gefestigt, sodass sie jede Situation in rechter Weise durchgehen können.

Wenn ein Mensch tief gefallen ist; - wir kennen viele negative Auswüchse des Lebens -; so bleibt doch der Weg zurück zu Gott immer offen. Das verdeutlicht uns das Gleichnis vom Verlorenen Sohn! Der Psalm 139 geht noch weiter: Bettete ich mich bei den Toten oder bleibe ich am äußersten Meer; so bist du auch dort da. Letztlich ist es nur ein kleiner Schritt, - der uns Menschen in solcher Situation aber sehr schwer fällt, - um wieder die Ebenbildlichkeit Gottes zu bekommen. Gott trägt uns dann nichts nach. Alle schwarzen Flecken unseres Lebens sind wahrhaftig auf ewig ausgelöscht. Die Erlösungskräfte sind so groß, sodass wir das Ursprüngliche wieder leben dürfen, als wäre nichts anderes gewesen. Wir dürfen wieder das Ebenbild Gottes sein.

Die Qualifizierung, die Gott uns schenkt, strahlt auf alle unsere Lebensgebiete aus und gibt uns allezeit die rechte Orientierung. Weil wir das von Natur aus nicht sind, deshalb gibt es die zwei Sakramente:  Die Taufe  mit  dazugehöriger  Konfirmation und das  Abendmahl. An uns liegt es, die Entscheidung für Gott zu fällen. Bei der Taufe und der Bekehrung werden uns die Hände aufgelegt. Es ist die Handlung dafür, dass der Heilige Geist von uns Besitz ergreift. Beim Abendmahl knüpft Jesus selbst die Verbindung zu uns. Dann spielt Gott selbst die  Hauptrolle unseres Lebens.  Und die Ewigkeit Gottes ist dann das Globalziel unseres Lebens und Wirkens. Damit sind wir schon längst bei Punkt drei:

 

3) Allein in Gott bekommen wir vollkommene Ruhe, Erfüllung und sinnvolle Schaffenskraft. Die Vollendung der Schöpfung geschieht nicht am sechsten, sondern erst am siebten Tag. Die Spötter sagen: Da sieht man wieder einmal diesen Gott. Auch er muss sich ausruhen und sich in seine Privatsphäre zurück ziehen. Aber sie verstehen diesen siebten Tag total falsch.

Gott will, dass der Festcharakter der Schöpfung erhalten bleibt. Das Wort Vollendung bedeutet, dass alles, was einmal einen Anfang hatte, nicht nur ein Ende hat, sondern eben auch eine Vollendung. Was sich Gott mit der Schöpfung vorgenommen hat, das kommt auch endlich zu seinem wunderbaren Ziel. Und das gilt nicht nur für die gesamte Schöpfung, sondern auch ganz persönlich für jeden Menschen, der Gott die ihm gebührende Ehre gibt. Also gilt das auch für dich und mich.

Gott feiert am siebten Tag ein Freudenfest. Er freut sich über das Geschaffene, auch wenn er zittern muss, ob alles seine rechten Wege weiter geht. Und in diese Lebensfreude will er uns Menschen mit hinein ziehen. Wer Gott vertraut, erlebt trotz allem anderen diesen Lebensglanz. Ein Liedvers sagt es so: Jesu, auch im größten Leide, bist du meine Freude!

Unsere Gottesdienste dürfen diesen Glanz in sich tragen. Da dürfen wir auftanken, tief durchatmen, neu Atem holen, sich ganz daheim fühlen, sich ganz von Gott geachtet wissen, sich vor Gott ausspannen und neue Kraft schöpfen. Dadurch wird die Feder unseres Lebens wieder aufgezogen, sodass wir die ganze Woche durchhalten können. Nur Gott kann uns zeigen, wo der Weg entlang geht; welche Antworten die richtigen auf unsere Fragen sind; welche sinnvolle Alternativen wir ergreifen dürfen, die sich lohnen, gelebt zu werden. Gott weiß sehr wohl, was er uns zu raten hat. Und jeder darf dafür das rechte Gespür haben.

Gott will nicht, dass unser Leben zur Qual wird. Auch wenn von uns harte Arbeit verlangt wird, schenkt er uns immer wieder diese Ruhephasen, mit denen Gottes Freude, Glanz und Herrlichkeit auf uns abstrahlen und wir davon erfasst werden. Dann kommt auch unser spezielles Leben zur gottgewollten Entfaltung.

 

Dieses Glaubensbekenntnis der Schöpfung darf auch zu unserem Glaubenbekenntnis werden. Wir wissen um den Schöpfer, der uns und diese Welt geschaffen hat, darin nach seinem Willen ein großer Glanz und eine gewaltige Herrlichkeit verborgen und enthalten ist. Dieser Dreiklang: Schöpfung, Schöpfer und Festcharakter darf sich bei uns zu einem harmonischen, wohlklingenden Lied entfalten. Er schenkt dazu alle Vorausbedingungen, die wir allezeit ergreifen und ausleben dürfen.