1. Samuel 16,7b; Predigt:

 

„ Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an! “ (Als Lesung ganzer Text: Verse 1-13)

 

Unser Herz ist das Instrument, mit dem wir Gott wahrnehmen können (Seismograph für die sonst verborgenen Bewegungen Gottes). Unser Herz ist das Instrument, auf dem Gott spielen kann (Musikinstrument). Unser Herz ist der Platz, Ort, in dem Gott wohnen will (Wohnung, Zweitwohnung Gottes). „Seismograph, Musikinstrument, Zweitwohnung Gottes!“

Hier ist natürlich nicht das Organ des Herzens gemeint, sondern unser verborgendstes, innerstes Verlangen nach Geborgenheit, Liebe, Stille, Vertrauen oder was man sonst noch alles dafür nennen könnte. Für uns Christen ist letztlich die Mitte unseres Lebens unsere Stellung zu Gott. Das gilt auch dann, wenn man sich in der Ehe liebt und füreinander da ist. Das gilt auch dann, wenn wir menschliche Vorbilder haben, denen wir nacheifern. Das gilt auch dann, wenn wir unsren Beruf lieben und uns eine Fülle von Arbeiten erwartet. Gott steht immer darüber und darf die erste Stelle einnehmen. So wünscht es sich Gott. Und so ist es auch für uns von größtem Vorteil. Denn dann können uns auch manche Enttäuschungen und Misslichkeiten nicht mehr schaden und aus der Bahn werfen. Es gibt viele Menschen, denen es wahrhaftig schlecht und dreckig ergeht und sie sehr vieles aushalten müssen. Mit Gott ist es dennoch möglich, dass solches Leben ein lebenswertes Leben sein kann. Auch wenn es uns gut geht und wir vor Freude schier platzen, werden wir durch Gott nicht in falscher Weise überheblich. Gott bewahrt uns vor Irrwegen und wir verlassen nicht die Realitäten des Lebens.

Der Begriff des Herzens steht dafür, dass unser Leben ungeteilt Gott gehört, wenn wir als Christen leben. Wir wissen, dass dies auch anders sein kann und dass dies normalerweise auch anders ist. Aber als Christen öffnen wir Gott unser Herz. Dann darf sich in der Schaltzentrale unseres Lebens und Wirkens eine Beziehung zu Gott aufbauen, die uns alles bedeutet und die wir uns nicht mehr nehmen lassen. Gott ist die Gewähr dafür, dass wir nicht nur die rechte Sicht des Lebens haben, sondern dass wir auch auf dem rechten Weg sind. Gott nützt uns nicht aus, sondern er führt und leitet uns recht und beschenkt uns reich. Er macht das Rechte aus unserem Leben. Er führt uns nicht an der Nase herum, sondern er führt uns Wege, die der Erfüllung unseres Lebens dienen. Er bevormundet uns nicht, sondern macht aus jedem ein Original. Er lässt uns nicht alleine strampeln, sondern geht uns ständig voran. Und wenn es uns zu schwierig wird, trägt er uns durch alles hindurch.

Nur Gott kann uns die rechte Einstellung unseres Herzens geben. 1) Er schenkt uns ein neues Herz. 2) Das wirkt sich auf unser Zusammenleben aus. 3) Es ergreift uns die Sicht Gottes.

 

1) Gott schenkt uns ein neues Herz. Gehen wir sehr vorsichtig mit dem um, was uns im Herzen alles bewegt. Es ist nicht alles zu unserem Vorteil. Es dient nicht alles dem rechten Zusammenleben. Natürlich haben auch unsere Nächsten Fehler. Aber verantwortlich sind wir für unser eigenes Herz, was sich darin alles abspielt. Unsere Gedanken sind frei, die kein Mensch erraten kann. Aber wir wissen auch, dass nicht alles gut ist, wenn wir an manchen Stellen unseren Gedanken freien Lauf lassen. Gott gibt uns in seinen Geboten eine sehr feine, gute Richtschnur, Anleitung für das, was für uns gut ist und was uns nur schadet. Bedenken wir allezeit, dass sie nicht „Verbote“ sondern „Gebote“ heißen.

Als Christen haben wir die Möglichkeit, dass uns Gott buchstäblich ein neues Herz gibt. Schon im Alten Testament heißt es öfters: Gott will uns das steinerne Herz nehmen und ein fleischernes Herz geben. Und im Neuen Testament heißt es öfters, dass Gott einzelnen Menschen das Herz auftut. Und Hebräer 13,9 heißt es: Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade. In Bezug auf unsere innere Festigkeit sind wir zuerst einmal nicht auf Menschen fixiert, sondern allein auf Gott. In gewisser Weise strampeln wir uns da von den Meinungen und Vorhaben der Menschen frei und stellen uns der Verantwortung vor Gott.

Dieses innere Stehen vor Gott ist ganz wesentlich. Denn in Jesaja 55,8 sagt Gott: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege..., denn meine Wege sind höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Vor Gott erfahren wir eine ganz neue Ausrichtung unsres Lebens. Wir werden so quasi umgepolt, umgeprägt. Wir erfahren eine ganz andere Sichtweise unsrer Situation und Lage. Und da lernen wir unser Leben lang nicht aus. Sogar der erfahrene und gereifte Prophet Samuel täuscht sich sieben Mal in dem äußeren Erscheinungsbild der Söhne Isais. Da ist er nicht besser dran als alle anderen. Aber er hat gelernt, nicht vorschnell zu handeln. Als Isai seine Söhne einzeln dem Propheten vorstellte, war sein Herz offen für das Reden Gottes. Auch wenn es momentan der Prophet nicht verstand, sagte Gott sieben Mal: „Nein!“ Erst beim unscheinbarsten und jüngsten Sohn sagte Gott: „Ja! Den segne zum neuen König!“ Und dann dauerte es noch sehr lange, bis wahrhaftig David König geworden ist. Samuel war inzwischen schon längst gestorben.

Auch mit unserem neuen Herzen gibt es noch sehr vorsichtig umzugehen. Auch da können wir uns noch täuschen. In jeder Situation neu kann uns nur Gott die Augen öffnen für das rechte Verhalten im Zusammenleben mit anderen. In der Technik und Wissenschaft schaffen wir Menschen sehr viel, aber in der Beziehung von Mensch zu Mensch liegt vieles im Argen. Aber mit dem neuen Herzen, das Gott uns schenkt, darf es uns gelingen.

 

2) Das neue Herz wirkt sich auf das Zusammenleben aus. Für Kinder ist es wichtig, dass sie Geborgenheit, eine Heimat, so eine Art Nestwärme erleben. Das wirkt sich sehr positiv für ihren weitern Lebensweg aus. Für praktizierende Christen kommt noch ein Zweites hinzu, dass wir durch das neue Herz zusätzlich eine neue Art Geborgenheit, Heimat und Nestwärme bei Gott erleben. Und das hat ganz wesentliche Auswirkungen auf unser tägliches Zusammenleben. Der Prophet Samuel war in einer sehr misslichen Lage. Gerade in der Blütezeit Israels musste er dem König Saul die Nachricht überbringen, dass ihn Gott verworfen hat. Und so quasi im Verborgenen salbte er einen neuen König. Und wir wissen von David, dass er sehr viel Unschönes erlebte, bis er König wurde.

Auch als Christen erleben wir ähnliche Situationen. Das können wir nur verkraften und aushalten, weil wir bei Gott diese Geborgenheit, Heimat und Nestwärme erleben. Da müssen wir unser Herz nicht mehr an Menschen oder an Götzen hängen. Auch wenn das in manchen Situationen schwer ist, bekommen wir doch die Gnade geschenkt, das zu tun, was unserer Zukunft dient. Wir wissen, was von Gott her zur Zeit dran ist und dem Ganzen dient.

Wie viele Missverhältnisse gibt es deshalb, weil Situationen falsch erkannt und bewältigt wurden. Es hat keinen Sinn, so etwas zu beklagen. Aber Gott gibt uns die Sicht und den Auftrag, wie wir uns da zu verhalten und zu handeln haben. Wir haben noch nicht den Himmel auf Erden, noch weniger das Schlaraffenland. Und je besser es den Menschen ergeht, umso komplizierter ist das Zusammenleben. Da ist es von großem Vorteil, dass wir unsere innere Festigkeit in Gott haben. Denn dann können wir uns trotz allem nutzbringend einbringen und für andere da sein. Jesaja 58 steht: Brich dem Hungrigen dein Brot; und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus; und wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn; und entzieh  dich nicht deinem Fleisch und Blut. Damit haben wir so viel zu tun, sodass wir nie an ein Ende kommen. Alles andere dürfen wir getrost Gott überlassen. Unser neues Herz wirkt sich auf das Zusammenleben aus.

 

3) Es ergreift uns die Sicht Gottes. Wer das Ziel kennt, der weiß auch um den Weg. Wer den rechten Lebenssinn erkannt hat, hat auch die rechte Orientierung. Es gibt eine Faszination Gottes, die uns nie mehr enttäuscht, so sehr uns auch die Menschen enttäuschen. Wir sind teuer erkauft und für die Ewigkeit Gottes bestimmt. Wenn Gott unser Herz ansieht, dann liegt darin nicht nur seine ganze Fürsorge für uns, sondern er bindet uns in sein Wirken mit ein. Er öffnet uns die Augen für seine Wege. Er öffnet unsere Ohren für sein Reden. Er öffnet unser Herz für seine Faszination, die uns ganz stark motiviert und mobilisiert.

Was uns einmal in der Zukunft erwartet, da heißt es öfters in der Bibel, dass das unaussprechlich ist. Auch die schönsten und herrlichsten menschlichen Vergleiche reichen da nicht aus. Paulus wurde einmal bis in den dritten Himmel, in das Paradies entrückt. Und dazu sagte er, dass er unaussprechliche Worte hörte, die kein Mensch sagen kann. Als Christen haben wir heute schon die Staatsbürgerschaft für dieses Leben, obwohl wir noch wie Pilger daraufhin unterwegs sind. Es heißt, dass uns der Heilige Geist zu unsren Lebzeiten einen Vorschuss von diesem Leben gibt, eine Erstlingsgabe, eine Vorauszahlung. Und schon diese ist so groß, dass wir es nicht beschreiben können. Wie groß ist dann erst das Ganze, die Vollkommenheit unseres ewigen Lebens nach unserem Tode.

´Es ergreift uns die Sicht Gottes.´ Wir dürfen um das Ziel wissen und kennen somit unseren Lebenssinn. Nun ist es gar nicht so wichtig, dass wir hier irgend welche Spekulationen anstellen. Wir verspekulieren uns doch nur. Das Wesentliche daran ist, dass wir durch das neue Herz die Gnade Gottes bekommen, in rechter Weise im Alltag stehen zu dürfen. Weil wir durch Jesus Christus im Heiligen Geist den höchstmöglichen Kontakt zu Gott haben, wissen wir ganz klar um unsere nächsten Schritte, die wir gehen dürfen und können. Weil wir so eine Art Blindenheilung erleben, wird uns der nächste Wegabschnitt gezeigt. Gott schenkt uns die größte Lebenskunst, dass wir der jetzigen Situation das Beste abgewinnen dürfen. Wir können den Tatsachen ins Auge sehen, erliegen keiner Täuschung und dürfen das Beste daraus machen. Wir sind deshalb so glücklich dran, weil wir mit Hilfe der Ewigkeit unsere Zeit bewältigen dürfen. Dabei haben wir die kühnste Erlaubnis, ganz mit der Versorgung Gottes rechnen zu dürfen. Wir dürfen das Salz der Erde sein, das Licht der Welt. Wir dürfen 100-fältige Frucht tragen und das zwölf Mal im Jahr. Wir arbeiten am größten Projekt der Weltzeit. Hier könnte man noch vieles erwähnen, was es heißt, dass uns die Sicht Gottes ergreift.

 

Mit unserem Herzen dürfen wir die Bewegung Gottes wahrnehmen (Seismograph). Es ist das Instrument, auf dem Gott spielt (Musikinstrument). Es ist der Platz, in dem Gott wohnt (Zweitwohnung Gottes). Jemand hat gesagt: Alle wollen ewig leben, aber nicht das ewige Leben. Alle suchen nach den Lösungen, aber nicht die Erlösung, die auch Lösungen sind. Wir – als Christen – ergreifen das ewige Leben und erfreuen uns der Erlösung Jesu. Das macht unser Herz fest!  „Der Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an!“ 

 

 

1. Samuel 16,1-13: Der HERR sprach zu Samuel: Wie lange trägst du Leid um Saul, den ich verworfen habe, dass er nicht mehr König sei über Israel? Fülle dein Horn mit Öl und geh hin: ich will dich senden zu dem Bethlehemiter Isai; denn unter seinen Söhnen hab ich mir einen zum König ersehen. Samuel aber sprach: Wie kann ich hingehen? Saul wird's erfahren und mich töten. Der HERR sprach: Nimm eine junge Kuh mit dir und sprich: Ich bin gekommen, dem HERRN zu opfern. Und du sollst Isai zum Opfer laden. Da will ich dich wissen lassen, was du tun sollst, dass du mir den salbest, den ich dir nennen werde. Samuel tat, wie ihm der HERR gesagt hatte, und kam nach Bethlehem. Da entsetzten sich die Ältesten der Stadt und gingen ihm entgegen und sprachen: Bedeutet dein Kommen Heil? Er sprach: Ja, es bedeutet Heil! Ich bin gekommen, dem HERRN zu opfern; heiligt euch und kommt mit mir zum Opfer. Und er heiligte den Isai und seine Söhne und lud sie zum Opfer. Als sie nun kamen, sah er den Eliab an und dachte: Fürwahr, da steht vor dem HERRN sein Gesalbter. Aber der HERR sprach zu Samuel: Sieh nicht an sein Aussehen und seinen hohen Wuchs; ich habe ihn verworfen. Denn nicht sieht der HERR auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an. Da rief Isai den Abinadab und ließ ihn an Samuel vorübergehen. Und er sprach: Auch diesen hat der HERR nicht erwählt. Da ließ Isai vorübergehen Schamma. Er aber sprach: Auch diesen hat der HERR nicht erwählt. So ließ Isai seine sieben Söhne an Samuel vorübergehen; aber Samuel sprach zu Isai: Der HERR hat keinen von ihnen erwählt. Und Samuel sprach zu Isai: Sind das die Knaben alle? Er aber sprach: Es ist noch übrig der jüngste; siehe, er hütet die Schafe. Da sprach Samuel zu Isai: Sende hin und lass ihn holen; denn wir werden uns nicht niedersetzen, bis er hier herkommt. Da sandte er hin und ließ ihn holen. Und er war bräunlich, mit schönen Augen und von guter Gestalt. Und der HERR sprach: Auf, salbe ihn, denn der ist's. Da nahm Samuel sein Ölhorn und salbte ihn mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des HERRN geriet über David von dem Tag an und weiterhin. Samuel aber machte sich auf und ging nach Rama.