1. Korinther 1,26-31; Predigt:

 

" Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung: Nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Mächtige, nicht viel Angesehene sind beru­fen. Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist.; und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was et­was ist, damit sich kein Mensch vor Gott rühme. Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, damit, wie geschrieben steht (Jer 9,22f): Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn! "

 

Wo entdecken wir in dieser Welt die Spuren Gottes?

Ein uns unbekannter Prediger beginnt seine Auslegung zu diesem Text mit folgenden originellen Aussagen: Stell dir vor, der Trainer der Fußball- Nationalmannschaft beruft dich und mich als Spieler. Das gäbe ein Pfeifkonzert. Wir könnten für Pleiten, Pech und Pan­nen garantieren. Aber siegen würden wir nie. Oder stell dir vor, der Regierungschef würde dich und mich ins Kabinett berufen. Dann wäre ihm und uns eine Wahlschlappe sicher. Aber diese sind nicht so leichtsinnig, dass sei uns berufen. Aber der Weltenchef kann’s nicht lassen. Er probiert es immer wieder. Er gibt die Hoffnung nicht auf. Er will dich und mich in seiner Mannschaft haben, trotz Pleiten, Pech und Pannen. Obwohl Jesus eine riesige Ablösesumme bezahlt hat, bekommt er doch nicht die Spitzenstars und Vollprofis in sein Team. Es ist in der Gemeinde immer das gleiche Bild: Nicht viel Weise, Mächtige, Starke und Angesehene sind berufen! Gottes Auswahl ist anders. Er will alle! Entscheidend ist nicht, was ich bin, sondern dass ich bin. Wir können rufen: Hurra, ich bin dabei! - So weit dieser Prediger.

Wo entdecken wir in dieser Welt die Spuren Gottes? Gott ist und handelt ganz anders als wir Menschen. Bei uns Christen geht es immer wieder darum, dass wir diese totale Andersartigkeit Gottes akzeptieren und erfahren.

Ein Regensburger Geschäftsmann sagte mir einmal: In Regensburg bekommt man nur dann die großen Aufträge, wenn man im Golf­club Turn & Taxis Mitglied ist. Und der Mitgliedsbeitrag kostet sehr viel Geld.

Oft erdrücken und erschlagen die menschlichen Größen alle ande­ren Mitmenschen. In unserer westlichen Welt ist es der Materialis­mus und die vermeintlichen Freiheiten des Menschen. In den totali­tären Staaten ist es die militärische Macht, die die Andersdenken­den zwingen, sich einzufügen. Auch bei uns gelten auf tieferen Stufen ähnliche Kriterien. Und wer da mitmacht, der ist willkom­men. Und wer etwas anderes im Sinne hat, der wird mit allen Mit­teln zur Seite gesetzt. Da schlägt die Welt immer wieder durch.

Aber zu unserem Glück ist Gott anderes. Er geht auf diese Bedin­gungen nicht ein. Und es gilt für uns, seine Spuren zu entdecken und zu erleben. Es sind drei Entdeckungen: 1) Christus entwertet das normalerweise Hohe, Starke, Weise, Ideale und die Spitzenpo­sitionen. 2) Er erwählt sich das Niedrige, Schwache, Törichte und Verachtete. 3) Er selbst ist unser Wert! Nur er macht unser Leben wertvoll!

 

1) Christus entwertet das normalerweise Hohe, Starke, Weise, Ideale und die Spitzenpositionen. Immer wieder schleicht sich in unserem Leben das Hohe und Erhabene ein. Die Hoffärtigkeit und der Hochmut ist unser ständiger Begleiter. Schielen wir jetzt nicht auf andere. Jeder von uns hat ständig damit zu kämpfen. Paulus sagt das hier ganz bewusst nur in allgemeiner Form. Er nennt keine Na­men und keine prägnante Fehlverhalten. Denn da muss sich jeder selbst prüfen und diese Art des Fehlverhaltens an sich entdecken. Luther sagt zur Auslegung der Taufe: Der Alte Adam soll in uns durch tägliche Reue und Buße ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten! Diese tägliche Aufgabe ist uns gegeben. Da ist Buße gefragt und dran. Freuen wir uns, wenn wir einmal nicht gefragt werden und wir nicht vorne dran stehen. Das kann für uns sehr heilsam sein. Deshalb schreibt Paulus im Philipper Brief: Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi Willen für Schaden geachtet, auf dass ich Christus gewinne... Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern; Überfluss haben und Mangel leiden. Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht!

Gott baut sein Reich nicht auf den Schultern der Mächtigen und Einflussreichen. Die vorne dran stehen, lässt er oft alleine. Es ist zwar schön, aber nicht wesentlich, dass die Kirche viele fromme Leistungen aufweist und ein hohes theologisches Niveau besitzt. So wie es Maria in ihrem Lobgesang brachte, kapiert das jeder Christ: Gott zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron. Er lässt die Reichen leer ausgehen! Auch Jesus selbst lebte uns das ganz bewusst vor. Er wurde nicht in einem Königspalast geboren. Die Gratulanten zu seiner Geburt wa­ren nicht die angesehenen Juden. Herodes wollte ihn sogar als Kind töten. Als der zwölfjährige Jesus sogar die Professoren imponierte, ging er nicht auf die Hochschule, sondern erlernte ein Handwerk. Ganz bewusst trat er als Wanderprediger auf und nicht als Hoherpriester. Und alle seine Jünger waren einfache Leute.

Paulus schreibt an Christen, die untereinander zerstritten waren. Je­der meinte, dass er Recht hat und der andere Unrecht. Gerade in solchen Situationen gilt es für jeden Einzelnen zu bedenken, dass es nicht auf das Hohe, Erhabene, Starke und Weise ankommt. Jesus sagte einmal zu seinen Jüngern: Wer unter euch groß sein will, der sei euer aller Diener! Es geht nicht um die Kopfwäsche, sondern um die Fußwäsche. Denn Christus selbst entwertet das normaler­weis Hohe, Starke, Weise, Ideale und die Spitzenpositionen.

 

2) Christus erwählt sich das Niedrige, Schwache, Törichte und Ver­achtete. Gott macht es oft genau umgekehrt, als wir das tun möch­ten. Es geht nicht darum, sich durchzusetzen; sondern darauf zu se­hen, wo man sich eines Menschen oder einer Situation erbarmen kann. Das ist auch heute die Hauptaufgabe Gottes und seiner Die­ner, dieses Erbarmen zu praktizieren. Nur in diesem Sinne ist es zu verstehen, wenn Paulus an manchen Stellen von einer Freude spricht, die er beim Erleiden mancher Situationen hat. Es ist ja keine Schadenfreude, sondern eine echte Lebensfreude, weil an die­sen Stellen Gott handeln und wirken kann. Jesus freute sich auch einmal ganz bewusst darüber und sang deshalb sogar einen Lobge­sang, dass die Geheimnisse Gottes den Weisen und Klugen verbor­gen sind, aber den Unmündigen offenbart werden. Nur sie tragen die Mühsalen und Lasten des Lebens. Gerade sie kann Jesus erqui­cken und ihnen helfen. Auch der vorhin genannte Lobgesang der Maria drückt das aus: Mein Geist freut sich Gottes, meines Heilan­des, denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen....

Zuerst erschrickt man, wenn man z.B. in der Zeitschrift: "Der Spie­gel" Aufsätze von Augstein liest, die er über Jesus verfasst hat. Da wird Jesus buchstäblich als armer Irrer abgetan. Es ist eben wahr, dass dies den Weisen und Klugen verborgen ist. Und an manchen Stellen der Kirche schlägt das auch durch. Solche Menschen kön­nen das nicht kapieren. Und wir sind dann weniger darüber scho­ckiert, dass diese das nicht kapieren. Sondern auch wir singen da­rüber einen Lobgesang, dass Jesus es ganz anders macht und bei ihm jeder zu Ehren kommt. Auch wir sind davon nicht ausgenom­men.

Diese Lebens- und Wirkensart Christi wird in unserem Leben zu etwas sehr Köstlichem und Erfreulichen. Es ist sogar ganz interes­sant, so zu leben und zu wirken. Denn da ist es endlich so, dass nichts mehr nach den uns bekannten und erstrebten Schemen ab­läuft. Sondern es gehen die von Gott gewollten Wege auf einmal zielstrebig weiter und voran. Alles fügt sich in das ein, was wir von Gott her wissen und als Verheißung haben. Alles erfüllt Gott der Reihe nach. Und die sog. Mächtigen und Einflussreichen können das nicht hindern. Sie müssen es sogar, ohne dass sie es wollen, unterstützen.

Das Normalste des Reiches Gottes ist sein Handeln durch die Nied­rigen, Schwachen, Törichten und Verachteten, die seine Erwählung angenommen haben.

 

3) Christus selbst ist unser Wert. Gerade er macht unser Leben wertvoll. Vers 30: Jesus Christus ist uns von Gott gemacht zur Weisheit und zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung! Das ist einzig und allein in unserer Jesus-Nachfolge zu erleben. Da erleben wir als Jünger, Schüler Jesu im Glauben diese damit ver­bundenen Werte. Es sind Werte der Erlösung und des ewigen Le­bens. Da erfahren wir die wahren Antworten, Lösungen und Alter­nativen. Da tun wir auch nichts mehr umsonst. Und aller Einsatz, auch der geringste, hat seinen ganz speziellen Wert. Dann erleben wir seine Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung.

Es gibt diese Qualitäten Gottes, die wir uns der Reihe nach erobern dürfen. Es gibt die von Gott geheiligten Erlebnisse des ewigen Le­bens, in die wir vorstoßen dürfen. Es gibt den Eisbrecher des Glau­bens, auf dem wir uns befinden dürfen. Es gibt den Zug des wahren Lebens, der uns ans Ziel bringt.

Wer sich einmal mit der biblisch verstandenen Wiedergeburt durch Gott eingelassen hat, der kommt normalerweise nicht mehr von ihm los. Denn das bringt ihm alles, was er zum Leben und zum Sterben benötigt. Das qualitative Leben aus Gott ist nicht mehr zu übertref­fen. Denn damit verbinden sich für uns in rechter Weise Himmel und Erde. Damit haben wir, - und deshalb feiern wir Epiphanias -, echte Erleuchtungen und Erkenntnisse. Es ist ein Leben, das sich lohnt, gelebt zu werden.

Die Verse nach unserem Predigttext handeln von der falschen und rechten Weisheit. Man könnte sagen: Zum Trotz der sonst Sieben­gescheiten erleben wir die gewisseste Weisheit Gottes. Es ist die Weisheit der Vollkommenen. Es ist die Weisheit Gottes, die es schon vor der Erschaffung der Welt gab. Nur ein Vers daraus: Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Men­schen Herz gekommen ist, das hat uns Gott bereitet, weil wir ihn lieben.

Gottes Größe kann nicht mehr geschmälert werden. Sie ist end-gül­tig. Das ist auch der Grund dafür, dass es Gott nichts mehr ausmacht, wenn in den Augen der Großen dieser Welt seine Weisheit und Größe als gering geachtet wird. Denn ihre Größe hängt nur an einem seidenen Faden, der schnell reißen kann. Deshalb geben sie sich auch oft an vielen Stellen so verbissen. Dagegen bringt uns die Größe Gottes, - wie es der Hebräerbrief sagt -, zu einer Gottesruhe, die uns keiner mehr nehmen kann. Christus selbst ist unser Wert. Gerade er macht unser Leben wertvoll.

 

Jemand hat diesen Text überschrieben: Die Qualitäten der anony­men Stars. Für uns Christen steckt in diesem verborgenen Leben mit Christus so viel Lebensstoff, der uns alles gibt, was wir benötigen. Das ist der Grund dafür, dass wir sehr vieles aushalten; und auch wir für die Geringen, Verachteten, Törichten und Schwachen offen sind. Wir benötigen nicht mehr das normalerweise Hohe, Starke, Weise und Ideale, um leben zu können. Denn wir haben die echten Spuren Gottes entdeckt, denen wir nachfolgen.