1. KORINTHER  2,1-10;   PREDIGT:

 

" Liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten. Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft. Wovon wir aber reden, das ist dennoch Weisheit bei den Vollkommenen; nicht eine Weisheit dieser Welt,  auch nicht der Herrscher dieser Welt, die vergehen. Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorher bestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit, die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Sondern es ist gekommen, wie geschrieben steht (Jes 64,3): Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben. Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit. "

 

Es geht hier um die Weisheit Gottes, die wir ergreifen und erlernen dürfen. Es ist das Geheimnis der Glaubenden, dass sie Eingeweihte in die Weisheit Gottes sein dürfen. Damit dürfen sie ins Zentrum der Weisheit Gottes vorstoßen. Während die Weisen dieser Welt, so glänzend und begeisternd sie sich auch darstellen, dennoch sehr viele Konflikte auslösen; so "lösen" die göttlichen Weisen diese Konflikte. Adam und Eva wollten sein wie Gott; gerade damit verloren sie das Paradies. Jesus als die Klugheit Gottes ließ sich ans Kreuz schlagen; gerade damit bahnte er für uns wieder diesen Weg ins Paradies. Während die Wege der menschlichen Weisheit sich immer wieder als Sackgassen herausstellen, so führen die Wege der göttlichen Weisheit gerade zum ewigen Leben. Irgendwann einmal enttäuschen uns alle menschlichen Weisheiten und geben uns ein Grausen ohne Ende. Die göttliche Weisheit verlangt zwar sehr viel an persönlichem Einsatz von uns. Dafür sind darin selige Herrlichkeiten enthalten, weil sie wahr ist und uns in alle Wahrheit führt.

Die menschliche Weisheit ist oft siebengescheit und altklug; sie ist geprägt von Rechthaberei mit Durchsetzungsvermögen; sie will immer das letzte Wort haben; weiß alles besser und pokert damit immer höher. Paulus, der diesen Brief hier geschrieben hatte, war als junger Mensch dazu auf dem besten Weg. Theologisch hatte er die damalige bestmögliche Ausbildungsstufe. Er konnte die Menschen begeistern; das sehen wir an der Steinigung des Stephanus, bei der die Mörder ihre Kleider bei  Saulus ablegten.  Und er hatte auch das Durchsetzungsvermögen, seine Weisheit mit Macht durchzusetzen, als er auf dem Weg nach Damaskus war, um die Christen zu verfolgen. Ja, dieser Saulus war auf dem besten Weg der menschlichen Weisheit. Aber Jesus selbst trat ihm in den Weg. Wir kennen alle seine Bekehrungsgeschichte auf diesem Weg nach Damaskus. Und das krempelte sein ganzes Leben um. Dies kam einer Kehrwendung von 180° gleich. Und er durfte so langsam in die göttliche Weisheit hineinreifen.

Viele, viele Jahre später, als er diesen Brief nach Korinth schrieb, wurde er von der Gemeinde dort mit Vorwürfen überschüttet", dass er, Paulus, ein schlechter Redner sei, dass er es mit den vermeintlich großen Rednern nicht aufnehmen könne, dass seine Botschaft vom Kreuz nicht "up tu date", nicht modern und zeitgemäß sei. Es gab dort in der kleinen Gemeinde eine starke Bewegung, die über Paulus und seine Botschaft murrten und ihn nicht mehr als ihren Apostel anerkannten. Sie wollten ein bequemeres Christentum, einen sympathischen Gott mit spektakulären Erlebnissen und sensationellen himmlischen Erfahrungen. Da waren dann natürlich Merkmale wie Niedrigkeit, Demut, Leiden, Passion und Kreuz fehl am Platze.

Paulus konnte sie gut verstehen, aber er konnte dies von seinem Auftrage her gesehen nicht akzeptieren. Er wusste, dass die Griechen kluge Leute waren. Aber als Jesus- Nachfolger musste er ihnen in Bezug auf die Weisheit alles zumuten.

Unser Predigttext stellt nur einen ganz kleinen Auszug aus seinen diesbezüglichen Erklärungen dar, es ist aber das Zentrum dieser  seiner Aussagen über die göttliche Weisheit, die sogar in seiner törichten Form viel klüger und weiser ist als die menschliche Weisheit, so viel, sodass man sie kaum mehr vergleichen, sondern nur noch als Gegensätze bezeichnen kann.

Und schon daran sieht man des Paulus neue, bessere Weisheit, dass er sie nicht mit Macht durchsetzen will; er ihnen also nicht wie ein gebietender Herr entgegentritt, sondern als ein Mithelfer in väterlicher Fürsorge. Er gibt ihnen letztlich ein Zeugnis von dem, das er  selbst erlebt hat.

Paulus geht es um die Weisheit Gottes, die auch wir heute ergreifen und erlernen dürfen. 1) Das schaffen wir nie mit der Weisheit dieser Welt. 2) Allein das Kreuz Jesu ist hierzu das gewaltige "Plus"- Zeichen Gottes.

 

1) Paulus geht es um die Weisheit Gottes, die auch wir heute ergreifen und erlernen dürfen. Das schaffen wir nie mit der Weisheit dieser Welt.

In jedem Vers steht etwas davon. In V 5 ist von dieser Menschenweisheit die Rede. Nach V 6 ist es die Weisheit dieser Welt und der Beherrscher dieser Welt. Nach V 7 und 1 + 2 ist es eine einleuchtende, offene und hohe Weisheit, die meint, alles zu wissen. Nach V 8 + 9 streben normalerweise "alle" Menschen nach dieser Weisheit. Nach V 3 + 4 macht das die Menschen sehr selbstbewusst und selbstsicher. Nach V 10 gehört das auch zur menschlichen Weisheit, dass sie zwar alles wissen will, nur von Gott will sie nichts wissen, jedenfalls nichts von diesem Gott der Bibel.

Auch in unserer Kirche gibt es sehr viele, die von der biblischen Botschaft sehr viel abstreichen und ihr sehr viel Eigenes hinzutun. Das ist das Merkmal der menschlichen Weisheit.

Paulus will hier nicht die Wissenschaftler und Forscher angreifen; sondern er spricht mehr die Besserwisser und Enthusiasten an, die die biblische Botschaft vergewaltigen und verfälschen. Er schreibt ja an die Christen in Korinth. Er meint die, die die Geheimnisse und Herrlichkeiten Gottes eigenmächtig aufreißen wollen. Früher war es bei uns die Welle, die Jesus Christus als den Superstar priesen; heute sind es manche Bewegungen von New Age, manche Richtungen der Charismatiker.

Er spricht die gewaltigen Prediger an, die die Menschen in Massen mitreißen und setzt hinter ihre Botschaft einige Fragezeichen. Paulus spricht aber auch die an, die letztlich innerhalb unserer Kirche als Wölfe, im Schafspelz verkleidet, eingebrochen sind und als Gottlose Gott mit ihrem Gedankensystem einfangen wollen: Z.B. diejenigen, die es der Frau erlauben, Kinder im Mutterleib töten zu lassen; oder die Feministen in ihren verschiedensten Ausuferungen; oder die Pietistenfresser, die der Kirche mehr Schaden als Nutzen bringen.

Paulus bringt hier klassische Bezeichnungen dieser menschlichen Weisheit: Es ist eine hohe Weisheit mit plausiblen Worten und Erläuterungen; Beweisführungen, auf die sehr viele Menschen hereinfallen. Nur das gilt, das die Vernunft begreifen kann. Es sind nur Einzelne, die sich hierbei profilieren und als gewandte Redner im Vordergrund stehen. Und diese sind Enthusiasten, die keinen Erlöser brauchen und keine Sündenvergebung. Diese nützen die Macht der Masse aus und schlagen daraus, solange dies geht, Kapital für sich selbst.

Der frühere Bischof Dietzfelbinger hatte vor ca. 30 Jahren nicht umsonst prophetisch gesagt: Der Charismatismus ist wie ein Steppenbrand für die bestehenden christlichen Kreise. Wie Feuerwellen überfluten immer wieder Begeisterungswellen die Christenheit und verbrennen alles, was ihnen in den Weg kommt und keinen Bestand hat.

In V 6 sagt Paulus ganz klar, dass gerade diese menschliche Weisheit und ihre Idole auch wieder vergehen und von der nächsten Welle selbst erfasst werden. Im nächsten Augenblick können sie überholt werden. Und eine andere Weisheit mit anderen Idolen stehen im Mittelpunkt. Somit ist das ja eine eingebildete, aufgeblähte Weisheit, mit der Menschen an der Nase herumgeführt werden, ohne dass sie es merken. Es ist ein Auf und Ab von Weisheiten, mit denen wir immer wieder ans Ende unseres Lateins geraten; und es muss Neues her, an das wir uns halten können.

Es ist eigenartig, dass hier der Mensch sehr wendig ist, ohne zur Besinnung zu kommen. Oder muss er deshalb immer wieder Neues haben, damit er nicht zur Besinnung kommt? Warum gehen bei diesem System so viel vor die Hunde? Warum gibt es keinen Frieden unter ihnen? Warum gibt es da so viel Streit und Zank?

In V 8 sagt Paulus: Keiner von den Herrschern dieser Welt erkennt Gott. Und im 2. Korinther Brief sagt er: Der Gott dieser Welt hat der Menschen Sinn verblendet, sodass sie das helle Licht des Evangeliums nicht wahrnehmen können. Unsere Welt ist geprägt vom Sündenfall. Damit geschah eine Entfremdung von Gott. Daher kommt diese Blindheit für die Botschaft und Anliegen Gottes. Wen die Welt als Gott zu sehen meint, ist nicht der wirkliche Gott. Und somit sind die Menschen von allem zu imponieren, nur nicht von Gott und Jesus Christus. Alle drücken sich an Karfreitag vorbei, der Gottlose und der Enthusiast. Das ist das Erkennungszeichen der weltlichen Weisheit, die extrem zur göttlichen Weisheit steht.

 

2) Es geht um die Weisheit Gottes, die auch wir heute ergreifen und erlernen dürfen. Allein das Kreuz Jesu Christi ist hierzu das gewaltige "Plus"- Zeichen Gottes. Schon ein Psalmist sagte: Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Durch das Kreuz bringt Gott Unvereinbares zusammen: Zeitliches und Ewiges; Irdisches und Himmlisches. Ein bekanntes Kirchenlied sagt es so: Gottheit und Menschheit vereinen sich beide; Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah!

Bei der Schöpfung schuf Gott Himmel und Erde. Der Teufel riss das an sich. So tut Gott bei der Neuschöpfung Jesu etwas total anderes: Er schafft damit Löcher in dieses Weltsystem, durch die wir wieder ins Paradies gelangen, schlüpfen können.

Wieder ist in jedem Vers des Predigttextes davon die Rede; V 2: Ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten. V 6 + 7: Wir dürfen Eingeweihte sein für dieses sonst so verborgene aber doch herrliche Geheimnis. Es wird damit zu unserem persönlichen Geheimnis. V 8 + 9: Hier wird das noch einmal bestätigt, dass dies für all die gilt, die Jesus Christus lieben. In V 10 ist genannt, dass uns hierbei der Heilige Geist führt und leitet.

Aber Paulus sagt genauso unmissverständlich, dass wir bei dieser göttlichen Weisheit nicht mehr darauf erpicht sind - V 1 - hohe Worte anzuwenden; V 4 mit überredenden Worten Menschen zu bestimmen und zu begeistern versuchen. Denn V 3 + 5 wer sich auf Menschen verlässt, der ist verlassen.

Natürlich weiß Paulus auch um die Auferstehung Jesu. In dem langen 15. Kapitel führt er das ausführlich aus. Aber für ihn gehört das untrennbar mit dem Kreuz Jesu zusammen. Das Wort vom Kreuz ist für ihn die tiefste Weisheit Gottes. Im Kapitel sagt Paulus: Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es eine Gottes Kraft. Die- Predigt vom gekreuzigten Christus ist den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, ist es die Gottes Kraft und die Gottes Weisheit.

Die höchste Tat Jesu, darin er uns auch ein Vorbild ist, war sein Opfer für uns. Er musste darüber noch sterben. Wir, die wir sowieso sterben müssen, dürfen darüber und dadurch leben. Die Neuschöpfung Jesu ist unsere Rettung aus unseren Sünden. Das ist die höchste Weisheit Gottes. Jesus selbst sagt: Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. Mit unserem Leben in der Nachfolge dürfen wir alles in die Waagschale des Glaubens werfen.

Das Kreuz Jesu Christi durchkreuzt alles menschliche Denken und Handeln, auch und gerade in unserem persönlichen Leben. Neben unserer Hingabe ist auch unser gewaltiges Denken angesprochen; denn mit unserer Hingabe geschehen umwälzende Ereignisse in unserem Leben. Gerade in der Ohnmacht des Kreuzes Jesu wirkt die gewaltige Macht der Liebe Gottes.

Seit dem Tode Jesu wirkt das Kreuz wie ein Magnet, das die Kinder Gottes anzieht. Immer wieder dürfen wir uns unter dem Kreuze Jesu versammeln, damit uns die Sünden vergeben, wir gestärkt werden und wieder neu den Weg Gottes erfahren. "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt." "Das Lamm Gottes allein ist würdig, die sieben Siegel vom Buch des Lebens aufzubrechen und über dieser Erde Gericht zu halten."

Jesus allein ist der Hohepriester, der Mittler des Neuen Bundes. Wir alle sind so unfertige Energiebündel, denen noch viele Illusionen zerbrochen werden müssen. Beim Kreuzestod Jesu sagten alle, die Schar um den Hohenpriester und die Jünger Jesu: Jetzt ist es aus mit diesem Jesus. Wer aber unter dem Kreuz stand, der hörte von Jesus etwas ganz anderes; er sagte: Es ist vollbracht! Was wir auch erleben, was uns auch bedrückt: Hören wir auf Jesus, lassen wir ihn ausreden, hören wir dahinter, warten wir ab, was er daraus macht. Dann werden wir über dem Kommen und Wirken Jesu das Staunen lernen, entgegengesetzt zu allem Augenschein. Nur in dieser Weise ist das Kreuz Jesu ein Magnet für die Glaubenden, eine Gotteskraft sondergleichen.

Wir Menschen meinen oft, dass uns dann geholfen wäre, wenn Gott sein letztes Geheimnis: seine Verborgenheit, fallen lassen würde. Immer wieder einmal haben wir diesen Wunsch. Israel goss sich deshalb das Goldene Kalb. Fast alle Streiter Israels mussten deshalb damals sterben. Auch Mose wollte Gott sehen, aber er durfte ihm nur hinterher sehen. Saulus, der Jesus nur einen ganz kurzen Augenblick sah, war deshalb 3 Tage blind. Vergessen wir solche Wünsche. Sie werden uns doch nicht erfüllt.

Was bedeutet dann Vers 9: Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben!? In Vers 6 ist die Aussage geprägt: Es ist die Weisheit bei den Vollkommenen. Und dieses Vollkommene bedeutet hier: bei den Eingeweihten! Und in V 10 heißt es: Gott hat es uns durch seinen Geist offenbart. So führt uns der Heilige Geist in dieses Geheimnis hinein. Das geschieht, während wir beten, das Wort Gottes betrachten und das Heilige Mahl feiern. Das geschieht aber auch in allen Taten unserer ernst gemeinten Nachfolge, unserem Gehorsam und in unseren Glaubenszeugnissen.

Weisheit bei den Eingeweihten: Wir begreifen Gott nie, aber wir sind von ihm ergriffen. Wir erkennen nur ganz, ganz wenig, aber wir sind von ihm erkannt. Wir erzittern oft unter dieser Tatsache, aber wir erleben, dass Gott zu uns kommt und unser Leben gebraucht. Das Kreuz Jesu Christi ist das gewaltige Pluszeichen Gottes.

Menschlich müssen wir oft bekennen: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber unter dem Kreuz Jesu Christi werden uns die Augen für die Geheimnisse Gottes geöffnet, weiht er uns darin ein, dürfen wir ins Zentrum der Weisheit Gottes vorstoßen und diese Weisheit ergreifen und erlernen. Damit erleben wir die Löcher zum Paradies Gottes.