1. KORINTHER 7,29-31; PREDIGT:

 

„ Das sage ich aber, liebe Brüder: Die Zeit ist kurz. Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine; und die weinen, als weinten sie nicht; und die sich freuen, als freuten sie sich nicht; und die kaufen, als behielten sie es nicht; und die diese Welt gebrauchen, als brauchten sie sie nicht. Denn das Wesen dieser Welt vergeht. “

 

     Unsere Gottesbeziehung ist für uns Christen die Wesentlichste, die es gibt. Deshalb gibt es die christliche Erziehung; den Religionsunterricht, die Konfirmation, die Gottesdienste und unser gelebter Glaube.

     Und Gott hat uns sehr vieles zu sagen. Er hat für uns Lebensschätze bereit, die uns sehr viel bedeuten. Denn was „ER“ sagt, das geschieht. So ist es für uns sehr wesentlich, dass wir auf ihn hören und uns von ihm etwas sagen lassen. Frank Buchmann prägte die Aussage: Wenn der Mensch horcht, redet Gott. Wenn der Mensch gehorcht, handelt Gott.

     Versuchen wir in allen unseren Lebenssituationen den Weg Gottes zu finden, seinen Rat und seine Antworten zu hören, seine Entscheidungen zu akzeptieren und ganz eng in der Jesus- Nachfolge stehen zu bleiben.

     Gott ist nicht ferne von uns. Er ist uns ganz, ganz nahe. Im aaronitischen Segen heißt es zwei Mal, dass sein Angesicht uns ganz nahe ist, so nahe, sodass wir seinen Atem spüren dürfen. Vertrauen wir ihm, so wird alles gut und recht, so schief es auch momentan liegen mag.

     Um den Himmel Gottes zu erleben verlangt Gott nie eine Leistung von uns, mit der wir uns das verdienen könnten. In dieser Richtung ist er sehr freizügig, sodass er uns das alles, was damit zu tun hat, als Geschenk für uns bereit hat, das es gratis, umsonst, gibt. Aber weil Gott nicht der Hans- Dampf auf allen Gassen dieser Welt ist, so ist dazu unsere Offenheit für ihn, unser Glaube und Vertrauen zu ihm nötig, das Annehmen seiner Worte.

     Oft einmal stellt unser Glaube ein Wagnis dar, bei dem es gilt, alles in die Waagschale Gottes zu werfen. Im Nachhinein stellt sich dann heraus, dass jedes Los Gottes gewinnt. Wir spüren in jeder Situation und Lage, dass damit unser Leben und Einsatz einen Sinn hat und nie umsonst gelebt ist.

     Dann sitzt Gott im Regimente und führet alles wohl. Seine Führung und Leitung bereuen wir nie und wir sind dankbar für seine Gegenwart und Nähe. Da bahnt sich eine Lebensbeziehung zu ihm an, die Zukunft hat und uns zur wahren Bewältigung unseres Lebens befähigt. Jeder Tag hat dann einen Sinn, zu leben und sich einzusetzen. Nichts ist auf dieser Basis umsonst getan. Zusätzlich spüren und erleben wir eine große Lebenserfüllung, Freudigkeit und eine innere Stärke. Nichts bringt uns mehr aus der Fassung Gottes und wir können an unserer Stelle die Botschafter Gottes sein.

     Solches Gottvertrauen darf die Basis unseres ganzen Lebens sein. Nach unserem Predigttext gibt es dafür drei Gründe: 1) Alles, was wir anvertraut bekommen, ist eine Leihgabe Gottes, ein Geschenk auf Zeit. 2) Wir kennen eine rechte Distanz zu allem Besitz. 3) Wir sind zum Himmel Gotts unterwegs, zum Paradies, zur Vollendung der Neuschöpfung Gottes.

 

     1) Alles, was wir anvertraut bekommen, ist eine Leihgabe Gottes, ein Geschenk auf Zeit. Sagen wir es einmal ganz klar: „Heute ist der erste Tag meines restlichen Lebens!“ Und da gilt Epheser 5,16: Kaufet die Zeit aus!  Gott aktiviert uns ganz stark. Unter diesem Gesichtspunkt sind wir sehr mobil und engagiert. Wenn wir unser Leben als ein Geschenk Gottes ansehen, dann gehen wir damit auch sehr verantwortlich um. Da treiben wir keinen Raubbau mit unserem Körper, mit unseren Kräften und mit unserer Liebe. Da bekommen wir das Geschick, mit allem uns Anvertrauten recht umzugehen.

     Bei diesem Geschenk auf Zeit gehört es natürlich dazu, dass wir im Leben viel lernen, einen Beruf ausüben, Verantwortung übernehmen; einen gewissen Besitzstand aufbauen, um eine Familie beherbergen zu können; Vorsorge zu treffen, damit wir bei Krankheit und im Alter versorgt sind. Auch eine gewisse Wohnlichkeit sollen wir haben. Auch finanziell gilt es, ein Polster zu haben, auf das wir in Notzeiten zurückgreifen können. Ein großer Vorteil besteht darin, gesundheitlich auf dem Laufenden zu sein, sportlich zu leben und nichts zu unternehmen, was unserer Gesundheit schadet. Ein bestimmtes Gleichmaß zwischen Anstrengung und Ruhe, Arbeit und Schlaf, Verausgabung und innerlichem Auftanken ist von großem Vorteil. Auch unsere Lebensbeziehungen zu anderen Menschen gilt es zu pflegen und zu hegen. Da bauen wir Freundschaften auf und nie Feindschaften. Und allezeit versuchen wir, das Böse mit Gutem zu überwinden.

     Jeder Mensch und das gilt gerade auch für uns Christen, besitzt so viele Fähigkeiten und Gaben, die er alle ausnützen und ausüben darf. Da haben wir so viele Vorteile und Vorgaben, bei denen wir an kein Ende kommen. Gerade Gott öffnet uns dazu die Augen und gibt uns für das Alltägliche seinen Beistand und Segen. Durch Gottes Gnade stellen wir im Umfeld unseres Lebens etwas dar und leben wir nie umsonst.

     Natürlich wissen auch wir Christen, dass in unserem Leben nie alles glatt vonstatten geht. Da gibt es Berge und Täler, ein Auf und Ab, Freude und Leid. Da kommen wir mit Menschen in Berührung, die es gut, und welche, die es böse mit uns meinen. Da treffen wir Begebenheiten an, die uns weiter bringen, und welche, die Rückschläge darstellen. Ganz selten geht alles ganz glatt über die Bühne unseres Lebens. Oft gibt es Lebensabschnitte, die uns ganz fordern und denen wir uns bewusst zu widmen haben. Da bleibt uns dann nichts erspart.

     In allen unseren Lebensphasen gibt es Vorteile und Nachteile. Natürlich entscheiden wir uns dann immer für die Vorteile, auch dann, wenn wir manche Nachteile in Kauf nehmen müssen. Aber es überwiegen dann immer die Vorteile.

     Bei all diesen Betrachtungsweisen haben wir Christen den großen Vorteil, dass uns Jesus Christus beraten will, wie wir uns verhalten können. Er schenkt uns die Weisheit gerade für unsere alltäglichen Aufgaben und Entscheidungen. Er gibt uns eine große Durchhaltekraft, damit wir nie etwas vernachlässigen müssen. Er ermöglicht uns eine Liebe, die sich nicht erschüttern lässt; eine Freude, die auch im größten Leid vorhanden ist; ein Ziel, von dem wir nicht ablassen müssen; einen langen Atem, mit dem wir auch die Durststrecken des Lebens meistern können.

     Diese Leihgaben Gottes, seine Geschenke auf Zeit, ermöglichen uns ein sehr bewegtes Leben, sodass uns alles Auf und Ab des Lebens nicht schädigt, sondern sehr stärkt und zum rechten Leben befähigt.

 

     2) Wir kennen eine rechte Distanz zu allem Besitz. Man könnte meinen, dass dies im Gegensatz zum bisher Gesagten steht. Aber ich denke, dass dies nicht der Fall ist. Denn wir benützen diese Leihgaben Gottes, diese Geschenke auf Zeit dann falsch, wenn sie sich verselbständigen.

     Natürlich stehen wir alle voll im Leben. Oft sind wir vielen Zwängen ausgesetzt, die wir erbringen müssen. Manchmal könnte man meinen, dass sich das ganze Leben nur aus Nebensächlichkeiten zusammen setzt. Da sind wir gehetzt und sinken abends müde ins Bett. Da wächst uns der Alltag über den Kopf. Da schlägt uns das Wasser über dem Kopf zusammen. So meint man, vieles versäumt und das Wesentliche verpasst zu haben. So sieht eben unser Menschenleben aus.

     Damit uns das nicht zum Nachteil gereicht, schenkt uns Gott dennoch eine gewisse Distanz zum Alltag, auch dann, wenn wir 100 %-ig im Leben stehen. Es ist eine rechte Distanz zu allen falschen Abhängigkeiten und Zwängen. Nichts darf uns in falscher Weise gefangen und in Beschlag nehmen.

     Deswegen will uns Gott das Leben nicht vermiesen, sondern ganz stark bereichern. Gerade die Weisheit Gottes zeigt uns die Lebensvorteile und die Lebensnachteile auf. Daraus können wir dann die Konsequenzen ziehen. Gott zeigt uns, worauf es gerade im Alltag ankommt, was wesentlich und was unwesentlich ist. Die Kräfte und Mächte dieser Welt sollen uns nicht in ihren Bann ziehen. Als Christen gehen wir nicht in dieser Welt auf. Aber wir gehen auch nicht in dieser Welt unter. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Gott gibt uns so quasi einen eigenen Lebensstand, einen eigenen Lebensbereich, eine eigene Lebensgrundlage, eine eigene Lebensqualität. Damit stehen wir rein äußerlich betrachtet mindestens genauso im Leben, wie alle anderen Menschen. Aber Gott gibt uns eine klare Ausrichtung, mit der wir vor vielen Gefahren und Irrtümern bewahrt bleiben, in die oft viele Menschen abgleiten.

     Bezeichnen wir einmal diese Distanz mit der Askese. Rechte Askese ist nicht dann gegeben, wenn wir mit verzerrtem Gesicht auf etwas gewaltsam verzichten. Sondern da verzichten wir gerne auf etwas, da geben wir gerne etwas ab, um dafür etwas Besseres zu bekommen. Da sind wir frei von vielem, um für das Wesentliche frei zu sein. Wenn unser Leben mit lauter Nebensächlichkeiten vollgestopft ist, dann hat eben nichts anderes mehr Platz.

     So befähigt uns Gott zur rechten Einschätzung aller unserer Lebensbeziehungen. So wissen wir, was wesentlich und was unwesentlich ist. Wir können unterscheiden zwischen der Wahrheit und der Lüge. Wir lassen uns nicht bezaubern von utopischen Zielen, Begierden und Wünschen. So können wir uns ein Leben aufbauen, das sich zu leben lohnt. Da sind wir voll drauf. Da können wir vieles leisten und bewahren uns unsere Kräfte und Fähigkeiten für ein sinnvolles Arbeiten und Wirken.

     Diese von Gott geschenkte Distanz gilt auch dann, wenn wir wie viele andere Menschen Schweres erleiden müssen. Deswegen ist unser Christenleben kein Honiglecken. Da gibt es Krankheiten und Unfälle, die einen ganz schön zusetzen. Da gibt es Eheschwierigkeiten, sie sich keiner wünscht. Da gibt es finanzielle Notlagen, darin man auf vieles verzichten muss. Da wird manchen buchstäblich der Grund unter den Füßen weggezogen, sodass alles wankt und schwankt. Da gibt es Mobbing, die uns die ganze Lebensexistenz entzieht. Bei den großen Katastrophen dieser Erde sind auch die Christen davon nicht ausgenommen. Da gibt es auf dieser Erde Christen, die um ihres Glaubens willen belästigt, verfolgt und sogar getötet werden.

     So hart das alles ist. So gibt doch Gott gerade in diesen Situationen seinen Beistand und seine Hilfe. Denn er will das Böse nicht. Man kann ihm dieses Böse nicht in die Schuhe schieben. Dieses Böse kommt vom Bösen, dem Satan, nicht von Gott. Es gibt viele, viele Menschenzeugnisse, die davon berichten, dass gerade in solchen Situationen ihnen Christus beigestanden ist. Christus hat dieses Böse besiegt. Er selbst sagt, Johannes 16,33: In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. So kennen wir Christen eine gewisse Distanz zu allem Erlebten im Alltag.

 

     3) Wir sind zum Himmel Gottes unterwegs, zum Paradies, zur Vollendung der Neuschöpfung Gottes.

     Wir müssen wissen, dass die Christen der Urgemeinde die Wiederkunft Christi zu ihrem Lebzeiten erwarteten. Nun sind inzwischen 2000 Jahre vergangen und diese Wiederkunft hat immer noch nicht stattgefunden. Trotz dieser falschen Erwartung waren ihre diesbezüglichen Verhaltensweisen nicht falsch, sondern richtig.

     Die Seligpreisungen am Anfang der Bergpredigt Jesu kann man auch mit unserem Predigttext vergleichen. Da heißt es, wir dürfen voll diese Erde besitzen. Das ist unser Punkt 1. Gleichzeitig dürfen wir Gott schauen, Gott erleben. Das ist unser Punkt 2. Zusätzlich heißt es zwei Mal, dass wir das Himmelreich besitzen dürfen.

     Das größte Geschenk Gottes an uns Christen sind die unvergänglichen Werte, die er uns gibt. Es sind Werte, die uns das Paradies Gottes erschließen. Gerade die Vergebungs- und Erlösungskräfte Jesu ermöglichen uns Schätze, die für uns in Ewigkeit bestehen bleiben und uns nicht mehr genommen werden können.

     Gottes Reich ist nicht von dieser Welt. Es ist ein total eigenes Reich, das sich Gott im Verborgenen, im Unsichtbaren bereitet und bildet. Während diese Welt im Vergehen ist, ist dieses Reich Gottes im Kommen und vergeht nicht mehr. Als Christen sind wir davon beeindruckt und fasziniert, weil dieses Reich in Ewigkeit Bestand hat. Diese Sicht ist keine Fata Morgana oder Täuschung, sondern eine Wirklichkeit, die über den weltlichen Angelegenheiten steht.

     Jeder Christ weiß um seine spezielle Berufung, die er von Gott bekommen hat. Das ist für ihn das größte Geschehen seines Lebens. Gerade diese Berufung ist ein tragendes Fundament, darauf wir unser ganzes Leben sinnvoll aufbauen dürfen. Da bauen wir nicht auf Sand, sondern auf einen Fels, der in Ewigkeit Bestand hat. Was uns Gott zuspricht und verspricht sind Wahrheiten, die auch uns in alle Wahrheiten führen und somit zum rechten Leben, Verhalten und zur rechten Bewältigung aller unserer Situationen führen.

     Diese unsere Beziehung zu Gott und zu Jesus Christus ist unsere wesentlichste, übergeordnete Beziehung. Alles andere ist dem untergeordnet. Nur in diesem Sinne verstehen wir recht die Aussagen unseres Predigttextes in Bezug auf unseren Ehepartner, auf Freude und Leid, auf Geld und Besitz.  Diese Beziehungen verlieren nicht ihre Berechtigung. Aber wir wissen darüber noch etwas sehr Wesentlicheres.

     Gerade dadurch können wir im Leben alles viel besser bewältigen und in Verantwortung durchgehen, weil wir wissen, dass wir letztlich zum Himmel Gottes unterwegs sind. Es sind schon viele Fenster des Himmelreichs geöffnet. Wir riechen schon den Bratenduft vom festlich gedeckten Tisch Gottes.

 

     So hat uns Gott vieles zu sagen. Er hat für uns Lebensschätze bereit, die uns sehr vieles bedeuten. Denn was „ER“ sagt, das geschieht. Als Christen gehen wir den Weg Gottes, hören wir seinen Rat und seine Antworten, akzeptieren wir seine Entscheidungen und stehen wir in der Jesus- Nachfolge. Gottes Angesicht ist uns ganz nahe, sodass wir seinen Atem spüren können. Gott ist sehr freizügig, wenn es darum geht, dass wir seinen Himmel erleben. Da bahnt sich eine Lebensbeziehung zu ihm an, die Zukunft hat und uns zur Bewältigung dieses Lebens befähigt. Solches Gottvertrauen darf die Basis unseres ganzen Lebens sein.