2. KORINTHER 5,1-10;    2. PREDIGT:

 

„ Wir wissen: wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Denn darum seufzen wir auch und sehnen uns danach, dass wir mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet werden, weil wir dann bekleidet und nicht nackt befunden werden. Denn solange wir in dieser Hütte sind, seufzen wir und sind beschwert, weil wir lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen, damit das Sterbliche verschlungen werde von dem Leben. Der uns aber das bereitet hat, das ist Gott, der uns als Unterpfand den Geist gegeben hat. So sind wir denn allezeit getrost und wissen: solange wir im Leibe wohnen, weilen wir fern von dem Herrn; denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn. Darum setzen wir auch unsere Ehre darein, ob wir daheim sind oder in der Fremde, dass wir ihm wohl gefallen. Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse. “

 

Wie sieht unsere rechte Naherwartung Jesu aus? Sie bedeutet uns für die Gegenwart und Zukunft unseres Lebens sehr viel, ja alles. Deswegen leben wir niemals utopisch, sondern sehr realistisch. Damit kennen wir nicht nur die Menschen, sondern auch Gott; nicht nur das Irdische, sondern auch das Himmlische; nicht nur das Sichtbare, sondern auch das Unsichtbare.

Weil auf dieser Erde alles im Vergehen, gleichzeitig uns aber die Liebe Gottes, des Vaters, gewiss ist, öffnet uns Gott auch das Leben, das nicht mehr vergeht und somit ewig ist. Dafür gibt es die Naherwartung Jesu. Der Heilige Geist gibt uns dazu das Unterpfand, einen Vorschuss, eine Erstlingsgabe. Gerade der Dreieinige Gott eröffnet uns das wahre Leben, das uns normalerweise verschlossen ist.

Gott, als der Ursprung alles Lebens, wird durch die Naherwartung Jesu in unserem persönlichen Leben zur ursprünglichen Quelle des Lebens. Das darf sich so stark ausprägen, sodass auch wir selbst darüber zu einer überfließenden Quelle des Lebens für andere werden.

Die rechte Naherwartung Jesu ist immer zuerst ein Geschenk Gottes, eine uns zuteil gewordene Gnade. Gleichzeitig erwachsen uns auch daraus viele Verpflichtungen. Zuerst erstehen uns dadurch sehr viele Rechte. Weil uns Gott will, braucht er uns auch. Wir dürfen etwas sein, das wir ohne diese Naherwartungen nie wären. Jesus Christus ist uns näher, als uns je ein Mensch nahe sein kann. Ja er ist uns sogar näher, als wir uns selbst nahe sein können. Und das verpflichtet uns dann auch zu einem sehr konsequenten Leben der Nachfolge.

Weil unsere Zeit nicht nur parallel zur Ewigkeit Gottes verläuft, sondern wir davon sogar eingeschlossen sind, knüpfen wir durch die Naherwartung Jesu Kontakt zu dieser Ewigkeit Gottes. Es darf ein Hinüber und Herüber sein: Er in uns und wir in ihm. Jesus öffnet uns die inneren Augen und Ohren für das wahre Leben. Durch ihn bekommt unser Leben den rechten Wert, Sinn und Inhalt.

Seit Himmelfahrt ist Jesus der Einzige, der im Himmel und auf Erden alle Macht hat. Alles ist ihm untergeordnet und er verfügt darüber. Als Christen erleben wir ihn als den uns Übergeordneten, der uns aber dem Alltäglichen nicht entfremdet, sondern es uns viel besser bewältigen lässt.

Wir Menschen pflegen sehr viele Sehnsüchte. Damit diese keine Scheinblüten oder Pseudoblüten treiben, haben wir heute schon in den Naherwartungen Jesu einen reellen Bezug zum ganzen unsichtbaren Leben. Uns wird das durch den Sündenfall Verlorene wieder nahe gebracht. Uns wird der Zugang dazu ermöglicht. An jedem Morgen neu dürfen wir zu solch einem Leben einen von Gott bekommenen Gutschein einlösen.

Wie sieht unsere rechte Naherwartung Jesu aus? Als Christen sind wir 1) Weltmeister im Glauben. Das gibt uns viele Erlebnisse 2) in unserem Alltag und 3) für unsere sich lohnende Zukunft.

 

1) Als Christen sind wir Weltmeister im Glauben. Wenn es für uns Christen eine Disziplin im Wettkampfgebaren dieser Welt gibt, dann geht es einzig und allein um diesen Glauben. Alle anderen Disziplinen, Arten der Lebensbewältigungen, der Lebenskämpfe können die Vereine und die verschiedensten Riegen, Religionen und Sekten besser als die Kirche, die Gemeinde. Das Besondere des Christentums ist der Glaube. Mit ihm steht oder fällt die Kirche, die Gemeinden, die Gruppen und auch der einzelne Christ.

Unser Text betont das an den verschiedensten Stellen: Nur mit diesem Glauben können wir es fassen, dass uns Gott nach unserem Tode oder unserer Verwandlung ein neues Haus oder Kleid gibt. Nur in unserem Glaubensleben erleben wir das Wirken des Heiligen Geistes, der uns von dem Zukünftigen, Ewigen ein Unterpfand, einen Vorschuss, eine Erstlingsgabe gibt. Nur im Glauben erkennen wir Jesus Christus als den Herrn an, der im Himmel und auf Erden alle Macht hat und damit selbstverständlich auf dem Richterstuhl sitzt. Und im Vers 7 unterstreicht Paulus noch extra, dass wir im Glauben wandeln und noch nicht im Schauen. D.h. nur im Glauben ist uns das alles gewiss; nicht aber dann, wenn wir dafür Beweise haben wollen. Man spricht ja auch vom Zeugnis des Glaubens und nicht vom Beweis des Glaubens. Wenn wir als Christen solche Zeugen sein wollen, dann müssen wir zuerst etwas davon erlebt haben. Erst dann können wir etwas bezeugen, davon reden, predigen und die Menschen zu diesem Wagnis des Glaubens einladen. Alles andere ist Gott überlassen. Und er tut das auch. Er benützt solches Zeugnis und kommt damit zu den Menschen, die es annehmen, ganz nahe.

Von Gott her, von Jesus Christus her, ist alles bereitet, auch für jeden Einzelnen unter uns. Er bahnt unsere Wege. Auch wenn Krisenzeiten auf uns zukommen, die ja immer Wegscheidungen bedeuten, zeigt er uns den rechten Weg, für den wir uns entscheiden dürfen. Mit unserem Glaubensleben akzeptieren wir das, entscheiden wir uns für den rechten Weg, legen wir unsere Hand in die von Gott geöffnete Hand ein und bleiben auf dem Weg der Nachfolge.

Der Urgemeinde sehnlichster Wunsch der Wiederkunft Jesu wurde nicht erfüllt. Obwohl das bestimmt für manche zur Krise wurde, war das für sie dennoch kein Fallstrick, weil sie dabei in ihrem Glaubensleben zurecht gebracht worden sind. So bewirkt der Glaube auch immer die Korrektur unserer falschen Erwartungen.

Heute ist, außer ein paar fanatischen Gruppen, die Gefahr vorhanden,  dass wir zu wenig auf die Wiederkunft Jesu warten. Fanatismus ist hier fehl am Platze. Aber sich im Glauben Gedanken darüber zu machen, was wäre, wenn heute Christus käme, ist nie falsch. Denn damit sind ganz praktische Anliegen verbunden, bei denen ich frage: Wie sieht das Gott? Wie würde das Jesus entscheiden? Was gibt darauf die Bibel für Antworten? Wie sehen die Alternativen Gottes aus?

Paulus sagt: Der Glaube ist etwas anderes als das Schauen. An anderen biblischen Stellen wird unser Glaubensleben als ein zweites Leben bezeichnet, in das wir mittels einer Neugeburt hineingeboren werden. Man bezeichnet das mit unserem sog. "Geistlichen Leben". Da heißt es dann, dass "Neues" geworden, entstanden, geboren ist. Und dieses Neue ist allein der Verdienst Jesu, der uns das schenkt, uns dazu begnadigt und begnadet. Er bleibt dann auch als unser Herr und Meister der Anfänger und Vollender unseres Glaubens. Weh uns, wenn wir da etwas manipulieren oder schachern wollen. Wohl uns, wenn wir dazu unser ganzes Vertrauen aufbringen. Dieses Wagnis wird uns reichlichst belohnt. Für solchen recht verstandenen Glauben dürfen wir Weltmeister sein, Vorbilder und Zeugen.

 

2) Wie sehen unsere diesbezügliche Erlebnisse im Alltag aus? Das möchte ich mit dem Satz beschreiben: Es ist ein Qualitätssprung damit verbunden, weil wir Seismographen der Bewegungen Gottes sein dürfen. Unser Glaube ist ja nichts Irreales, sondern etwas sehr Reales, Gewisses. Auch wenn ich keine Beweise für andere aufzeigen kann, so hat für jeden einzelnen Christen der Glaube sehr viele Auswirkungen für den Alltag.

Paulus spricht hier von dem Unterpfand des Geistes; vom Trost Gottes; dass wir alles tun und unsere Ehre darein setzen, um Gott wohl zu gefallen; und dass es ganz wesentlich ist, ob wir uns gut oder böse verhalten. Jeder Christ darf für sich um die Führung Gottes wissen und diese in Anspruch nehmen. Wohl gemerkt: die Führung unseres Lebens überlassen wir Gott. Wenn das für uns klar und akzeptiert ist, das kann jeder nur ganz persönlich für sich tun, dann bekommen auch wir sehr viel Arbeit, Aufgaben und Aufträge. Gott lässt uns nicht hängen und gibt jedem seinen Platz und Wert. Gleichzeitig überfordert er uns auch nicht. Unser Leben bekommt damit in allem Auf und Ab ein gewisses Gleichmaß und eine Beständigkeit.

An den verschiedensten Stellen der Schrift wird wert auf unser "Heute" gelegt, z. B. : Heute, wenn du seine Stimme hörst, so verstocke dein Herz nicht. Ein Sprichwort sagt: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Wenn wir Seismographen der Bewegungen Gottes sind, so zeichnen wir das auf, was Gott im Verborgenen tut. An uns können die Menschen ablesen, was Gott vorhat. Damit tragen wir eine große Verantwortung. Und doch tun wir nie etwas aus uns selbst heraus. Letztlich tut es Gott. Er setzt uns in Bewegung. Wir sind sein Lautsprecher, sein Werkzeug, seine Botschafter, seine Beauftragten.

Und weil Gott dahinter steht, zeugt solches Leben von Qualität. Was Qualität besitzt, das hält etwas aus, das geht nicht gleich kaputt und verliert nie seinen Wert. Gerade dem Paulus ist ja die Botschaft vom Kreuz so wichtig. Zwei Sätze vor unserem Predigttext heißt es: Unsere Trübsal schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit. Bei Metallen entsteht Qualität durch hohe Schmelzprozesse. Bei Edelsteinen geschieht es durch hohe Drücke. In Römer 12 sagt Paulus, dass unser vernünftiger Gottesdienst ein Opferleben ist, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig gelebt wird. Als Christen sind wir dazu bereit und befähigt. Wir wundern uns nicht, wenn heiße Zeiten kommen. Paulus sagt klar: Unser irdisches Haus, diese Hütte, unser Leib wird abgebrochen. Aber schon zu unseren Lebzeiten bereitet Gott das Haus, das Kleid, das er für das Leben nach unserem Tode bereit hat. Das ist die Qualität. Dafür sind wir diese Seismographen der sonst verborgenen Führungen Gottes. Damit sind in unserem Alltag sehr viele Erlebnisse verbunden.

 

3) Solches Leben hat eine Zukunft. Paulus: Darum seufzen wir auch und sehnen uns danach. Den Vorschuss, die Erstlingsgabe, die uns Gott gibt, deutet darauf hin, dass wir einmal das Ganze bekommen, das Vollkommene, diesen Bau, von Gott erbaut; dieses Kleid, von Gott geschneidert. Es ist allein das Erlösungswerk Jesu, mit dem wir vor Gott bestehen können. Wir Christen sind von Christus Begnadigte. So wie wir heute schon seine Vergebung erleben, also in erster Instanz, so erleben wir diese auch in letzter Instanz am Jüngsten Tage. Da hat der Verkläger keine Chance mehr.

Noch müssen wir alle durch den Tod hindurch. Noch haben wir nicht die Chance der Verwandlung. Noch ist der Tod der letzte Feind, den Jesus überwinden wird. Aber der Tod hat für uns, so schwer er uns vielleicht auch noch fallen wird, all seine Schrecken verloren. Denn er ist die letzte Hürde, die wir mit Gottes Hilfe überspringen dürfen. Für uns ist mit dem Tode nicht alles aus. Das Wesentliche ist uns dann gewiss: Das vollkommene Leben bei Gott. Dazu haben wir heute schon die Staatsbürgerschaft zur Hand. Dazu dürfen wir heute schon die Kinder Gottes sein. Darauf zu leben wir wie Pilger, die noch unterwegs sind, die aber dieses Ziel vor Augen haben. Wir kennen schon den Punkt, der außerhalb dieser Welt liegt, mittels dem unsere Welt aus den Angeln zu heben ist; aber nie zum Bösen, sondern immer nur zum Guten, - jedenfalls für uns Christen gesehen.

Beachten wir dabei allezeit, dass Gott keine Vorladungen verschickt, sondern Einladungen. Es sind Einladungen für ein Leben, das Zukunft hat. Es sind Einladungen für eine Sache, die im Kommen und im Werden ist und wozu Christus alle Macht hat im Himmel und auf Erden!

 

Wie sieht unsere rechte Naherwartung Jesu aus? Sie bedeutet uns für die Gegenwart und Zukunft unseres Lebens sehr viel, ja alles. Damit kennen wir nicht nur die Menschen, sondern auch Gott; nicht nur das Irdische, sondern auch das Himmlische; nicht nur das Sichtbare, sondern auch das Unsichtbare. Mit unseren rechten Naherwartungen Jesu laben wir uns an der Quelle des Lebens, die in unser Leben herein fließt und wir davon überquellen dürfen. Wir pflegen Kontakt zur Ewigkeit Gottes. Es ist ein ergreifendes Hinüber und Herüber. Nur von daher ist es zu verstehen, dass wir Weltmeister im Glauben sind mit vielen Erlebnissen in unserem Alltag und wir auf eine lohnende Zukunft zugehen. Gott gibt uns viele Qualitäten, die uns heute schon vieles bedeuten und uns ein Leben nach dem Tode zusichern. Im Glauben, mit unserem Glaubensleben der Nachfolge, dürfen wir in diese Qualitäten vorstoßen und sie uns aneignen.