EPHESER 1,20b-23;    PREDIGT:

 

" Gott hat mit seiner überschwänglich großen Kraft und in der Macht seiner Stärke Christus von den Toten auferweckt und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was sonst einen Namen hat, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Und alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt. "

 

Für uns Christen ist der Himmelfahrtstag der Schnittpunkt zum wahren ewigen Leben. Das galt damals für Jesus selbst und für seine Jünger mit der späteren Urgemeinde. Und das gilt auch heute für uns.

Seit der Himmelfahrt Jesu steht für Gott alles fest und ist nichts mehr fraglich. Was fraglich ist, ist einzig und allein die Stellung des einzelnen Menschen zu diesem unseren Gott, ob er sich von ihm führen und leiten lässt. Das ist auch der Schnittpunkt in unserem persönlichen Leben.

In jeder einzelnen Phase unseres Lebens sind wir von Gott angefragt, ob wir seine Größe akzeptieren, persönlich annehmen und uns danach ausrichten. Es muss dann keine Situation geben, in der wir gottlos leben müssten. Aber es gibt auch noch keine Situation, solange wir auf dieser Erde leben, in der wir schon im Schlaraffenland wären, in dem uns die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Es hat noch jeder Tag seine eigene Plage, die es zu bewältigen gilt. Aber Gott lässt uns dabei nicht alleine. Gerade ab Himmelfahrt ist es möglich geworden, dass jeder Christ auf dieser Erde zu allen Zeiten höchst persönlich die Nähe Jesu erlebt. Jesus ist der Heilige Gottes für alle Christen. Er ist der Hauptverantwortliche für alle Christen. Er erschließt uns, die wir inmitten dieser vergänglichen Zeit leben, das göttliche Leben, das von Gott gewirkte Leben. Davon dürfen wir so stark überwältigt sein, sodass jeder Atemzug unseres Lebens davon geprägt und gestaltet wird.

Jesus ist ja nicht ein Schwächling und Taugenichts, der gescheitert wäre. Sondern gerade zu Himmelfahrt entpuppt er sich für die Seinen als der Herr alles Lebens. Es ist das Fest seiner Ordination, bei der er die zwar noch verborgenen, aber gerade deshalb die endgültigen Regierungsgeschäfte Gottes übernommen hat. So ist ihm seitdem alles möglich und behält auch in unseren unmöglichsten Situationen noch den Überblick. Er führt uns mit großer Hoffnung und Gewissheit durch alles hindurch. Ja, das ist sogar seine Größe, dass in den Situationen, in denen wir alles für gescheitert erklären, er gerade seinen Weg hat, den er uns führt und auf dem es entscheidend weitergeht.

Auch als Christen leben wir ganz in dieser Welt. Aber wir wissen auch um die Wirklichkeit des Himmels Gottes. Gerade von daher bekommen wir unsere Orientierung und unsere Motivation. Diese stellen keine Utopien dar, sondern Wirklichkeiten, die uns täglich begleiten und uns dieses Leben sinnvoll gestalten lassen. Damit durchgehen wir nichts mehr sinnlos, sondern alles bekommt damit einen wertvollen Sinn und Inhalt. Wohl dem, der sich dafür hergibt und dazu bereit ist.

Himmelfahrt ist in unserem Leben der Schnittpunkt zum wahren, ewigen Leben. Damit sind drei Erfahrungen verbunden. Wir erfahren den Gott, 1) der die höchste Instanz alles Lebens ist; 2) der Jesus Christus alle Regierungsgeschäfte übergeben hat; und 3) der uns beauftragt, seine Repräsentanten in dieser Welt zu sein.

 

1) Wir erfahren den Gott, der die höchste Instanz alles Lebens ist. Wer das einmal kapiert hat, der kennt auch die große Traurigkeit darüber, dass so viele Menschen an diesem Gott achtlos und uninteressiert vorübergehen und ihn damit nicht ernst nehmen.

Trotz dieser Traurigkeit, die wir immer empfinden werden, kennen wir die große Freude über diesem unseren Gott, dem alles möglich ist; der sich allmächtig in unsere Lage einschaltet und uns damit gütig und gnädig führt und leitet.

Hier im Text heißt es: Dieser Gott hat mit seiner überschwänglich großen Kraft und der Macht seiner Stärke Christus von den Toten auferweckt, ihn zu seiner Rechten im Himmel eingesetzt und bestimmt, dass er das Haupt der Gemeinde ist! Dieser unser Gott steht hinter allem, das geschieht und ewige Werte beinhaltet. Und gerade dieser Gott will, dass wir das wahre ewige Leben ergreifen. Dazu führt er alles in rechter Weise.

Es ist sehr schade, dass wir Menschen unseren Blick immer wieder auf das Schlechte, Ungute, Verderbliche, Schwere und Böse lenken; als auf das Gute, Vollkommene, Lebendige, Aufbauende und Bewahrende. Gott will uns die Impulse zu einem wertvollen Leben vermitteln. Er hat die Grundlage und alle Voraussetzungen geschaffen, dass wir ein erfülltes Leben führen können; ein Leben, das Zukunft hat und nie vergeblich gelebt wird.

Sehen wir unser Leben doch in dem großen Zusammenhang, dass von Gott her gesehen alles Leben in den ewigen Gottesdienst einmünden darf. Zu diesem ewigen Gottesdienst gehört alles, wo Gott am Werke ist; alles, was Gott und seiner Sache dient. Gerade der Himmelfahrtstag will das verdeutlichen. Jesus hat das Schwerste durchstanden, fährt auf in den Himmel Gottes und dient nun von dort aus seinem Vater, damit das Reich Gottes gar vollendet wird. Und nun feiern wir alljährlich das Himmelfahrtsfest, damit auch unser Leben in diesen ewigen Gottesdienst eingebunden wird. Dazu dürfen wir einen lebendigen Bezug haben. Dafür setzen wir uns ein und geben wir uns her. Auch wenn es natürlich viel anderes zu tun gibt, dient dennoch dazu der Haupteinsatz unseres Lebens. Wohl uns, wenn wir dazu die uns gebotenen Schritte beschreiten und einschlagen; wenn wir dazu Gott unser gesamtes Leben unterstellen. Es lohnt sich, dafür im Gehorsam die Wege Gottes zu gehen. Keine Phase unseres Lebens ist dann umsonst durchgangen; denn damit können wir alles positiv durchgehen, überwinden und bewältigen. Gott ist dann mitten in unserem Leben und bewirkt das Gute und Vollkommene.

Gott gibt uns ganz bestimmte Vorgaben, Verheißungen und Lernziele, die nicht aus der Luft gegriffen sind, sondern wertvolle Inhalte haben. Indem wir unseren Einsatz dafür hergeben, gebrauchen wir alles zum Segen Gottes und dürfen für diese Welt ein Lichtblick sein.

Die Risse und Störfaktoren dieser Welt bleiben zwar bestehen. Aber unser Leben ist nicht mehr umsonst gelebt, weil wir schon der neuen Welt Gottes leben. Wir erfahren damit den Gott, der mit seiner überschwänglich großen Kraft und der Macht seiner Stärke die höchste Instanz alles Lebens ist.

 

2) Wir erfahren den Gott, der Jesus Christus alle Regierungsgeschäfte übergeben hat. Verse 20b-22a: Jesus Christus ist im Himmel zur Rechten Gottes eingesetzt über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was sonst einen Namen hat, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Gott hat ihm alles unter seine Füße getan. Damit Gott in unserem Leben kein Phantasiegebäude wird, hat er uns Jesus Christus als Erlöser und Vorbild gegeben. Demnach konkretisiert sich in unserem Verhältnis zu Jesus Christus das göttliche Leben. Das ist ja auch der große Unterschied von uns Christen zu den Sekten, Religionen und den Weltanschauungen, dass wir diese Größe Jesu anerkennen und sein Angebot der Wiedergeburt annehmen. Nun leben wir als Jünger / Schüler Jesu.

Und weil Jesus die Erfüllung aller Verheißungen ist, ist für uns die Bibel das Wort Gottes. In persönlicher Bibellese und im persönlichen Gebet erfahren wir persönlich diese Regierungsgeschäfte Jesu. Gerade auch in unserer jetzigen Situation hat er alle Macht und ist ihm alles unter seine Füße getan.

Zu Himmelfahrt ist ja Jesus seinen Jüngern nicht entfleucht, sondern von einer größeren Warte aus uns neu gegeben. Es war kein Abschiedsfest, sondern dieses Einsetzungsfest. Jesus hat nun das ewige Priesteramt inne. Er ist nun inmitten unserer Welt jenseitig. Zu Ostern hat es geheißen: Jesus ist auferstanden und nun lebt er! Zu Himmelfahrt heißt es: Jesus ist auferstanden und regiert nun seitdem. Wir haben keinen uns erdachten Christus; sondern den Kyrios, den Herrn aller Herren, der das All beherrscht; dem leben und dienen wir. Nach Philipper 2 sind in dem Namen Jesu Kräfte verborgen, die sich uns in der täglichen Nachfolge erschließen. Nicht wir leisten und managen etwas, sondern Jesus führt uns.

Und gerade zu Himmelfahrt wird uns deutlich, dass uns Jesus nicht nur einen Weg durch Sünde, Tod und Hölle bahnt; sondern auch einen Weg in den Himmel Gottes, in die neue Schöpfung Gottes, in die Vollendung des gottgewollten Lebens.

Bei der Schöpfung dieser Welt hat Jesus seine ersten Worte gesprochen. Und gerade durch die Wissenschaft wissen wir um die Größe und das Faszinierende des Makro- und des Mikro- Kosmoses. Und am Jüngsten Tag wird Jesus die letzten Worte über dieser unserer Welt sprechen. Zwischenzeitlich baut er das Reich Gottes auf und vollendet es. Und der Himmelfahrtstag ist für uns der Auslöser dafür, dass auch wir zu diesem Reich Gottes einen Lebensbezug bekommen. Dafür ist Jesus der Vermittler zwischen unserem Alltag und der Ewigkeit, zwischen Gegenwart und Zukunft. Was wir in seinem Namen lösen und binden dürfen, das gilt auch im Himmel Gottes. Das Aufregende und Anregende an Himmelfahrt ist, dass sich bei uns Jesus durchsetzen wird. Denn wir erfahren den Gott, der Jesus Christus alle Regierungsgeschäfte übergeben hat.

 

3) Wir erfahren den Gott, der uns, als die Gemeinde, beauftragt, seine Repräsentanten in dieser Welt zu sein. Verse 22b+23: Gott hat Jesus Christus der Gemeinde zum Haupt über alles gesetzt, welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt. So kümmerlich sich oft die Gemeinde in dieser Welt darstellt, so wertvoll ist sie doch von Gott geachtet. Aber nur deshalb, weil Jesus das Haupt der Gemeinde ist. Allein die Gemeinde Jesu Christi hat das Vorrecht, der Sammelpunkt göttlichen Lebens und Aktivitäten zu sein. In ihr darf etwas zur Ruhe kommen, verwirklicht sich Gott und geschehen seine echten Wunder. Wer sich in die Gemeinde hineinstellt und darin sich ganz einbringt, der erlebt damit Großes und Gewaltiges; auch und gerade dann, wenn es vieles zu verkraften und auszuhalten gilt. Gerade dadurch werden wir befähigt, die Mühen und Lasten der Menschen tragen zu dürfen, weil wir täglich von Jesus, dem Haupt der Gemeinde, erquickt werden. Denn dann leben wir von dem Angebot Jesu: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken (Mt 11,28).

Wenn für uns Jesus das Haupt und Vorbild ist, dann erleben auch wir, dass Erhöhung, Vervielfältigung und Verherrlichung nur unter dem Kreuz geschieht. Jesus baut und lenkt seine Gemeinde mit großer Geduld und Barmherzigkeit. Er kennt uns ja genau und weiß, was in uns ist.

Die Gemeinde Jesu Christi ist kein menschlicher Wunschgedanke und verwirklicht sich somit nicht in Idealvorstellungen. Sondern sie vollzieht sich nur in sehr großer Schwachheit und Kümmerlichkeit. Und doch steht dahinter der Wille und der Plan Gottes.

Wenn Jesus das Haupt der Gemeinde ist, dann sind wir seine Glieder. Somit erleben wir in der Gemeinde die lebensnahe Politik und Führungsweise Jesu. Eine Kette ist so stark, wie das schwächste Glied ist. Und Jesus kümmert sich gerade um die Allerschwächsten und Allerärmsten der Gemeinde. Jesus gibt ihnen eine sehr große Wertschätzung. Und das ist die Stärke der Gemeinde. Das ist etwas, was nur im Reich Gottes geschieht, sonst nirgends!

Hüten wir uns davor, selbst ein Haupt der Gemeinde sein zu wollen. Das ist allein Jesus Christus vorbehalten. Aber als Glieder der Gemeinde dürfen wir sehr viel Sinnvolles tun, das dem ganzen Leib in rechter Weise dient. Bei uns Christen heißt es nicht: Einheit macht stark; sondern: Gottes Stärke eint uns! So wie ein Rad viele Speichen hat, so besteht unsere Einheit nur in unserem Einssein mit Jesus Christus. Nur dadurch sind wir gemeinschaftsfähig. Und nur dadurch ist Jesus zu allen Zeiten die rechte Mitte der weltweiten Gemeinde. Vor Ort genügt es, wenn sich zwei oder drei in Jesu Namen versammeln. Da ist er mitten unter ihnen. Die Gemeinde muss sich nicht wie ein Unternehmen selbst tragen. Es liegt nicht an ihrer Initiativ- und Durchhaltekraft. Sondern wir erfahren den Gott, der uns als seine Gemeinde führt. Durch ihn sind wir dann auch seine Repräsentanten in dieser Welt. Die Handschrift Gottes, die wir in der Bibel erleben, ist dann auch in unserem persönlichen Leben zu spüren und wahrzunehmen.

 

Diese drei Erfahrungen gibt uns Gott an diesem Himmelfahrtstag: Er, als die höchste Instanz alles Lebens, übergibt Jesus alle Regierungsgeschäfte und beauftragt uns, in dieser Welt seine Repräsentanten zu sein. Dazu ist uns der Himmelfahrtstag als der Schnittpunkt zum wahren, ewigen Lebens gesetzt. Wir wissen um die Wirklichkeit des Himmels Gottes, von dem wir unsere Orientierung und Motivation durch Jesus Christus bekommen. Damit gibt es in unserem Leben keine Situation mehr, in der wir gottlos leben müssten.