EPHESER  2, 14;   PREDIGT:

 

„ Jesus Christus ist unser Friede! "

 

Der Herr des Friedens, - Jesus Christus - , führt Wege des Friedens.

Dieser Friede ist für uns heute noch kein endgültiger Zustand, denn diesen werden wir auf Erden nie vollkommen haben. Sondern dieser Friede ist die Person Jesus Christus, der sich für uns aufgeopfert hat. Er hat dadurch den wahren Friedensprozess ermöglicht. Dieser Friede ist ein Prozess für unsere persönliche Heilsgeschichte; weniger für unsere Weltgeschichte, dafür ist es nur ein Abfallprodukt.

Also: Frieden ist kein Zustand, sondern die Person Jesus Christus, der uns diesen Prozess ermöglicht.

Der Mensch wollte sich schon immer Sicherheiten schaffen, das sind allezeit die Götzen, die Götter der momentan modernen Welt. Dagegen ist der Friede Gottes mehr ein Wagnis der Glaubenden, aber mit den gewaltigen Verheißungen, dass es Gott in uns und durch uns schafft.

Nur der schafft diesen Frieden; bzw. nur der ist solch ein Friedensbote, der mit Gott Frieden hat; nur der kann auch zum Mitmenschen Frieden schaffen, stiften und mit ihm in Frieden leben.

Wundern wir uns nicht, - auch dieses Vorbild hat uns Jesus hinterlassen -, dass wir damit zum Prellbock aller Boshaftigkeiten werden.

Ob es Jesus Christus in diesem Jahr schafft, dass jeder von uns diesen Frieden wieder annimmt und auslebt? Lassen wir das zu einer unserer großen Lebensaufgaben werden.

Zu einer Predigt über einer Aussage der Schrift dürfen wir bewusst diesen Vers aus dem Umfeld des Epheserbriefes herauslösen und versuchen, diesen in das Gesamtfeld der biblischen Botschaft hineinzustellen.

Ich denke, wir brauchen nicht viel Sätze für den Unfrieden unserer Zeit verlieren. Davon erleben wir so viel, sodass das plastisch vor uns steht. Dennoch müssen wir uns darüber ein paar Gedanken machen. Unser normales menschliches Verhalten gleicht einer tödlichen Krankheit bei der friedlose Krebszellen alle Versuche der gelebten Gemeinschaft angreift und zerstört. Sehr viele Menschen sehnen sich nach Frieden. Aber sie dürfen ihm nicht leben. Und sogar Christus sagt einmal ganz scharf: Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert (Mt 10,34). Und mit diesem Frieden meint er nur den menschlichen Frieden. Es gibt eben nicht das Paradies auf Erden. Diese unsere Weltgeschichte verläuft gar nach den Gesetzen ihres Herrn, dem Fürsten dieser Welt, dem Teufel. Auch Christus kann das nicht mehr abändern oder aufheben.

Auch heute noch werden täglich 1 bis 1,5 Milliarden Dollar für Rüstungsaufgaben ausgegeben. Dieses Geld von einigen wenigen Tagen würde genügen, um erfolgreich für ein ganzes Jahr den Kampf gegen Hunger und Krankheit aufzunehmen.

Durch die Abrüstungsverhandlungen wurde uns der Blick von der Gefährlichkeit der Atombomben genommen. Aber heute noch entscheiden die Überwachungscomputer über unser Erdenleben. 4 - 6 Minuten, die Zeit einer viertel Predigt, haben wir Zeit, wenn eine Großmacht mit Atombomben angreift.

Schon immer wollte die Menschheit Frieden. Und schon immer haben die Mächtigen Krieg geführt. Ein alter römischer Spruch heißt: Wenn du Frieden willst, dann bereite den Krieg vor. Mao-Tsetung hat gesagt: Wer das Gewehr nicht will, der muss zum Gewehr greifen. Und ein alter Weisheitsspruch heißt: Es kann der Frömmste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

Der "menschliche" Friede beruht eben darauf, dass er erst dann herrschen kann, wenn alles andere zerstört ist. Und weil es immer wieder den anderen gibt, so gibt es diesen Frieden nie. Gewalt erzeugt immer wieder Gewalt, Gegengewalt.

Schon Einstein (?) hat gesagt: Die Gefahr für unsere Menschheit ist nicht die Atombombe, sondern das Herz des Menschen. Echten Frieden gibt es nie gegen oder ohne den Nächsten, sondern nur mit ihm. Echter Friede hat nie etwas mit meinem Sieg über meinen Nächsten zu tun.

Näher kommen wir diesem echten Frieden schon, wenn Menschen die Gewaltlosigkeit leben; wenn sie Schwerter zu Pflugscharen umschmieden. Aber dies ist auch noch nicht der Friede, der hier im biblischen Sinn genannt ist.

Friede im Sinne der politischen Ethik ist der Zeigefinger auf das Böse im andern; aber das Böse in uns selbst wird übersehen. Auch das radikalste politische Friedensverständnis ist noch nicht radikal genug. So hat für uns Christen der Friede etwas sehr Radikales an sich, und zwar etwas Radikales gegen uns selbst.

"Jesus Christus ist unser Friede!" Darin sind drei Sichten enthalten: 1) Jesus Christus ist "der" Friede. 2) Jesus Christus ist "mein" Friede! Dann erst kann es heißen: 3) Jesus Christus ist "unser" Friede.

 

1) Jesus Christus ist "der" Friede, "der" Friedensfürst! Sagen wir es ruhig scharf: Sein Friedensgedanke und Friedensleben war in dieser Welt solch ein Fremdkörper, sodass er darüber sterben musste. Und doch hat gerade er allein "das" Friedensangebot für uns. Weil er zum Prellbock aller Boshaftigkeiten geworden ist, wurde er der Retter und kann wahren Frieden stiften und schenken.

Kommen wir nochmals auf Mt 10,34 zurück: Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Mit Jesu Kommen in diese Welt laufen die größten und gewaltigsten Konflikte ab. Aber nicht Jesus benützt das Schwert. Er sagte einmal zu Petrus: Stecke dein Schwert an seinen Ort. Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen. Oder meinst du nicht, ich könnte meinen Vater bitten, dass er mir sogleich mehr als 12 Legionen Engel schickte? Wie würde aber dann die Schrift erfüllt? An keiner Stelle benützt Jesus das Schwert, aber alle Schwerter richten sich gegen ihn.

Wir Menschen können es nur erahnen, aber nie begreifen und ganz fassen, die vielen, vielen Spannungen, die Jesus wegen uns Menschen auszuhalten hat, - auch heute noch wegen mir und dir. Und das Große an ihm ist es eben, dass er es aushält; damals ausgehalten hat bis zum Tode. Nur das, allein das ist für uns Christen die Rettung. Und weil auch wir uns einmal bekehrt hatten, also vorher nicht Christen waren, ist Jesus das Rettungsangebot für alle Menschen; "der" Friede, "der" Friedensfürst für alle Menschen. Ob dies der Einzelne auch annimmt, das ist eine andere Frage.

Jesus bringt uns das rechte Friedensverständnis. Er sagt deshalb nicht Ja und Amen zu all dem, das wir Menschen, auch wir Christen produzieren. Im Gegenteil, er bringt eine total neue Friedensordnung. Und gerade wir Christen müssen noch gewaltig lernen, umlernen, wenn wir dieser Friedensordnung Gottes leben wollen. Aber Jesus ist der rechte Inbegriff wahren Friedens.

Jesus ließ sich nicht verführen von den Irrlehrern dieser Welt. Er fiel nicht auf den gewaltigen Verführer herein. Er ging zielgerade die Wege des göttlichen Friedens. 1 Ko 14,33: Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Und durch Jesus wurde wieder der Weg zum Vater frei. Durch seinen Tod wurde hier dieser Friede geschlossen. Die dazu nötigen Friedensverhandlungen sind schon längst abgewickelt. Der Friedensvertrag ist rechtsgültig unterzeichnet. Dieser Friede steht für alle Zeiten in der Person Jesus Christus fest. Jesus Christus ist "der" Friede, "der" Friedensfürst.

 

2) Jesus Christus ist „mein“ Friede! Hast Du, haben Sie schon Frieden mit Gott? Und auch als wiedergeborene Christen haben wir uns immer wieder zu prüfen: Habe ich Frieden im Herzen? Habe ich Gedanken des Friedens oder des Hasses? Wenn ich an meine nächste Umgebung denke: Familie, Glaubensbrüder, Arbeitskollegen; oder wenn ich an die Politik denke, bei uns in Deutschland oder in dieser ganzen Welt: Will ich mit der Faust drein schlagen, schmiede ich Rachepläne, - oder habe ich wahrhaftig Friedensabsichten? Kann ich Spannungen aushalten oder flippe ich an irgend einer Stelle aus und gebe dem Bösen Raum? Bin ich ein tragfähiger Pfeiler Gottes oder kann mich jeder Wind des Hasses umwerfen?

Bei dieser zweiten Sicht des Friedens geht es noch nicht um meine Nächsten, sondern um mich selbst. Der Friede Jesu Christi darf / muss zuerst einmal zu meinem Herzensbesitz werden, bevor er nach außen aktiv werden kann. Phil 4,7: Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Jesus Christus schenkt uns eine rettende Herzverpflanzung. Er nimmt uns das steinerne grausame Herz und gibt uns ein neues fleischernes, friedvolles Herz. Er nimmt uns den vergifteten Brunnen und schenkt uns eine geläuterte frische Quelle. Ein bußfertiges Herz, täuschen wir uns nie darüber hinweg: nur ein bußfertiges Herz erlebt diese Wandlung.

Unsere Gründerin der Bruderschaft wurde einmal bei einem sehr wichtigen Gespräch gefragt: Was würden sie tun, wenn es in ihrer allernächsten Umgebung nicht so zugeht, wie es sein sollte? Eine Zwischenfrage: stellen wir uns nun alle Missstände vor, die wir erleben. Welche Antwort würden wir geben? Würden wir nicht sagen: Der oder das müsste unbedingt anders werden, müsste sich gewaltig ändern? Frau Pfarrer Hümmer sagte damals darauf nur das eine Wort: "Buße!" Wenn wir den sehnlichsten Wunsch haben, dass sich etwas ändern soll, dann können wir nur Buße tun. Und es wäre schon total falsch, wenn wir das vom Nächsten fordern würden. Die echten Gottesbewegungen aller Zeiten waren immer Bußbewegungen. Nur dann bewegt der Heilige Geist unsere Herzen. Nur dann nimmt er uns alle Eigenwilligkeiten, Bosheiten, Taubheiten und Trägheiten und schenkt uns ein bereitwilliges Horchen und Gehorchen.

Nicht bessere Verhältnisse schaffen friedvolle Herzen, sondern friedvolle Herzen schaffen bessere Verhältnisse. Nur meine Versöhnung mit Gott schenkt Versöhnung untereinander.

Jeder Gottesdienst schließt mit dem Segens- und Friedensgruß. Nehmen wir das bewusst an, denn Gottes Frieden will unser Herz regieren, jeden Tag neu. Das ist das Angebot Gottes, das wir jeden Morgen neu ergreifen dürfen. Allein das friedvolle Herz, nicht irgend eine Leistung, nicht eine herrliche christliche Hausgemeinschaft, macht die Qualifikation und Faszination der Christen aus. Deswegen machen wir ja auch mit Gott ernst und feiern das Heilige Mahl, weil Jesus Christus "mein" Friede geworden ist.

 

3) Jesus Christus ist "unser" Friede! Wenn "der" Friede zu "meinem" Frieden geworden ist, dann bestimmt dieser Friede auch meine Verhältnisse zu den Mitmenschen; seien es nun die allernächsten Christen, Familienangehörigen; oder seien es die guten oder bösen Nachbarn, Menschen im weiteren Umfeld; oder seien es die Missstände dieser ganzen Welt.

Wer einmal den Frieden Gottes erlebt hat, der bekommt von Gott ein großes Durchhaltevermögen geschenkt für alle Arten von Gemeinschaft, in die er steht. Mt 5,9: Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen. Stiften kann man nur das, das man auch besitzt. Und weil wir es besitzen dürfen, wird es auch zu unserem sehnlichen Verlangen, uns überall für den Frieden einzusetzen. Nur uneinsichtige und lahme Christen lassen sich vom Streit und Hass unterbuttern. Aber wachsame Christen wissen immer wieder um einen Rat und Weg des Friedens. Und wie wohltuend ist es, wenn in kritischen Situationen Menschen da sind, die Frieden ausstrahlen und Gedanken des Friedens haben. Das kann die Menschen bewahren, die sonst vor die Hunde gehen würden. Lassen wir überall, wo wir auftreten, diesen Frieden zurück und niemals Bruch und Zerbruch.

Dazu brauchen wir eine große Portion Offenheit für alle Menschen, denen wir begegnen: offene Augen, offene Ohren und offene Hände, offene Häuser und offene Gemeinde- und Hauskreise.

Unser Zusammenleben gleicht leider oft einem Pulverfass mit Kleinkrieg und Gezänk, geschürt von Aggressionen und Vergeltungsdenken. Kein Wunder, wenn man dann sagt: Lass mich in Frieden. Aber denken wir daran: Frieden ist kein Zustand, sondern ein Prozess, den Jesus Christus inmitten dieser Erde vollzieht, um sein Friedensreich aufzurichten. Und uns will er mit dabei haben. Frieden zu tragen und zu bringen ist unsere tägliche Aufgabe, die uns Christus gibt. Zuerst gilt dies fürs Reich Gottes, also für den christlichen Bereich, in dem jeder von uns steht. Aber es gibt davon auch ein Abfallprodukt für die Bereiche dieser Welt, für die Nichtchristen.

Rein menschlich gesehen ist es ein unmögliches Unterfangen, da stehen wir immer wieder vor unserem Scheitern. Aber es steht dahinter der allmächtige Gott, der sich in die tiefsten Tiefen unseres Menschseins herabgebeugt hat und nun mit uns unseren menschlichen Alltag teilt, uns behütet und bewahrt, uns trägt und bevollmächtigt. In allen Situationen unseres Lebens ist Jesus unser Fundament und auch das Vorbild für unser Handeln.

Wer Frieden bringen will, muss oft hart arbeiten,  aber er darf ein friedvolles Herz haben. So hat er Kraft zum Aushalten, zum Tragen, zum Lieben und zum Bezeugen, denn Christus steht hinter seinem Leben: Jesus Christus ist "unser" Friede.

 

Gehen wir diese Wagnisse der Friedenshandlungen Gottes ein, auch wenn wir nicht immer gleich Sicherheiten zur Hand haben. Denn wir wissen: Der Herr des Friedens, - Jesus Christus -, führt uns Wege des Friedens.