EPHESER  5,1-8a;   PREDIGT:

 

  Folgt Gottes Beispiel als die geliebten Kinder und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. Auch schandbare und närrische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagung. Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger, - das sind Götzendiener -, ein Erbteil hat im Reich Christi oder Gottes. Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. Darum seid nicht ihre Mitgenossen. Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. “

 

Wer Gottes Nähe erlebt, dem schenkt Gott die rechte Stellung im Leben. Unser Text sagt, dass sich Christen von ihrem früheren Leben und von dem sonst allgemein üblichen Leben klar unterscheiden. Sie sind Nachfolger Gottes und nicht mehr von irgendwelchen Götzen. Wer sich in dieser Welt verliert, der ist verloren. Wer sich dagegen an Gott hin verliert, findet das wahre Leben und bekommt seinen Auftrag. Und diese Hingabe an Gott ist nicht eine einmalige, sondern eine tägliche Aufgabe, die wir wahrnehmen. Nicht nur für die jungen, sondern auch für die gereiften Christen gilt der Aufruf: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Gottes Wege sind für uns die besten; aber das ist für uns nicht immer so einleuchtend. Dazu muss man sich immer wieder hindurch ringen und hindurch glauben. Und dazu will uns heute dieser Text verhelfen.

Drei klare Ausrichtungen gelten für uns Christen. 1) Gott schenkt uns Befreiung von allem Götzendienst. 2) Gott will, dass wir als seine geliebten Kinder leben. 3) Damit verbunden ist die große Aufgabe, Jesu Beispiel zu folgen.

 

1) Gott schenkt uns Befreiung von allem Götzendienst. Dazu gelten die Verse 3 -7. Was uns hier gezeigt wird, ist das normal gelebte Leben ohne Gott. Früher hatte man sich deshalb geschämt und tat es im Verborgenen. Heute schmückt man sich damit und tut es in aller Öffentlichkeit. Manches, was uns Menschen nicht gut ansteht, ist zu einer Art Volkssport geworden. Auch Christen können in solch ein Leben wieder zurückfallen. Und das ist dann gegeben, wenn sie sich vom normal gelebten Leben nicht mehr unterscheiden, sondern sich wieder angepasst haben.

Nie sind wir davor sicher, dass uns so etwas nicht passieren könnte. Auch für uns Christen sind in jeder Situation Gefahren enthalten, die bewältigt sein wollen.

Was ist eigentlich Götzendienst?! Es ist all das, das uns von der Jesus- Nachfolge wegführt und trennt. Also alles, bei dem ich oder mein Nächster, der zu mir gehört, im Vordergrund steht. Paulus schrieb ja diese Verse an die Christen in Ephesus. Das uns von Gott geschenkte Leben wird dann gefährlich, wenn wir die Verbindung zu ihm selbst verlieren; denn dann verlieren wir seine Begleitung und Orientierung; dann verse1bständigt sich etwas in unserem Leben. Machen wir nirgends mit, wo das Abkoppeln von Gott verlangt wird. Wer Gott verliert, der verliert alles. Wie oft muss Gott zu uns sagen: ...und ihr habt nicht gewollt! Allein mit unserem persönlichen Ungehorsam beschwören wir unsere Katastrophen herauf. Wenn wir Gott das Hausrecht verweigern, missbrauchen wir aufs schändlichste seine gnädigen Zusagen.

Es heißt hier: Seid nicht ihre Mitgenossen, sondern lebt so, wie es sich für die Heiligen gehört. Ihr habt das Erbteil im Reich Christi und Gottes und ihr habt es nicht mehr nötig, im heidnischen Unwesen zu stehen; ja davon soll bei euch nicht einmal die Rede sein.

Wir Christen sind zum Leben befreit und deshalb stellen wir uns nach Rö 12,2 nicht mehr dieser Welt gleich, sondern ändern uns durch die Erneuerung unserer Sinne. Paulus änderte nach seiner Begegnung mit Jesus Christus seine ganze Theologie. Und das hielt er durch bis zu seinem Lebensende. Gerade in seinen Briefen legt er davon ein Zeugnis ab. Das "Christsein" hat Konsequenzen für unser tägliches Leben.

Wer die Gebote Gottes nur als Verbote ansieht, und sei dies nur auf einem einzigen Gebiet, der ist falsch gewickelt. Sie wollen uns Hilfe und nicht Last sein. Und wer als Christ nur ein einziges Verbot ausspricht: Dies und jenes schickt sich nicht, der lebt engstirnig und angsteinjagend. Und doch lebt jeder Christ mit einem klaren Nein zu allem, was Gott nicht will; denn er hat ja Gottes Erbe angetreten und hat all das andere nicht mehr nötig. Er bekommt Größeres, Schöneres, Herrlicheres und Besseres. Als Christen kennen wir echte Askese, Verzicht, Fasten und Leiden. Für uns ist so etwas kein Missgeschick mehr, denn wir haben ja das große Los Gottes gewonnen. Und Gott hält, was er verspricht.

Im Text sind Unzucht, Unreinheit und Habsucht in einem Atemzug genannt; dazu das schandbare, närrische und lose Reden. Wir alle haben damit schon viele Bekanntschaften gemacht. Jesus selbst sagt, dass wir auch schon dann daran schuldig werden, wenn wir hier nur unsere Gedankenspiele anwenden. Jeder Christ hat so etwas wie ein Sittlichkeitsbewusstsein. Er weiß, was Gott gefällt und was ihm nicht gefällt. Es gibt für ihn so eine Art geistliche Keuschheit in der bräutlichen Liebe zu Jesus Christus. Nur Jesus kann ihn befreien von allem falschen Begehren. Wer zu Jesus blickt, der kann den Blick von Menschen lösen. Damit ist er frei von den allzumenschlichen Kraftfeldern dieser Welt. Für ihn hat diese Erde keine Anziehungskraft mehr. Die schillernden Angebote zählen nicht mehr. Die verlockendsten Versuchungen verblassen. Die großen Gelüste sind uninteressant geworden. Die selbstsicheren Prahlereien ekeln uns an. An einer anderen Stelle sagt Paulus, dass unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes geworden ist. In allen Punkten, in denen wir Menschen sonst von den Leidenschaften geschüttelt werden, entwickeln sich in uns die Leidenskräfte. Somit haben wir ganz andere Interessengebiete; eine andere Einstellung zur Ehe, zum Gefühl, zum Besitz und zur ganzen Welt.

Manche Menschen gewinnen mit ihren Praktiken diese ganze Welt, aber sie nehmen Schaden an ihrer Seele. Ihr Leben ist sehr reich, aber ihr Leben hat irgendwo ein großes Loch und es fließt alles wieder weg. Manche haben eine große Gewandtheit im Reden und dennoch sind ihre Worte leer.

Aber Gott schenkt uns Befreiung von allem Götzendienst, von allem sonst normal gelebtem Leben.

 

2) Gott will, dass wir als seine geliebten Kinder leben: So lebt als die geliebten Kinder Gottes, Gott zu einem lieblichen Geruch. Ihr seid seine Heiligen und dürft in großer Danksagung leben. Ihr habt das große Erbteil im Reich Christi und Gottes und dürft Licht in dem Herrn sein. Dies sind zwar Worte, von Paulus gesprochen. Aber wir dürfen sie als die Worte Gottes hören. Und vom Wort Gottes heißt es: Wenn er spricht, so geschieht's; wenn er gebietet, so steht's da. Diese Worte sind keine leeren Versprechungen, sondern sie richten wie bei der Schöpfungsgeschichte all das aus, wozu sie gesagt sind. Wer Gott gewinnt, der gewinnt alles: das Leben, den Halt, die Zuversicht und alle nötige Kraft. Er erlebt allein die Zufälle Gottes und die Schicksale Gottes. Die Geschichte Gottes geht weiter; auch dann, wenn diese Welt untergehen würde. Sind wir dabei?!

Uns darf allezeit bewusst sein, dass wir einen sich grundlos verschenkenden Gott vor uns haben, dessen Fülle unmessbar, unauslotbar und unausschöpfbar ist. Da kommen wir nie an ein Ende und gehen wir nie leer aus. Dort darf unser Herz sein. Dann ist er auch unser Schatz. Immer sind wir dann die reich Beschenkten.

Und je leerer unser Leben vor Gott ist, um so mehr kann uns Gott von seiner Fülle darreichen. Da ist es sogar von Vorteil, wenn wir uns vor Gott wie Bettler vorkommen, denn er füllt unsere leeren Hände. Von hier her ist auch die Seligpreisung gut zu verstehen: Selig sind, die da geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich. Solch ein Armer kann reicher sein als manche Millionäre.

In Gott finden wir den größten Reichtum, unsere höchste Würde und ewige Herrlichkeit. Greifen wir hier zu. Es ist keine Anmaßung, Überheblichkeit oder Überspanntheit, sondern es ist für uns das Evangelium. Deswegen werden wir nicht zu Götter, aber wir kommen zu unserer Urbestimmung zurück, die uns Gott seit der Schöpfung zugedacht hat. Die ganze Gottesbewegung will in unser tägliches Leben herein fließen.

Es gibt so eine Art lieblichen Geruch für Gott. D.h. es darf für uns eine Selbstverständlichkeit sein, dieses uns zugedachte Erbe anzutreten und Gottes Erwählung auszuleben. Es heißt hier, wir sollen Gott nachfolgen. D.h. seine Charaktereigenschaften werden zu unserem Erbgut; die Liebe Gottes geht in unser Blut über und wird zur Norm unseres Verhaltens. Wir laufen in den Fußtapfen des Vaters Gottes. Und die Liebe Gottes ist immer die größere Kraft. Sie ist das Band der Vollkommenheit, die wie ein Gürtel alles zusammenhält. Von unserer menschlichen Liebe heißt es: Je älter, desto kälter. Dagegen wird diese Liebe Gottes zu einer immer gewaltigeren Größe in unserem Leben.

Als Christen haben wir die kühnste Erlaubnis, nach Matthäus 6, dass wir uns nicht mehr Absorgen müssen, sondern uns ganz auf Gott verlassen dürfen. Und immer wieder werden wir spüren und erleben, dass wahrhaftig auf Gott Verlass ist.

Im letzten Vers heißt es, dass wir Licht in dem Herrn sein dürfen. D.h. wir brauchen die Finsternis nicht mehr zu fürchten, geschweige denn ihr verfallen. Natürlich kennen und erleben wir sie, aber das Licht Gottes vertreibt sie immer wieder. Gerade als Christen haben wir echte Erleuchtung, Erkenntnisse, Verheißungen, Hoffnungsschimmer und gewaltige Lichtblicke. Wir haben keine Prognosen, die im Dunkeln enden, sondern eine lebendige Hoffnung für unsere Zukunft. Gott gibt uns sein Licht in die Hand.

Aus all diesen genannten Gründen dürfen wir sehr dankbare Menschen sein. Denn wir bringen, die reichste Ernte unseres Lebens ein. Wenn ein Christ dankbar lebt, dann ist das immer ein Zeichen dafür, dass er nicht mehr blind an den Gaben Gottes vorbei stoffelt, sondern dafür offene Augen hat und sich davon täglich eindeckt. Kritiker und undankbare Menschen sind sehr unglücklich. Dagegen sind die dankbaren Menschen sehr glücklich. Sie strahlen eine gelöste Fröhlichkeit aus.

Gott will, dass wir als seine geliebten Kinder leben.

 

3) Damit verbunden ist die große Aufgabe, Jesu Beispiel zu folgen; das steht in den Versen 1 + 2. Die Herrschaft Christi ist die Herrschaft seiner Liebe. Nur von dieser Liebe her kann man alles verstehen, was er getan hat. Bei allen anderen Betrachtungsweisen ist es der größte Unsinn, was Jesus vollbracht hat. Allein von der Liebe her gesehen, bekommt es einen Sinn.

Und nur der Glaubende erkennt die Größe dieses Herrn in seinem Dienen, in seiner Armut, in seinem Gehorsam, in seiner Demut und Sanftmut, in seiner Ohnmacht am Kreuz und in seinem Sterben und Auferstehen.

Jesus, der das einzig wahre Lebensbrot und der einzig wahre Lebenstrank ist, das Brot vom Himmel, zeigt uns in seinem Gleichnis vom Weizenkorn, dass Erhöhung, Verherrlichung und Vervielfältigung nur durch Opfer und Sterben geschieht. Das ist sein geistliches Lebensgesetz. Gerade das will uns Jesus in der Passionszeit begreifbar machen.

In den ersten beiden Versen des Predigttextes ist das Wort Liebe vier Mal enthalten. Und für uns gilt in der Zusammenfassung aller Gebote das sog. Doppelgebot der Liebe: Wir sollen Gott und unseren Nächsten lieben. Unsere Gottesliebe ohne Nächstenliebe macht uns unglaubwürdig. Und unsere Nächstenliebe ohne die Gottesliebe verflacht und verliert sich sehr schnell und könnte in Hass umschlagen.

Wer echt liebt, sucht nicht mehr seinen Vorteil und Nutzen, sondern der ist bereit zur Hingabe und zum Verzicht. Er lässt sich aber auch nicht mehr von der Welt blüffen, sondern in echter Weise von Christus führen.

Damit durchleben wir keine Phase unseres Lebens mehr umsonst. Jeder Augenblick, jede Situation, auch und gerade die schlechteste, trägt die Chancen Gottes in sich.

Manche Menschen meinen, man müsste neue Verhältnisse schaffen, damit etwas gut werden kann. Oder man müsste das Alte ganz auf die Seite schieben, damit Neues entstehen kann. Aber das sind falsche Wege. Von Jesus heißt es, dass er alle alten Verheißungen erfüllt hat und er als Jude gestorben ist. Und damit hat er das Neue geschafft und ins Leben gerufen. Das kann uns echtes Vorbild sein, das wir nicht genügend bedenken können.

Echte Hingabe an die Aufgaben Gottes hat immer etwas mit einem Opferleben zu tun, das wir aus Liebe heraus bringen. Ohne Liebe ist es ein Krampf, eine unnütze Tat und Phrase. Mit dieser Liebe gerät das Leben Gottes wie ein Samenkorn hinein. Und dieses Leben bricht mitten im Tod auf, bringt neues Leben hervor, das auch irgendwann einmal göttliche Frucht trägt. Solche Liebe kapituliert nicht vor dem Bösen, sondern setzt das Gute und Lebendige dagegen.

Als Christen sind wir für diese Welt da, in sie hinein gesandt. Gott will uns als seine Mitarbeiter dabei haben; nicht als teilnahmslos funktionierende Automaten, sondern als Menschen, die freiwillig ganz, gern und gleich seinen Willen tun. So wundern wir uns nicht von dem erlebten Auf und Ab, sondern lassen wir uns an unserer Stelle ganz fordern und bringen wir uns ganz ein.

Was wir für uns selbst herauspicken, das macht uns sehr arm. Was aber zum Nächsten geht, das macht uns sehr reich. Aus einer Begeisterung für die Sache Jesu muss eine Verantwortung in der Nachfolge reifen. Das kostet uns unser Eigenleben und doch gewinnen wir damit das uns von Gott geschenkte Leben. Lukas 6,38: Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen.

Es ist für uns eine große Aufgabe, dem Beispiel Jesu zu folgen. Was wir bei der Botschaft Jesu auch bedenken, immer unterscheiden sich Christen klar von ihrem früheren Leben und damit von dem sonst allgemein üblichen Leben. Hier in diesem Text sind diese drei klaren Ausrichtungen genannt: 1) Gott schenkt uns die Befreiung von allem Götzendienst. 2) Er will, dass wir als seine geliebten Kinder leben. 3) Damit verbunden ist die große Aufgabe, Jesu Beispiel zu folgen.

 

Wer sich in dieser Welt verliert, der verliert alles. Wer sich dagegen an Gott hin verliert, findet das wahre Leben und bekommt seinen Auftrag und seinen festen Platz im Reich Gottes. Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht nicht zurück, der ist geschickt für das Reich Gottes.