GALATER 5,16-25;    PREDIGT:

 

„ Paulus schreibt: Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind gegeneinander, so dass ihr nicht tut, was ihr wollt. Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz. Offenkundig sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Saufen, Fressen und dergleichen. Davon habe ich euch vorausgesagt und sage noch einmal voraus: die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben. Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies ist das Gesetz nicht. Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden. Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln. “

 

Gerade als Christen müssen wir uns fragen: Leben wir in der Fleischverhaftung oder in der Geistesleitung?!! Sind wir Getriebene von unseren Leidenschaften und Begierden, oder haben wir es gelernt, unser Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden zu kreuzigen?!!

Nach unserem Text sind Fleisch und Geist unversöhnliche Gegensätze. Es dürfte zwar vom Grundsatz her klar sein, auf welcher Seite wir Christen stehen. Aber der endgültige Sieg des Geistes steht für uns noch nicht fest. Man kann noch schwanken; dem Widerstreit unterliegen. Als Christen wollen wir - nach Vers 24 - damit ernst machen, dass wir Jesus Christus angehören, und das jeden Tag neu. Und statt Jesus Christus können wir genauso gut diesen Geist Gottes nennen, in dem wir leben und wandeln dürfen.

Paulus schreibt hier an die Christen in Galatien. Und noch einen Vers vorher nennt er: Wenn ihr euch untereinander beißt und fresst, so seht zu, dass nicht einer vom andern aufgefressen wird. Es kommen immer wieder einmal solche Phasen über uns, in denen wir in solcher Gefahr stehen, voneinander aufgefressen zu werden. Aber als Christen zeigt uns der Geist Gottes daraus einen ganz klaren Weg. Wir müssen hier nicht unterliegen. Wir müssen uns nicht auffressen lassen, sondern dürfen einen ganz fein geführten Weg Gottes erleben, auf dem wir da behutsam herausgeführt werden. Dann trägt diese Regierung des Geistes in uns seine Früchte. So haben wir hier drei Teile vor uns. 1) Das Normale sind die Werke des Fleisches. 2) Durch Jesus geraten wir unter die Regierung seines Geistes. 3) Solch gottgeheiligtes Leben trägt dann die Früchte des Geistes.

 

1) Bei uns Menschen sind die Werke des Fleisches das Normale. Und immer wieder stehen auch wir Christen in der Gefahr da zurückzufallen. Dann sind wir die Elendsten und Allerärmsten unter allen Menschen. Denn es kehrt dann das Leben, das wir eigentlich verlassen haben, wieder siebenfach zurück und versklavt und beherrscht uns gewaltiglich. Wir sind dann hin und her geworfen und können deshalb keine wahren Entscheidungen mehr treffen. Wir sind dann wankelmütige Menschen, die letztlich aber nicht mehr Gott zur Verfügung stehen können. Matthäus 6,24: Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder umgekehrt.

Hüten wir uns vor solchem Rückfall. Das ist eine unserer Aufgaben, die es ganz ernst zu nehmen gilt. Denn Jesus Christus hat uns von solchem fleischlichen, weltlichen Leben befreit. Er selbst sagt im Johannes Evangelium: Mein Reich ist nicht von dieser Welt, denn ich habe die Welt überwunden und den Fürst dieser Welt besiegt. Und auch ihr seid nicht von dieser Welt, sondern ich habe euch aus dieser Welt erwählt. Ihr könnt zwar noch nicht aus dieser Welt genommen, aber doch vor dem Bösen bewahrt werden.

Nur unser Fleisch bringt Werke hervor, an denen man merkt, dass sie Resultate der von Gott gelösten Menschennatur sind. Diese Werke steigen aus solchen Herzen wie giftige Gase auf und schreiten zur scheußlichen Tat. Von solchen Begierden werden wir dann geknutet und erstickt. Und das von Gott Gewollte kommt nicht zum Tragen und zur Wirkung, sondern es verkümmert und stirbt.

Unter den Werken des Fleisches gibt es nach unserem Text vier Gruppen: Leibliche Verwilderung – Götzendienst - eine Kette des Hasses - Unmäßigkeit im Essen und Trinken. Die typische Art unseres Fleisches besteht darin, dass wir alles nur für uns selbst behalten wollen. Und das verliert dann schnell und gewaltig an Glanz und Schönheit. Solche Selbstfindung ist die größte Verführung aller Zeiten. Es ist entweder glatter Selbstmord oder die modernste Form der Menschenfresserei. Damit arbeiten wir uns gegenseitig auf und verschlingen uns gegenseitig. Damit hat uns der Teufel fest im Griff. Damit zerstören wir unseren göttlichen Auftrag. Wer als Christ des eigenen Glückes Schmied sein will, der ist auf dieser Erde der ärmste Tropf, der herumläuft. Der Geist aus der Tiefe entmächtigt uns Menschen. Er macht uns benommen, berauscht und unfrei. Dann fallen wir in Trance und vollführen ekstatische Tänze.

Es wird uns hier genügend Anschauungsmaterial zur Selbstprüfung gegeben; ein sehr praktischer und klarer Beichtspiegel.

Es gibt hier keine Zwischenlösungen oder Kompromisse. Das Normale sind die Werke des Fleisches.

 

2) Durch Jesus Christus geraten wir unter die Regierung seines Geistes. Das verändert immer wieder neu unser Leben. Diese Regierung seines Geistes beeinflusst unsere ganze Lebensführung. Unser Leben wird mit Gottes „Stoff“ gefüllt. Wir erleben dann emense Kräfte, die uns leiten und lenken. Wir leben dann ganz im Kraftfeld Gottes, das uns bestimmt und beeinflusst. Es sind die guten Kräfte Gottes, darin nichts Böses enthalten ist, das uns aber alles Böse mit Gutem überwinden lässt.

Diese Regierung des Geistes prägt und bestimmt jeden Augenblick unser Leben, auch alle Zufälle und Schicksale. Wir sind dann Faszinierte von dem Einfluss des Geistes Jesu.

Unter dieser Regierung des Geistes kommen auf uns viele Aufgaben zu. Er befreit uns von einem gottfernen Leben. Ja er lässt uns unser gottfernes Leben zuerst einmal erkennen, die anderen erkennen das gar nicht. Das gilt zuerst einmal grundsätzlich für die groben Sünden und Übertretungen. Und mit der Zeit bekommen wir ein immer feineres Gewissen und Gespür. Damit werden wir nie fertig, wohl aber dabei schlauer, klüger, weiser, feinfühliger und reifer. Mit der Zeit wissen wir, wie wir damit umgehen können und dürfen; was wir dabei zu tun und zu lassen haben; wo und wie man sich einzusetzen und zu benehmen hat.

Lassen wir uns von diesem Geist korrigieren. Das dient zu unserem Heil. Hier herein gehört das Geschehen der Taufe, die ein Untertauchen und ein Aufstehen beinhaltet. Von der Macht, den Ketten der Sünde werden wir frei und das von Gott geschenkte neue Leben ergreift uns ganz.

Mit dieser Befreiung vom gottfernen Leben hängt eine Aufgabe zusammen, die hier auf zweierlei Weise ausgedrückt ist. So werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen, sondern ihr könnt sie zusammen mit allen Leidenschaften und Begierden kreuzigen. Dies ist mehr eine passive als aktive Aufgabe; denn wir selbst könnten nicht dagegen kämpfen. Da würden wir ständig unterliegen. Aber Jesus hat diesen Kampf "für uns" durchkämpft und darin "für uns" gesiegt. Er schafft das dann auch in uns. Es heißt auch eindeutig im Text: Der Geist begehrt auf gegen das Fleisch.

Wenn eine Hausfrau den Kuchenteig in die Backröhre schiebt, dann sagt sie erleichtert: Dieser Kuchen ist fertig. Dabei muss aber jener erst noch backen. So sind wir als Christen wiedergeboren, von Gott neu geschaffene Christen; aber unser irdisches Leben befindet sich noch in der Hitze des Glaubenskampfes. Darin leitet uns der Heilige Geist. Luther sagt dazu: Durch tägliche Reue und Buße soll der Alte Adam in uns mit allen Sünden und bösen Lüsten ersäuft werden und sterben.

Wie sieht bei diesem Kampf dieses passive und aktive Verhalten aus; oder vielleicht ist es besser mit unserem indirekten und direkten Einsatz bezeichnet?!! Jesus selbst sagt einmal: Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet, denn der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Paulus sagt dazu: Gebt eure Glieder Gott als Waffen der Gerechtigkeit, dann werden eure Glieder nicht mehr Waffen der Ungerechtigkeit sein. Es ist hier eine Sublimation gemeint. Rühren sich die Leidenschaften und Begierden unseres Fleisches, dann gilt es noch treuer in unserem bewussten Einsatz für Gott zu stehen. Dann werden wir nicht mehr von diesen falschen Gedanken bedrängt, sondern davon befreit sein. Dann geht es nicht mehr um unsere guten Vorsätze oder moralischen Kraftanstrengungen, sondern um unsere Treue im Glaubenskampf.

Unter dieser Regierung des Geistes bekommt unser Fleisch eine neue Aufgabe: Er ist der Träger des von Gott geschenkten „Neuen Lebens“. Luther: „Täglich“ kommt heraus und steht auf ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebt. Fleisch und Blut haben und brauchen ihre Rechte, die wir nicht abschütteln können. Aber sie entwickeln kein Eigenleben mehr. Unser Leib ist dann der Tempel des Heiligen Geistes. Und dazu brauchen wir einen trainierten Leib. Und diese Anliegen des Reiches Gottes übersteigen weit die Anliegen unseres Fleisches und Blutes. Als Christen sind wir nicht mehr auf dieser Erde, um unsere eigene Lebensziele zu verwirklichen, um unseren Egoismus zu pflegen oder um uns gar selbst zu verwirklichen. Wir bekommen als Botschafter an Christi Statt ganz neue Aufgaben. Lassen wir uns da niemals verwirren oder einschüchtern, sondern leben wir da klar und eindeutig auf den Wegen Jesu. Aus Gnade dürfen wir beim größten Projekt dieser Weltzeit, beim Projekt Jesu, dabei sein. Wir sind befreit; - frei für Gott und die Menschen.

Es gibt in unserem Christenleben drei Arten von Verbindlichkeiten: Durchs Gebet bekommen wir das rechte Gespür für Gottes Reden und Handeln. Das sind vor Gottes Thron schöpferische Augenblicke. Durch Gottes Wort werden wir in den vielen gottgewollten Bewältigungsarten geschult und bekommen geistliche Marschverpflegung. Und in unserem Alltag kommen wir vom Hören zum Tun, dürfen wir die selbst erlebte Ewigkeit in diese Zeit hinein tragen und davon ein Zeugnis ablegen. Wir dürfen innerhalb unserer Kirche Aktivgruppen sein; Salz der Erde, Licht der Welt. Wir dürfen den Menschen die göttlichen Alternativen anbieten. Und das gilt auch noch genauso oder erst recht, wenn es gilt, uns in dieser Welt als ein lebendiges Opfer darzubringen oder als Schafe unter Wölfe zu leben. Das alles geschieht unter der Regierung des Geistes Jesu. Das verändert und prägt gewaltig unser gesamtes Leben. Das stellt nicht eine neue sture Gesetzlichkeit dar, sondern dies sind lauter Erlaubnisse, Weisungen und Befreiungen unseres Herrn.

 

3) Solch gottgeheiligtes Leben trägt die Früchte des Geistes. Diese Früchte werden wie ein Regenbogen dargestellt, der als Ganzes die Liebe Gottes ist. Und die einzelnen sieben Farben stellen dann den Rest dar: Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit. Es sind die guten Früchte, an denen auch unser geistlich geführtes Leben erkannt und gemessen wird. Und diese Früchte dürfen 100-fältig sein und zwölf Mal im Jahr anfallen. Obwohl wir jetzt schon ganz stark auf das zukünftige Leben ausgerichtet leben, - dafür haben wir ja die betreffende Staatsbürgerschaft bekommen - , gelten dennoch die Früchte solches Lebens den Menschen dieser jetzigen Welt. Die praktizierende Gemeinde darf überall dort, wo sie lebt, eine Kolonie des Himmels sein, darin die Anliegen Gottes zutage treten, proklamiert und ausgelebt werden. Davon dürfen die Menschen angezogen und dafür geworben werden.

Mir persönlich imponiert immer wieder die Aussage in Johannes 3,16: Also hat Gott "die Welt" geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Wir lassen uns zwar nicht mehr von den Menschen bestimmen. Aber wir begeben uns, -  wie Jesus - , mit den uns anvertrauten Schätzen ganz in diese Welt hinein. Wir leben damit mitten unter den Menschen und leben das aus, das uns täglich vor Gott klar wird. Natürlich gilt es dabei zu beachten, dass wir die Köstlichkeiten Gottes nicht vor die Hunde und Säue werfen. Wir dürfen das uns Anvertraute nicht vergeuden, denn es ist keine billige, sondern eine sehr teure Gnade. Aber all denen, die sich von unserem Zeugnis überwältigen lassen und unserer Einladung Folge leisten, denen wird ebenfalls dasselbe geschenkt, das auch wir bekommen haben. Und wir haben die Verheißung, dass welche kommen werden, dass das Haus Gottes voll wird und die Tische beim Fest Gottes nicht leer bleiben. Der Tempel Gottes wird vollendet werden.

Das Ganze ist kein fanatisch geführtes Leben, sondern wir schätzen alles sehr realistisch und nüchtern ein. Diese Welt ist einzig und allein unsere Bewährungsbasis und unser Betätigungsbereich. Fasziniert sind wir einzig und allein von den Qualitäten Gottes, mit denen wir reich gesegnet und ausgerüstet werden. Auf allen Gebieten unseres Lebens gibt der Heilige Geist Zeugnis unserem Geist und schenkt uns eine echte Bewegung unseres Herzens.

Wo wir auch stehen, sind wir dennoch überall in den "Weinstock Jesu" eingepflanzt und können so viele Frucht bringen, die auch Gott von uns erwartet. Bringen wir diese Früchte oder verweigern wir Gott diese? Weil wir in den "Weinberg Gottes" eingepflanzt sind, haben wir die besten Voraussetzungen, um diese erwartete Frucht auch tragen zu können. "Jedes" gottgeheiligte Leben trägt die Früchte des Geistes.

 

Leben wir in der Fleischverhaftung oder in der Geistesleitung?!! Sind wir Getriebene von unseren Leidenschaften und Begierden, oder haben wir es gelernt, unser Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden zu kreuzigen?!! Der endgültige Sieg des Geistes steht für uns noch nicht fest. Aber als Christen machen wir damit ernst, dass wir Jesus Christus angehören. Dann stehen wir unter der Regierung seines Geistes und unser gottgeheiligtes Leben trägt unweigerlich dessen Früchte.