Hebräer
5,7-9; Predigt:
Jesus hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tod erretten konnte; und er ist auch erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt. So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt. Und als er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber des ewigen Heils geworden.
Warum
hängen wir uns das Kreuz, den Gekreuzigten, an die Wand? Nach
Jesaja 53: ist er der Allerverachteste und Unwerteste, voller
Schmerzen und Krankheit. Vor ihm verbirgt man das Angesicht. Er
wird für nichts geachtet und wird geplagt. Er wird von Gott
geschlagen und gemartert. Und so sagt es Jesaja weiter: Um
unserer Missetat willen ist er verwundet und um unserer Sünde
willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir
Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir alle
gingen in der Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen eigenen
Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.
Unser
Predigttext zeigt uns deutlich den inneren Kampf Jesu, den er als
Mensch um unsretwillen hatte. Gleichzeitig zeigt er uns, wie
Jesus das alles aushielt, wie er das durchging und bewältigte.
Gerade darin will er uns ein Vorbild sein.
Jesus
wurde unser Erlöser, der Urheber unseres ewigen Heiles. D.h. er
hat für uns den Kampf siegreich durchstanden. So dürfen wir als
Christen solche Kämpfe vom Sieg Jesu her bewältigen. Wir
müssen nicht mehr unterliegen. Deswegen hängen wir uns das
Kreuz, den Gekreuzigten, an die Wand. Gerade in den
Zuspitzungen unserer schrecklichen Situationen will sich das
ewige Heil Gottes herauskristallisieren. Gerade darin hilft uns
Gott und führt er uns seine Wege.
Es
wäre ein Trugschluss, wenn wir meinten, Gott führe uns
einfachere und leichtere Wege. Oft geht es auch in unserem
Christenleben drunter und drüber. Und wie viel Unsinn wurde
schon mit Gottes Wort getrieben. Sogar der Versucher gebraucht
Gottes Wort für seine Untaten. Da gibt es Bischöfe und Synoden,
die die biblische Botschaft verändern und missbrauchen. Aber
auch in unserem persönlichen Leben gibt es harte, grausame,
brutale, niederschmetternde und vernichtende Situationen. Zum
Teil sind wir selbst daran schuld, zum Teil sind es auch unsere
Nächsten. So wie Jesus zum Müll- und Schrottplatz geworden ist,
so erleben auch wir ähnliche Situationen. Als Gemeinde sind wir
ein armseliges Häufchen.
Aber,
wie vorhin schon gesagt, will sich dennoch durch uns und in uns
das ewige Heil Gottes herauskristallisieren. Welche Hilfen gibt
uns da das Vorbild Jesu? 1) Im Gebet dürfen wir uns vor Gott
abklären und seine Hilfe erwarten. 2) Daraus erwachsen uns
Klärungen, die uns in der Weise aktivieren, motivieren und
mobilisieren, dass wir im Gehorsam alles gerne bewältigen. 3)
Zusätzlich schenkt uns Jesus das Heil Gottes; d.h. alles bekommt
den gottgewollten Sinn.
1)
Im Gebet dürfen wir uns vor Gott abklären und seine Hilfe
erwarten. Vers 7: Jesus hat alle seine Bitten und Flehen mit
lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tode
erretten konnte. Und er ist auch erhört worden, weil er Gott in
Ehren hielt. Im Garten Gethsemane wollte Jesus, dass drei seiner
Jünger ihm beistanden. Aber das klappte nicht, weil sie
eingeschlafen sind. Es hat wenig Sinn, all unsere inneren
Kämpfe, Anfragen und Ungereimtheiten vor Menschen auszutragen.
Das kann gewaltig schief gehen. Hier gilt es, ins Gebet zu gehen,
sich unter das Kreuz zu begeben und sich allein vor Gott
abzuklären. Bedrängen und bedrücken wir damit nie unsere
Nächsten. In solchen Situationen haben die einen großen
Vorteil, die in ihrem persönlichen Leben ein starkes
Gottvertrauen haben und deshalb im Gebet geübt sind.
Von
Jesus wissen wir, dass er ein starkes und umfangreiches
Gebetsleben hatte. Obwohl er Gottes Sohn war, besprach er immer
und immer wieder alles mit seinem Vater. Das war ihm ein sehr
zentrales Anliegen. In dieser Richtung hatte er ein starkes
Innenleben. Wohl dem Christen, der sich in solches Gebetsleben
einübt und das praktiziert. Das kommt ihm gerade in den schweren
Stunden zugute. Nützen wir die Zeiten, die dazu nötig sind. Sie
sind ja nie umsonst durchgangen. Sie bringen uns sehr viel ein.
Aber es will gelernt sein. Dazu ist unsere ganze Konzentration
auf Jesus nötig.
Es
gibt auch Christen, die in den Zeiten der Nöten zu stöhnen und
zu schimpfen anfangen. Ihr Gespräch mit anderen ist nur noch
davon bestimmt und geprägt. Sie kritisieren, wo sie nur können
und stampfen alles in den Boden. Diese steuern keine einzige
Lösung an. Im Gegenteil wird es nur noch schlimmer, statt
besser.
Die
einzige Hilfe bietet sich uns in unserer Flucht zu Gott. Er hört
uns zu und erhört uns. Unser Leben wird wieder innerlich ruhig
und ausgeglichen. Solches Gebetsleben ist ja keine belanglose
Angelegenheit, sondern eine ganz starke Möglichkeit zur inneren
Abklärung, zur rechten Sicht und Lösung all unserer Nöte und
Probleme. Von der höchsten Warte aus dürfen wir alles
betrachten und Gottes Klärung und Weisung empfangen. Dann gehen
wir nicht mehr unvorbereitet in die Kämpfe und Anforderungen
dieses Lebens. Wir unterstehen der Führung Gottes und
zusätzlich unter seinem Schutz.
Gott
ist sowieso die einzige Größe, die uns aus diesem
todverfallenem Leben herausholen und herausführen kann. Er ist
der Einzige, bei dem wir das wahre Leben finden. Nur mit seiner
Hilfe finden wir aus dem falschen Dreh unseres Lebens heraus.
Wenden wir uns vertrauensvoll an Gott. Er erhört uns und zeigt
uns das momentan Wesentliche. Im Gebet dürfen wir uns vor Gott
abklären und seine Hilfe erwarten.
2)
Daraus erwachsen uns Klärungen, die uns ganz motivieren,
aktivieren und mobilisieren. Im Gehorsam gehen wir gerne die Wege
Gottes. Vers 8: Jesus hat, obwohl er Gottes Sohn war, doch an
dem, was er litt, Gehorsam gelernt. Eine andere Übersetzung sagt
es etwas einfacher: Obwohl er der Sohn Gottes war, lernte er
Gehorsam in seinen Leiden!
Wir
Menschen machen viele Fehler. Einer ist darin gegeben, dass wir
schnell aus der Fassung zu bringen sind, wenn sich etwas nicht so
entwickelt, wie wir es uns vorgestellt hatten; oder wenn sich gar
etwas gegen uns stellt. Warum verfallen wir immer wieder diesem
Fehlverhalten? Wir haben das doch nicht nötig. Jesus geht uns im
Leben voran und wir gehen Schritt für Schritt ihm nach. Und das
kann uns keiner und keine Situation nehmen und verwehren. Denn
Jesus ist der Mächtigste; der Einzige, der im Himmel und auf
Erden alle Macht hat. Da ist ein inneres Aufgeregtsein fehl am
Platze. Wenn wir das allezeit ernst nehmen, kann nichts mehr
schief gehen.
Natürlich
will das gelernt sein. Auch Jesus musste das lernen. D.h.: hier
haben wir nie ausgelernt. Es sind Aufgaben über Aufgaben, die zu
bewältigen sind. Jede Situation will die Beachtung finden, dass
wir uns darauf einstellen und das Unsere zur Klärung und Lösung
beitragen.
Oft
ist der Gehorsams-Begriff sehr negativ belastet. Auch das ist
eine unserer Aufgaben, diesem Verhalten einen positiven Klang und
Inhalt zu geben. Also laufen wir nicht mit einem griesgrämigen
Gesicht herum, wenn von uns einmal etwas verlangt wird, das uns
nicht gefällt oder gegen den Strich geht. In jeder Situation
dürfen wir auf dem Weg der Jesus-Nachfolge innerlich starke und
gefestigte Menschen sein. Es kann nie negativ weiter- oder
vorwärts gehen, sondern immer nur positiv. Gerade auf unserem
Gehorsamsweg bekommen wir allezeit einen positiven Drang und
dürfen Gutes und das Rechte tun und verwirklichen.
Während
normalerweise alles Zusammenleben von unseren Eigeninteressen
bestimmt ist, gehen wir Christen ganz anderen Interessen nach. Es
sind die Anliegen Gottes mit seiner Neuschöpfung. Er hat immer
noch ein Gesamtkonzept, das er auch verwirklicht. Und da will er
uns ganz dabei haben und darin einbinden. Mit unserem Gehorsam
leben wir nicht mehr unserer Selbstverwirklichung, aber auch
nicht unserer Selbstauflösung, sondern unserer Selbsthingabe an
Gott und seinen uns aufgetragenen Wegen. Da zeigen wir unsere
ganze Treue und unseren ganzen Einsatz. Da ist dann auch nichts
mehr umsonst getan. Sogar die kleinsten Dienstleistungen bekommen
ihren Wert und Sinn. Auch in den schweren Zeiten unseres Lebens
bewältigen wir alles in rechter Art und Weise.
Gott vermittelt uns solch große innere Stärke, sodass wir keinen Grund haben, an irgend einer Stelle den uns gewiesenen Weg zu verlassen. Gerade als Christen sind wir Schwerarbeiter und Lastenträger. Nichts wirft uns aus der Bahn. Verzicht, Leiden und Mühsal sind keine Pannen, sondern gehören zum Leben dazu. Letztlich leben wir das aus, was Markus 9,23 steht: Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt! Weil wir uns von Gott motivieren, aktivieren, und mobilisieren lassen, können wir im Gehorsam gerne die Wege Gottes gehen.
3)
Zusätzlich schenkt uns Jesus das Heil Gottes; d.h. alles bekommt
den gottgewollten Sinn. Vers 9: Als Jesus vollendet war, ist er
für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber des ewigen Heils
geworden. Deswegen hängen wir uns das Kreuz, den Gekreuzigten,
an die Wand. Er allein ist der Vermittler des ewigen Lebens. Das
Paradies ist uns nicht mehr verschlossen. Wir wissen um eine
innere Heilsgewissheit, die uns zwar nie hochmütig oder gar
überheblich werden lässt, die uns aber niemand mehr nehmen oder
gar streitig machen darf. Das Heil Gottes ist uns durch Jesus
gewiss. Dasselbe sagen die Seligpreisungen in der Bergpredigt
aus. Damit fängt Jesus seine Predigtbewegung an. Und damit
vollendet er seinen Auftrag am Kreuz.
Jeder
Sonntag ist ein Freudentag. Das gilt auch für die Sonntage der
Passionszeit. Der heutige Sonntag Judica drückt die Bitte aus:
Gott schaffe mir Recht! Dahinter steht auch der Dank: Gott
schafft mir Recht! Es wird nicht der Rechthaberei das Wort
gesprochen, denn diese grenzt gerne den Nächsten aus. Gott
verschafft uns ein Recht, ein Lebensrecht, bei dem jeder ein
Recht zum Leben und zum Einsatz seines Lebens hat. Und darüber
dürfen wir uns freuen. Wir müssen unser Recht nicht mehr
durchboxen. Jesus schenkt es uns in seiner Gnade. Mit seinem
harten Einsatz hat er es für uns erwirkt. Sein Heil gibt uns das
Recht, das Anrecht fürs ewige Leben.
Was
wollen wir mehr? Hier haben wir die lang ersehnte Wende.
Ergreifen wir sie. Leben wir ihr. Weihen wir ihm, Jesus, unser
ganzes Leben. Fertig mit diesem Leben sind wir erst mit unserem
Tode. Wundern wir uns nicht, wenn immer wieder Neues auf uns
zukommt, das bewältigt sein will. Freuen wir uns, dass wir mit
Gottes Hilfe alles angehen, bewältigen und zu einem guten Ende
führen dürfen. Obwohl uns Gott dabei ganz fordert, überfordert
er uns nie. Jeder darf seinen Teil dazu beitragen. Keiner ist
überflüssig oder gar hinderlich.
Was
tun die Menschen nicht alles, um das Heil zu erfahren? Wie viele
Anstrengungen und Verrenkungen werden oft umsonst angestellt? Da
haben es wir Christen viel einfacher. Da bedeutet uns Jesus alles
und gibt uns in dieser Richtung auch alles. In allen Situationen
unseres Lebens dürfen wir als die von ihm Überwältigten leben.
Unter seinem Kreuz lebend, erlöst er uns ganz und heilt er alle
unsere Schäden. Er bringt uns zurecht und weiß immer einen Weg,
eine Antwort und eine Lösung. Durch Jesu Werk und Einsatz ist
für die alle Gottestrennung aufgehoben, die an ihn glauben.
Die
todverfallene Welt bleibt bestehen. Wir wissen nicht um alle
Lösungen und Antworten. Das ist auch nicht nötig. Das
überlassen wir Gott. Aber für unseren Weg wird es immer wieder
klar, wie wir zu leben und was wir zu tun haben.
Jesu
Verherrlichung, Erhöhung und Vervielfältigung geschah übers
Sterben am Kreuz. Er nahm uns dadurch das Schwere des Sterbens
ab. Aber auch wir müssen noch sterben. Das Gleichnis vom
Weizenkorn gilt auch uns: Nur wenn das Weizenkorn in die Erde
fällt und erstirbt, bringt es viel Frucht. Noch durchgehen wir
viel Leid. Noch haben wir viel Ungeklärtes, viele Bitten, viel
Flehen, vielleicht sogar viel Schreien und viele Tränen. Aber
wir wissen, an wen wir uns wenden können, um Hilfe, Rat und
Erlösung zu bekommen. Und das nützen wir auch reichlichst aus.
Lernen wir von Jesus diesen Gehorsam. Denn der Weg der Nachfolge
lohnt sich immer. Wir erleben die führende Hand Gottes, die Wege
zum Heil.
Die
Geschichte Gottes geht weiter. Mit unserem Gehorsam sind wir
dabei.
Den
Kampf, den Jesus zu durchgehen hatte, nahm er um unsretwillen auf
sich. Solche ähnliche Kämpfe dürfen wir vom Sieg Jesu her
bewältigen. Es sind keine aussichtslosen Kämpfe mehr. Wir
müssen nicht mehr unterliegen, sondern dürfen siegen. Gerade in
den Zuspitzungen unserer schrecklichen Situationen will sich das
ewige Heil Gottes herauskristallisieren. Gerade darin hilft uns
Gott und führt er uns seine Wege.