KOLOSSER 4,2-6; PREDIGT:

 

Ermahnung zum Gebet und zum rechten Wort:

„ Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung! Betet zugleich auch für uns, dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir das Geheimnis Christi sagen können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin, damit ich es offenbar mache, wie ich es sagen muss. Verhaltet euch weise gegenüber denen, die draußen sind, und kauft die Zeit aus. Eure Rede sei allezeit freundlich und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt. “

 

Die alte Ordensregel gilt für alle Christen: „ora et labora!“ „Bete und Arbeite!“ Weil Christus nicht sichtbar und greifbar unter uns leben kann, ermöglicht er uns im Gebet eine sagenhafte Verbindung zu ihm. Damit erfassen wir seine Gegenwart, seine Gesinnung, seine Aufgaben und Aufträge. Das ist sehr befruchtend und hilfreich für uns persönlich, für die gesamte Gemeinde, ja für die Neuschöpfung Gottes inmitten unserer Weltgeschichte. Diese Heilsgeschichte Gottes ist groß und gewiss, so gewiss die Auferstehung Jesu geschehen ist.

     Gerade als Christen erleben wir einen besonderen Tiefgang des Lebens. Unsere Erlebnisse mit Jesus Christus bleiben nicht an der Oberfläche hängen. Da zeigt uns Gott seine Dimensionen, seine Möglichkeiten der Allmacht und seine Fähigkeiten zur Bewältigung unseres gesamten Lebens. Und eine seiner vielen Dimensionen ist das Gebet, unser Gespräch mit ihm. Eine weitere Dimension ist sein Handeln in uns und durch uns. So öffnet er durch unser Zeugnis die Herzen mancher Menschen für sein Evangelium, für seine frohmachende Botschaft.

     Es gibt wahrhaftig die Möglichkeit, dass wir mit dem lebendigen Gott eine Verbindung knüpfen dürfen. Ja, er wartet sogar sehnlichst darauf, dass wir diese Schiene des Gebetslebens benützen, auskaufen, dafür sehr wach sind und dies nie außer Acht lassen. Es ist ja auch das Markenzeichen von uns Christen, dass wir das Gebet praktizieren, dass wir daraus die Weisheit und Klugheit unseres Lebens schöpfen. Damit kommen wir aus dem falschen Dreh unseres Lebens heraus. Damit plagen uns nicht mehr die eigenen Sorgen. Damit finden wir allezeit das Loch zur rechten Lebensbewältigung, zu den nötigen Antworten auf unsere Fragen, zu den rechten Entscheidungen, zur Klärung unserer Anliegen und zur klugen Weiterführung.

     Wer betet, wird auch arbeiten. Er packt mit zu, wenn es nötig und wo es möglich ist. Er geht nicht an den Nöten des Nächsten unbeteiligt vorüber. Er hat immer eine offene Türe, ein offenes Herz, ein offenes Ohr und einen offenen Blick für seinen Nächsten.

     Als Christen finden wir zum eigentlichen Sinn des Lebens und zu unserem speziellen Auftrag, den uns Gott gibt. Jeder bekommt einen ganz persönlichen Zugang zu ihm. Und weil Gott alle Möglichkeiten besitzt, öffnet und bricht uns Gott eine Bahn auf, auf der wir uns bewegen können und dürfen. Das ist ja auch der gewaltige Unterschied von uns Menschen zu den Tieren. Wir haben die Fähigkeit, mit Gott in Verbindung treten zu können und in dieser Welt als seine Botschafter auftreten zu dürfen.

     Dieser Text gibt uns folgende Dreiteilung: 1) Wer betet, ist nie alleine. 2) Für die Fürbitte gibt es keine Grenzen. 3) Christen sind die rechten Vorbilder in ihrer Umgebung.

 

1) Wer betet, ist nie alleine. Für einen Christen ist es sehr schade, ja sogar tötend, wenn er das Gebet wegrationalisiert, dies nicht mehr praktiziert. Denn das Gebet ist gerade die Spezialität unseres Christseins. Wer betet, der freut sich des Lebens und findet die wahre Erfüllung des Lebens. Dem wird nichts zu schwer und kann vieles ertragen und aushalten. Wer betet, der ist allezeit in Gottes Händen geborgen und erlebt Gottes Schutz und Geleit. Und wenn es ihm einmal zu schwer wird, wird er von Gott durch alles hindurch getragen. Wer betet, der hat zwar nicht immer recht, aber der befindet sich immer auf der rechten Lebensbahn. Er weiß immer, was er zu tun hat und er ist dazu auch immer bereit. Wer betet, der weiß um ganz spezielle Aufträge Gottes, denen er sich widmet und sie ausführt. Er erlebt die Führung Gottes und folgt ihr ganz gewissenhaft. Wer betet, der hat mehr vom Leben, denn ihm öffnen sich die Wahrheiten vieler Lebens- Zusammenhänge und hat allezeit den vollen Durchblick. Wer betet, der wird zu einem sehr dankbaren Menschen, denn es eröffnen sich ihm viele Schätze Gottes, auf die er ohne das Gebet nie gestoßen wäre.

     So ist der, der betet, nie alleine, Gott ist mit ihm. Es entwickelt sich eine Zweierschaft von besonderer Güte. So wie Kinder unbedingt eine menschliche Zuwendung benötigen, so haben wir Christen die göttliche Zuwendung. Denn wir bezeichnen uns ja als die Kinder Gottes. Gerade das macht uns zu sehr lebensfähigen Menschen. Da können wir sogar größtenteils auf eine menschliche Zuwendung verzichten, wenn diese nicht möglich ist.

     Diese Dimension des Gebetes ist so umfassend, wenn man bedenkt, dass mit dem Dreieinigen Gott auch der ganze Hofstaat Gottes uns nahe kommt und nahe ist. Damit umgeben uns viele Heilige und Engel. Es herrscht eine helle und freundliche Atmosphäre. Dazu kommt, dass uns der Heilige Geist von der Herrlichkeit Gottes einen Vorschuss, eine Erstlingsgabe und Vorauszahlung zuteilt. Das alles trägt dazu bei, dass wir als Christen durchs Gebet ein erfülltes Leben haben und führen.

 

2) Für die Fürbitte gibt es keine Grenzen. Da können 1000-de von km überwunden werden. Es stehen die Kräfte und Mächte Gottes bereit, die durch unsere Fürbitte in Bewegung gesetzt werden. Dazu kommt, dass Gott viel mehr Möglichkeiten hat, als wir sie haben. So erwarten wir durch unsere Fürbitte den Eingriff und die Hilfe von oben. Und Gott hört und erhört unsere Fürbitte. Sie erfüllen sich auch dann, wenn es lange währt; auch dann, wenn sie sich anders erfüllen, als wir es uns vorgestellt hatten.

     Mit der Fürbitte beteilige ich mich an der Ausbreitung des Reiches Gottes. Damit bekomme ich ein Gespür, wie ich mich für das Reich Gottes noch besser einsetzen kann. Luther sagte: „Ein Schuster macht Schuhe, ein Bäcker backt Brote, ein Christ steht in der Fürbitte!“ Davon lebt eine Gemeinde. Daran beteiligen sich alle Glieder einer Gemeinde. Auch jeder Verkündigungsdienst wird von solcher Fürbitte vorbereitet und getragen. Darauf liegt ein großer Segen. Dadurch wird dem Evangelium die Bahn gebrochen.

     Wenn wir in den Nachrichten von den vielen Katastrophen und leidvollen Verhältnissen hören, erflehen wir dafür Gottes Hilfe und Beistand. Gleichzeitig sind wir dann auch bereit, selbst mit Hand anzulegen und das Herz und den Geldbeutel zu öffnen. Durch die Fürbitte bekommen wir das rechte Gehör für die eigentlichen Nöte unserer Nächsten und den rechten Blick für die nötige Hilfe.

     Auch während dem Alltag kann ich die Fürbitte praktizieren. Wenn ich ein Haus betrete erbitte ich den Frieden Gottes. Wenn ich in ein Auto steige, erbitte ich Gottes Geleit und Schutz für alle Beteiligte im Straßenverkehr. Wenn ich vor einer roten Ampel stehe, segne ich die vorbeifahrenden Autofahrer. Wenn ich mit einem Menschen rede, darf ich wissen und darum bitten, dass Gott mir die rechten Worte schenkt.

     So ist auch die Fürbitte ein wichtiger Dienst der Gemeinde Jesu Christi. Auf der einen Seite wird uns dadurch die innere nötige Gelassenheit bei allem Zusammenleben mit den Nächsten geschenkt. Auf der anderen Seite bekommen wir damit die höchstmögliche Kraft zum Einsatz unseres Lebens für das Gesamte.

 

3) Christen sind die rechten Vorbilder in ihrer Umgebung. Hier dürfen wir ruhig einmal für das größte Anliegen unserer Menschheit denken: die rechte Bewahrung der gesamten Schöpfung. In den letzten 60 Jahren ging schon öfters die Schreckens- Nachricht um die Erde, dass beinahe ein Atomkrieg ausgebrochen wäre und dieser gerade noch verhindert werden konnte. Dass unsere Welt noch einigermaßen funktioniert, ist zuerst einmal weniger unser Verdienst, sondern die Bewahrung Gottes. Aber auch die Fürbitte aller Christen auf dieser Erde trägt dazu bei. Zusätzlich ist das natürlich auch unsere Aufgabe, sich für diese Bewahrung einzusetzen. Das gilt für die Politiker, das gilt für die Wissenschaftler und alle Chefs, das gilt für alle Stände und Berufe, ja letztlich gilt das für jeden einzelnen Menschen auf dieser Erde. Und gerade die christliche Botschaft verhilft uns dazu. Schon in der Schöpfungsgeschichte wurden die Menschen damit beauftragt, die Schöpfung zu bewahren, in rechter Weise über die Tiere, Pflanzen und Materie zu herrschen.

     Aber jetzt steigen wir vom großen Blick herunter in unseren Alltag. Gerade uns Christen ist es aufgetragen, hilfreich und aufopfernd für die Menschen da zu sein. Da tun wir das, das uns möglich ist. Da geben wir unser Bestes und bemühen uns, soweit wir das schaffen. Im Text heißt es: Wir verhalten uns weise gegenüber denen, die draußen sind und kaufen die Zeit aus. Ein Sprichwort sagt: „Geben ist seliger als Nehmen!“ So werden wir gerade mit unserem Einsatz für andere selbst reich beschenkt und erfüllt. Gerade dadurch wird unser Alltag nicht zur Last und zur Frust, sondern zur Lust und Freude. Mit viel Elan und Aufmerksamkeit können wir das uns Mögliche erledigen. Deswegen gehen wir nicht in der Arbeit auf oder unter. Sondern über allen täglich nötigen Arbeiten steht die von Gott gewirkte Faszination, mit der wir wissen, dass Gott mit uns etwas vor hat. Da staunen wir über sein Handeln und Wirken in unserer Mitte, das wir nie vermutet hatten. Und das überwältig uns so sehr, sodass wir bereitwillig all das einsetzen, das uns zur Verfügung steht. Zusätzlich spüren wir: Je mehr wir einsetzen, umso mehr steht uns zur Verfügung, das wir einsetzen können. Da gibt es kein Ende, keine Knappheit, keine Energiekrise und auch keine Ausrede.

     Gerade wir Christen werden sehr beobachtet, ob unser Glaube und Alltag auch zusammen passen. Daran hängt die Glaubwürdigkeit unseres Zeugnisses. Wenn es im Text heißt: dass unsere Rede allezeit freundlich sei und mit Salz gewürzt, dann ist damit vor allem unser Verhalten gemeint, mit dem wir auch selbst das ausleben, was wir bezeugen. Oder anders herum gesagt, können wir nur das verkündigen und bezeugen, was wir selbst mit Gott erlebt haben. Und Gottes Reden mit uns ist immer freundlich und mit Salz gewürzt, ist immer hilfreich, aussagekräftig und vollmächtig. Somit dienen unser Gebet und unsere Fürbitte dazu, dass wir rechte Vorbilder in unserer Umgebung sein können.

 

Für uns alle gilt die alte Ordensregel: „Ora et labora!“ „Bete und arbeite!“ Unsere Erlebnisse mit Jesus Christus, dem Auferstandenen, vermitteln uns die göttlichen Dimensionen und Möglichkeiten. Gleichzeitig wissen wir dadurch um den eigentlichen Sinn unseres Lebens und um unseren speziell von Gott bekommenen Auftrag. So können wir inmitten unseres kleinen Alltags der Größe Gottes leben und seine Botschafter sein. Das wertet unser Leben gewaltig auf!