Offenbarung 15,2-4; Predigt:

 

„ Was hier Johannes sah, das war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt; und die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens, die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden. “

 

Unser Predigttext ist überschrieben mit: Das Lied der Überwinder. Die Überwindung ist eines der großen Themen der Bibel. Gerade in der Offenbarung wird sehr viel davon gesprochen. Aus der Urgemeinde wurden weit verstreute Gemeinden im heutigen Kleinasien und Griechenland. Sie wurden mehr oder weniger verfolgt und hatten somit Schweres zu durchgehen. Schon in den Sendschreiben wurden sie zur Überwindung aufgerufen. Und im restlichen Teil der Offenbarung wurden sie getröstet, dass sie mit ihrer Überwindung in die Ewigkeit Gottes aufgenommen werden.

Wir in Deutschland stehen nicht in der Verfolgung. Aber das Anliegen der Überwindung gilt uns ebenso. Es sind andere Gefahren und Anfechtungen, die uns genauso vom Weg Gottes abhalten wollen. Und diese gilt es zu überwinden.

Überwindung ist nötig, um die Ewigkeit Gottes zu erleben. Und gerade diese Ewigkeit bedeutet für unsere Zeit sehr viel. Glücklich ist der zu preisen, der seine Zeit mit Hilfe der Ewigkeit Gottes bewältigt. Das hat sehr viele Auswirkungen auf alle unsre Lebensbezüge. Da bekommt unser Leben großen Inhalt und Halt. Wir lernen, diese Welt mit den Augen Gottes zu sehen. Wir gehen die Wege Gottes und vertrauen den Führungen Gottes. Darauf liegt der große Segen, darunter wir Gottes Reichtum erleben, der nie aufhört. Da erfahren wir Hilfe, Trost, Freude, Frieden, Ruhe und eine große Lebensfülle, die uns nicht mehr genommen werden kann.

Deshalb singen auch wir ein Loblied nach dem anderen, da uns Gott ein frohes und lebensfähiges Dasein schenkt. Er öffnet uns dazu die Augen, Ohren und Herzen. Er führt uns Wege, die zielstrebig voran und weiter gehen. Niemals haben wir einen Grund scheel zur Seite oder gar resigniert zurück zu sehen. Denn er gibt uns Ziele, die uns sinnvoll erscheinen und total ausfüllen. Da können wir voll Hoffnung und Zuversicht weiter gehen. Alles bekommt seinen rechten Sinn und Inhalt. Nichts ist umsonst getan.

Man nennt das gerne Lebenserfüllung. Schritt für Schritt erfahren wir die Zuwendung Gottes. Wir nehmen Gnade um Gnade. Heute schon sind wir die Kinder Gottes, die um das Vaterhaus Gottes wissen, darin uns Christus eine Wohnung bereitet hat.

Unser Predigttext vermittelt uns drei Sichtweisen, die uns stark motivieren und beeinflussen: 1) Es gibt die Überwinder, Geretteten, Sieger, Bewährten und Vollendeten. 2) Es gibt den ewigen Gottesdienst, bei dem das vollkommene Loblied erschallt. 3) Es gibt die Völkerwallfahrt zu Gott.

 

1) Es gibt die Überwinder, Geretteten, Sieger, Bewährten und Vollendeten. Sie sind hindurch und stehen am anderen Ufer. Sie erleben die volle Freiheit und kennen keine Grenzen mehr. Viele Zeugen der Heiligen Schrift und der Kirchengeschichte reden davon, auch wenn es dafür keine Beweise gibt. Der Hebräerbrief bezeichnet sie als eine Wolke von Zeugen, also eine dicht gedrängte Schar, die uns umgibt.

Es gilt zwar, hier überhaupt nichts zu spekulieren. Aber wir dürfen uns umgeben wissen von der oberen himmlischen Welt, von den Heiligen und Seligen, der vollendeten Gemeinde zusammen mit den Engeln Gottes.

Das bedeutet gleichzeitig, dass wir heute schon um die Ewigkeit Gottes wissen dürfen, auch wenn wir uns diese nicht vorstellen oder ausmalen können. Gott öffnet uns dazu die inneren Augen und wir sehen diesen Urzusammenhang der Schöpfung Gottes mit seiner Ewigkeit, der Neuschöpfung. Es bedeutet uns sehr viel, Ebenbilder Gottes sein zu dürfen, denn das ist für uns das Höchste aller Lebenserwartungen.

Natürlich wird das alles noch sehr bruchstückhaft gelebt. Aber die Tatsache, dass es diese Überwinder und Vollendeten gibt, ermutigt uns, auf dem Weg der Jesus- Nachfolge weiter zu gehen. Gerade der Hebräerbrief nennt diese Wolke von Zeugen im Zusammenhang mit unserem Lebenseinsatz. Am besten ist das z.B. mit einem Fußballspiel zu vergleichen. Wir sind jetzt die Spieler auf dem Spielfeld. Auf der Tribüne sitzen diese Vollendeten mit dem Trainer Jesu. Sie sehen auf uns, feuern uns an und sind ganz auf uns eingestellt. Wir dagegen haben uns auf das Spiel zu konzentrieren und nicht auf die Heiligen. Das würde uns vom Spiel, vom Alltag nur ablenken und alles verderben. – Es gibt diese Überwinder, Geretteten, Sieger, Bewährten und Vollendeten.

 

2) Es gibt den ewigen Gottesdienst, bei dem das vollkommene Loblied erschallt. Es wird hier das Lied des Mose und des Lammes erwähnt. Das bedeutet, dass Mose im Alten Testament und Jesus im Neuen Testament die Vermittler dazu sind. Wer sich im Alten Testament an Mose hielt und wer sich seit der Erlösungstat Jesu an ihn hält, der kennt dieses Lied und darf es singen. Als Text dieses Liedes wird ganz kurz genannt: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker! .... Du allein bist heilig!  Man kann sagen: Überwinder sind auch Überwältigte.

Paulus sagt im 1. Korinther 15 mit eindrucksvollen Worten, dass wir wegen der Auferstehung Jesu zu den glücklichsten Menschen werden dürfen. Heute schon darf uns das zu einer herrlichen Freude werden, durch die wir fröhliche und ermutigende Lieder singen.

Der Wochenpsalm ist aus dem 98. Psalm genommen: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Das Volk Israel erlebte mit Mose das Wunder des Durchzuges durch das Rote Meer und sie wurden deshalb gerettet. Darüber sangen sie ein Loblied. Wir im Neuen Testament erleben das Wunder der Rettung durch Jesus Christus, darüber auch wir das Loblied anstimmen. Wir spüren, dass hiermit nicht nur unsere Gesangbuchlieder gemeint sind, sondern eine Grundhaltung unsres Herzens. So wie viele zu ihren Erlebnissen sagen: Es ist doch immer das Alte Lied, die Alte Leier, der gleiche Katzenjammer. So sind wir Christen beeindruckt von der Neuen Kreatur, von der Herrschaft, dem Regiment Jesu im Neuen Himmel und auf der Neuen Erde und singen deshalb das Neue Lied. Sechs Kapitel weiter heißt es: Siehe, ich mache alles neu!

In dieser Grundhaltung der Neuen Schöpfung Jesu dürfen wir heute schon leben. Hoffentlich zeugt unser Leben davon. Nörgler und Kritiker haben es schwer. Glücklich sind die, die voll Freude, Dankbarkeit und großer Hoffnung lebensbejahend im Alltag und Dienst stehen.

Dieses Neue Lied dürfen wir schon in unserem irdischen Leben erlernen. Und gerade in unseren Gottesdiensten darf es zum Tragen kommen. Da ist es egal, ob einer eine schöne oder krächzende Stimme hat. Es kommt viel mehr auf die innere Einstellung an, denn Gott sieht unser Herz an und freut sich über unsere dankbaren Lieder. Er nimmt sie an.

Dieses neue Lied darf ein Zeugnis dafür sein, dass es auch anders geht, ohne Lüge, Betrug, List, Hass, Neid, Geschrei und Ausbeutung. Wir müssen nicht das letzte Wort haben, an erster Stelle stehen und die besseren Gaben besitzen, um im Segen Gottes wirken zu können. Denn Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Und er schafft gerade aus dem Nichts: Großes und Gewaltiges. So können wir in jeder Situation dieses Neue Lied anstimmen. Im Himmel erklingt es dann vollkommen.

 

3) Es gibt die Völkerwallfahrt zu Gott. Nur noch das zählt, das zu Gott unterwegs ist. Alles andere ist vor Gott unbedeutend. Dieser Hinweis war für die damals Verfolgten wichtig. So traurig die Tatsache ist, dass viele Menschen die breite Straße einschlagen, die zur Verdammnis führt. So wissen wir doch: Die, die bereit sind, durch die enge Pforte zu gehen und auf dem schmalen Weg zu bleiben, sind auf dem rechten Weg. Wir wissen, dass das gottlose Treiben, so wichtig es sich wähnt, ein umsonst gelebtes Leben ist. Auch wenn es eine große Schar ist, zählen sie nach Jesaja (40,15) nur wie ein Tropfen an einem Wassereimer.

Das Positive daran ist, das wir immer wieder bezeugen: Es gibt für jeden Menschen einen Weg zu Gott. Jeder bekommt dazu seine Chance und Gelegenheit. Gott schließt keinen aus. Auch wenn es Wenige sind, die diesen Weg gehen und dazu bereit sind, so freuen wir uns über jeden, der mit uns auf demselben Weg ist. Die lebendige Gemeinde darf hierfür eine große Stütze sein.

Den Überblick über die Völkerwallfahrt haben nicht wir, sondern allein Gott. Manchmal sehen wir es an den großen Veranstaltungen, dass es dennoch viele sind. Aber normalerweise müssen wir uns mit den Wenigen begnügen. Und hier in der Diaspora sind es noch weniger. Um so wichtiger ist es, dass wir, so weit wir es schaffen, die rechten Vorbilder sind. Für uns ist es nicht altmodisch und überholt, dass wir nach den Geboten Gottes leben. Sie sind für uns Maßstäbe und Grundlagen für unseren Lebenseinsatz und Dienst. Weil ich vorhin das Fußballspielen erwähnt habe, so sind für uns Christen die Gebote wie die Regeln der Fußballspieler. Wenn sich die ganze Mannschaft daran hält, dann kann es ein faires, schönes und herrliches Spiel sein. So ist die Gemeinde für viele Zuschauer ein echtes Vorbild.

Natürlich wissen wir, dass unser Vorbild für viele nicht erstrebenswert ist. Sogar Paulus bezeugte, dass alles, was für ihn normalerweise ein Gewinn war, er als Christ für Kot achtet. Gott öffnet uns das Verständnis für seine Vorstellungen, Werte und Ziele, damit wir in rechter Weise auf dem Weg sind. Letztlich richten wir uns nicht in dieser Welt gemütlich ein, denn wir sind wie Pilger unterwegs. Heute schon wissen wir um unsere Staatsbürgerschaft im Himmel und sind wir Fremdlinge in dieser Welt.

Normalerweise sucht man sein Glück im Irdischen. Manche kommen damit ganz gut zurecht. Stückweit gelingt das ganz gut. Aber wir Menschen benötigen auch eine innere Erfüllung, die wir nicht in den irdischen Gütern finden. Schon deshalb ist diese Völkerwallfahrt zu Gott wesentlich. Denn hier finden wir eine Erfüllung, die zählt, die sich auszählt, die letztlich über Jesus Christus zu Gott führt. Und jeder von uns hat seinen eigenen, persönlichen Weg und Wert.

 

Das Lied der Überwinder: Das ist nicht nur ein großes Thema der Bibel. Das darf auch zum großen Thema unseres Lebens werden. Im Gottesdienst und im Alltag darf diese Neue Kreatur, dieses Neue Lied eine prägende Kraft sein. Als die Überwinder dürfen wir die Ewigkeit Gottes erleben, jetzt in vielen kleinen Erlebnissen. Nach unserem Tode geschieht das in großer Vollkommenheit. Solange wir auf dieser Erde leben, dürfen wir uns zusätzlich von denen umgeben wissen, die vor uns den Erdenlauf vollendet haben. So bedeutet uns die Ewigkeit Gottes sehr viel für unseren Alltag.