RÖMER  1,14-17;   2. PREDIGT:

 

„ Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, der Weisen und der Nichtweisen; darum, soviel an mir liegt, bin ich willens, auch euch in Rom das Evangelium zu predigen. Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Habakuk 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben.« “

 

Was ist Power, Kraft für unser Leben? Ist es der Sport, die Musik, das Auto, die Gewalt im Fernsehen, die Politik, die Wirtschaft, das Geld, der Gehalt, die Kirche oder was man sonst noch alles nennen mag? Solche Power hat sehr viele Auswirkungen. Oft ist sie korrupt, gefräßig, geldgierig und verherrlicht sich selbst. Und in unserer Spaßgesellschaft will man davon immer mehr genießen.

Auch Paulus kennt eine Power, eine Kraft. Er nennt sie die Kraft Gottes, also die höchste Kraft. Sie ist das Evangelium, eine Frohe Botschaft, die uns selig, glückselig macht. Und er betont ganz bewusst, dass alle diese Kraft bekommen können. Und der Schlüssel dazu, der Zugang, ist der Glaube, der Glaube an Jesus Christus.

Alle, die das schon ausprobiert haben, bezeugen das. Sie wurden mit ihrem einfältigen Glauben überreich beschenkt und beglückt. Sie erlebten eine innigste Überwältigung. Sie erlebten den wahren Gott als eine reelle Größe, die ihnen alles gab, was sie zum Leben benötigten.

Wie oft sehnen wir uns Menschen nach einem erfüllten und gerechten Leben. Und Paulus bezeugt, dass es dies gibt. Wie oft leiden wir unter den Missständen, die es überall gibt. Dafür gibt es diese Frohe Botschaft, das Evangelium von der heilen, geheiligten Welt Gottes. Immer wieder geraten wir an Grenzen, Gefahren, Abgründe und Willkür. Und wir werden von anderen Menschen geschnitten, beschnitten und in Schranken gewiesen. Gerade da erreicht uns die befreiende Botschaft, dass Jesus Christus alle diese Grenzen und Schranken für uns durchbrochen hat. Da gibt es keine Verurteilung mehr, keine üble Nachrede und kein Mobbing. Da gibt es eine Gerechtigkeit, die allen zukommt. Da wird der Hochmütige erniedrigt und der Demütige erhöht. Da gibt es eine gerechte Verteilung der Verantwortlichkeiten auf alle Schultern. An anderer Stelle sagt Paulus dazu, dass unser Glaube der Sieg ist, der die Welt überwindet. Da gibt es ein rechtes Miteinander, Füreinander und Ineinander. Dieses Evangelium läuft über diese Erde durch alle Völker, Rassen und Klassen. Und das geschieht zu allen Zeiten, für jede Generation neu. Konnte diese Kraft schon bei uns landen? Kennen wir diese Kraft, diese Power?

Dieser Predigttext zeigt uns dazu dreierlei: 1) Das Evangelium ist die Kraft Gottes, die uns selig macht. 2) Der Gerechte lebt aus dem Glauben an Jesus Christus. 3) Zu diesem Evangelium bekennen wir uns frei und schämen uns deshalb nicht.

 

1) Das Evangelium ist die Kraft Gottes, die uns selig macht. Es gibt nicht die allein selig machende Kirche. Und die Glückseligkeiten des Lebens sind immer nur von ganz kurzer Dauer. Und was man unter der Spaßgesellschaft versteht ist auch nicht das Wahre vom Glück. Wie oft gerät man da in Gebundenheiten, in einen unglückseligen Bann, der sich oft wie eine Droge verheerend auswirkt.

Dagegen ist diese Kraft Gottes wahrhaftig eine Frohe Botschaft, die uns in echter Weise froh und frei macht. Davon kann man ein Leben lang fasziniert sein. Das gibt unserem Leben einen lohnenden Sinn und Inhalt. Da schnuppern und atmen wir wieder Morgenluft. Da bestimmt und prägt uns das ewige Leben, das uns ganz neu motiviert und mobilisiert.

Leider sind wenige Menschen dazu bereit. Sie wollen es viel komplizierter haben. Auch sie wollen ewig leben, aber dieses Ewige Leben verschmähen sie. Auch sie suchen nach den Lösungen. Aber diese Erlösung nehmen sie nicht an. Dabei bieten sich uns in dieser Erlösung alle Lösungen an.

Auf dieser Erde gibt es sehr viele düstere Prognosen für die Zukunft dieses Lebens. Auch manche Christen verbreiten so etwas. Da könnte es einem angst und bang werden. Die Tatsachen, die dabei genannt werden, sind zwar wahr und bleiben bestehen. Aber Gott öffnet uns die Augen, die Ohren und das Herz für etwas ganz anderes, für eine leuchtende, sich lohnende Zukunft unseres Lebens. Es ist eben eine Frohe Botschaft, die uns glückselig macht.

So können wir inmitten aller Verwerflichkeiten des Lebens dem Guten, Aufbauenden und Herrlichen leben, das eine Zukunft hat. Wohl dem, der schon in seiner Jugendzeit darauf stößt. Denn dann hat er ein Leben vor sich, das er sinnvoll gestalten und einsetzen kann. Die Frohe Botschaft trägt ihn durch alles hindurch. Sie gibt Kraft für den Tag. Sie zeigt den nächsten Schritt mit der rechten Bewältigung dessen, das von uns verlangt wird.

Hinter dieser Kraft steht Gott. Er hat immer ein offnes Ohr für uns. Er zeigt uns, was gerade dran und fällig ist. Er gibt uns seine Zusagen. Und er beschenkt uns über Bitten und Verstehen. Gott  ist ja kein Hampelmann, kein Taugenichts, kein Irrläufer und Verführer. Weil bei ihm sein Wort gleichzeitig Tat ist, so hat das Wort Gottes diese Kraft in sich, die wir so nötig brauchen. Gerade er gibt uns das, das uns heute weiter hilft. Er schenkt uns die Bewältigung unserer Nöte und Schwierigkeiten. Er gibt uns die Lösung unserer Fragen und Anfragen. Er bereitet unser Weiterkommen auf unserem Lebensweg, damit wir auch das Ziel erreichen. Da ist Gott sehr fähig und wief, sehr einfallsreich und schnell. – Das Evangelium ist die Kraft Gottes, die uns selig macht.

 

2) Der Gerechte lebt aus dem Glauben an Jesus Christus. Glaube heißt Vertrauen. Dahinter kann man auch das Wort „Angeloben“ sehen. Bei der Taufe gab uns Gott sein Ja. Unser Ja gaben wir ihm bei unserer Konfirmation. Damit haben wir uns ihm angelobt, anbefohlen. Und das gilt es nun jeden Tag neu zu bestätigen, ihm zu vertrauen. Und dadurch entwickelt sich eine Lebensbeziehung zu Gott, die uns sehr viel bedeuten darf. Damit gründen wir unser Leben nicht mehr im Vergänglichen, sondern in der Ewigkeit Gottes. 1 Korinther 2,9: Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, das bereitet uns Gott, weil wir ihn lieben. Auch hier gibt es ein Reifen uns Wachsen, ein Lernen und Weiterkommen. Gott schenkt uns immer mehr die Weisheit, mit der wir das Geschick, die Kniffe des geistlichen Lebens erfahren. So müssen wir uns nicht mehr durchs Leben mogeln oder boxen. Sondern wir dürfen ganz bewusst unser Leben und unseren Alltag gestalten und benützen.

Ohne diesen Glauben ist unsere Kirche wie ein sinkendes Schiff. Ohne diesen Glauben ist auch unser Christenleben stink langweilig. Denn es fehlt die lebendige Kraft, der Sprit im Motor. Aber mit dem Glauben, – so sagt es Jesus einmal -, können wir sogar Berge versetzen. Und da sind die Berge unserer Unvernunft gemeint, die Berge der Nöte und Schwierigkeiten, Berge von Stress und Unbehagen und, und, und...!

Wer noch meint, dass er der Beste und Klügste ist, der braucht natürlich nicht diesen Glauben. Denn er kann ja alles selbst. Glauben, Gott vertrauen, können wir erst dann, wenn wir wissen, dass wir Gott sehr nötig brauchen, dass wir ohne ihn nicht mehr leben könnten. Nur dann entwickelt sich dieses Glaubensleben, das uns sogar wesentlich weiter bringt, als wir es ohne Gott könnten. – Der Gerechte lebt aus dem Glauben an Jesus Christus.

 

3) Zu diesem Evangelium bekennen wir uns frei und schämen uns deshalb nicht. Dann sind wir, wie es Paulus im 2. Korintherbrief sagt: Botschafter an Christi Statt. Dazu müssen wir keine Pfarrer, Prediger oder Priester sein. Denn jeder Christ ist ein Zeuge Jesu Christi. Unser Leben, unser Beispiel und Verhalten, sprechen oft eine deutlichere Sprache, als es unsere Worte tun könnten. Aber auch unsere Worte gehören dazu.

Weil wir als praktizierende Christen durch unseren Glauben aus dem Vollen schöpfen, können wir auch reichlichst austeilen. Weil wir uns der Reihe nach die Schätze Gottes erobern, haben wir etwas zum Weitergeben. Weil uns Jesus täglich erquickt, haben wir, wie es das Lukasevangelium nennt, ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß in unserem Schoß, in unseren Händen. Weil wir vom Zuspruch Gottes leben, haben wir den vollen Durchblick. Und weil wir die Kinder Gottes sind, haben wir alle nötigen Vollmachten. Und je mehr Unsinn die offizielle Kirche produziert, umso mehr Chancen haben die sog. Laien.

Wohl den Christen, die ihr Leben Gott ganz zur Verfügung stellen. Denn Gott hat so viel vor, sodass jeder benötigt und von ihm sinnvoll eingesetzt wird. Es ist wie bei einer Katastrophe, bei der es darauf ankommt, dass jeder mit anpackt und hilft. Da ist keiner arbeitslos. Da muss es keinem langweilig werden. Da ist jeder willkommen, ob jung oder alt, ob zur frühen oder späten Stunde. Beim Gleichnis Jesu von den Arbeitern im Weinberg sind sogar die gerne gesehen, die gerade noch am Schluss kommen. Dazu bekommen sie sogar denselben Lohn wie alle anderen.

Für uns bedeutet das, dass wir nie scheel, voll Neid oder Missgunst, auf andere sehen. Denn wir dürfen uns über jeden freuen, der mitmacht und dabei ist, egal ob er mehr oder weniger kann, egal ob er schon lange dabei ist oder erst vor kurzem dazu gestoßen ist. Wesentlich ist, dass jeder seinen Platz ganz ausfüllt und sich Gott zur Verfügung stellt. Matthäus 20: Wer dabei der Größte sein will, der darf aller Diener sein!

Was tut Gott durch uns? Er baut und vollendet durch die Seinen seine Neuschöpfung. Und da geht er unbeirrbar seinen Weg und plant und bindet uns ganz mit ein. Deshalb bezeugen wir in kühner Weise dieses Evangelium, diese Frohe Botschaft allen Menschen, wo es uns möglich ist. Da ist es egal, ob der andere ein Jude oder Grieche ist. Dies Unterschiede gab es damals bei Paulus. Bei uns heute gilt das für andere, für alle Gruppen. Wir bemühen uns, das Evangelium für die Einzelnen aufzuschließen und auszulegen.

Hier gibt es die verschiedensten Dienste. Nur Einzelne gehen hinaus, um die Menschen zum Glauben zu rufen. Die Anderen machen die Arbeit daheim. – Überall bekennen wir uns frei zu diesem Evangelium und schämen uns deshalb nicht.

 

Nochmals die Frage: Konnte diese Kraft schon bei uns landen? Kennen wir diese Kraft, diese Power? Diese Kraft Gottes ist die höchste, die es gibt. So lohnt es sich, sich dieser Kraft anzubefehlen. Wir werden das nie bereuen. Denn gerade sie macht uns selig, glückselig. So ist unser Glaube an Jesus Christus der tägliche Knackpunkt zur Bewältigung unseres gesamten Lebens.