KOLOSSER 3,12-17;   PREDIGT:

 

„ So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. “

 

Das allgemeine Idealbild, um das es vor allem bei Stellenausschreibungen geht, heißt: leistungs- und wissensstark, technologiefreundlich, zielstrebig, aktiv, charmant, elegant, schön, witzig udgl. Unser Text bietet einen anderen Katalog: herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld, gegenseitiges Ertragen und Vergeben, Liebe und Friede; wenn schon lehren und vermahnen, dann soll das mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern geschehen und natürlich mit den Worten Christi, die er in unseren Situationen sprechen will.

Alle Ideale drücken sich auch in Liedern aus! Wenn einer im Leben viel Erfolg hat, dann ist ihm zum Singen zumute. Wenn einer besser ist als der andere, sei es nun im Beruf, beim Sport oder gar im Krieg, dann kommt eine Siegesfreude, ein Siegestaumel auf und der andere ist zu Tode betrübt. Bei allen Arten von Süchten, bei denen man sich ja mehr oder weniger den Wirklichkeiten des Lebens entflieht und man sich im dritten Himmel fühlt, da fühlt man sich „Himmel- Hoch- Jauchzend“; z.B. ein Betrunkener gibt dann noch trillernde Laute von sich, die man nicht versteht. Manche können nur noch existieren, wenn das Radio ständig läuft. Alle Schlager träumen von Liebe, Zuwendung, vom Paradies auf Erden. Und die Werbungen versprechen uns das Blaue vom Himmel. Immer verbergen sich dahinter unsere menschlichen Sehnsüchte und Bedürfnisse, die sich vor allem in Liedern ausdrücken.

Jeder Mensch will ja das Beste aus einem Leben machen und aus den einzelnen Situationen heraus holen. Ob es immer gelingt, das zeigt dann das Leben, die Resultate. Wenn man die Berichte der Medien betrachtet, da überwiegen die Misserfolge, die negativen Ergebnisse solches Bestrebens. Bei uns Christen ist das letztlich anders. In der Bibel und Kirchengeschichte werden uns zwar die Fehler der Menschen nicht verschwiegen oder gar verschönert. Aber dennoch geht es immer um die rechte Überwindung, die uns in der Tiefe beglückt, sodass uns in echter Weise zum Singen zumute ist. Dazu müssen wir dann nicht mehr aufgefordert werden, sondern wir singen dem Herrn ein neues Lied, weil wir seine Wunder, sein wundervolles Handeln erleben. Davon handelt auch unser Predigttext. Darin nennt Paulus drei Stimmen desselben Liedes, das zu Kantate gesungen wird. Gerade deren Zusammenklang ist überwältigend und herrlich schön. Das geht uns zu Herzen und überwältigt uns. 1) Wir kennen einen starken Lebensbezug zu Jesus Christus. Das ist das „A und das O“ unseres Lebens. 2) So ziehen wir gerne die Tugenden Christi an. Er ist unser Vorbild. 3) Das kommt dem Zusammenhalt, der Einheit zugute.

 

1) Wir kennen einen starken Lebensbezug zu Jesus Christus. Das ist das „A und das O“ unseres Lebens. Im Text heißt es: Wir sind die Auserwählten, Heiligen und Geliebten Gottes. Wir leben und wirken im Namen Jesu. Man kann es als ein Sonderrecht bezeichnen, dass wir praktizierende Christen in einer innigsten Beziehung zu Jesus Christus stehen. Als sog. Insider wissen wir das zu schätzen und auszukaufen. Denn damit erfahren wir entscheidende Hilfen für unser Leben. Das ist der Grund dafür, dass uns Jesus alles bedeutet.

Als der Generalbevollmächtigte Gottes hat Jesus für uns wahrhaftig im Himmel und auf Erden alle Macht. Als der Sachverständige für alle Lebensfragen ist er für uns die zuständige Größe, an die wir uns mit all unseren Anliegen wenden. Er ist die Lebensquelle, aus der wir trinken. Er ist der Weinstock, in den wir eingepfropft sind, weshalb unser Leben gelingt und Früchte trägt. Er bereitet unsere Wege, sodass sich jeder Augenblick unseres Lebens lohnt. Er zeigt uns in der Art die Wahrheit, sodass sie uns nicht bedrückt und vernichtet, sondern in rechter Weise die Augen öffnet, sodass wir keine Irrwege gehen. Auch wenn wir viele Mühsale und Lasten zu tragen haben, so kommen wir damit zu Jesus, der uns erquickt. Damit wissen wir um eine Stelle, die allem übergeordnet ist, und die uns wohlwollend nahe steht. Er will das Beste von uns. Er gibt uns über Bitten und Verstehen. Er weiß, was wir alles bedürfen und benötigen, bevor wir ihn darum bitten. Er ist immer für uns da und hat für uns ein offenes Ohr.

Das waren jetzt viele Formulierungen dafür, was uns Jesus alles bedeutet. Diese Verbindung wollen wir nie aufgeben. Denn deswegen sind wir überglücklich. Das prägt und motiviert gewaltig unser gesamtes Leben. Zu ihm haben wir eine liebende Beziehung. Ihm gehorchen wir mehr als den Menschen. Da darf nichts störend dazwischen treten. Wir sind in Gott gefestigt. Somit sind alle unsere Tage erfüllte, gesegnete und durchlichtete Tage. Alles bekommt seinen ganz bestimmten Sinn und Inhalt. Letztlich teilt mir dann Gott den Raum zu und die Zeit ein; schickt er mir seine Schicksale und lässt mir seine Zufälle zufallen. Nie komme ich mir überflüssig vor. Nur von Jesus bin ich abhängig. Dieser starke Lebensbezug zu Jesus ist das „A und O“ unseres Lebens.

 

2) So ziehen wir gerne die Tugenden Christi an. Er ist unser Vorbild. Dafür ist im Text sehr viel genannt: Liebe, Friede, Dank, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld, einander ertragen und vergeben. Nur wenn der Punkt 1), unsere Beziehung zu Jesus, stimmt, dann sind wir regelrecht darauf aus, seinem Vorbild nachzueifern. Von einer recht gelebten Ehe sagt man, dass sich diese zwei angleichen, eine innere und äußere Einheit sind. Dasselbe gilt auch bei unserem Verhältnis zu Jesus. Da bekommen wir mit der Zeit ein rechtes Gespür füreinander. Und das prägt dann gewaltig unser tägliches Verhalten. Das motiviert uns so stark, sodass wir uns nach seinen Worten ausrichten. Deshalb ist im Text genannt, dass wir das Wort Christi reichlich unter uns wohnen lassen.  Das geschieht mit unserer Bibellese. Denn das Wort Gottes gibt uns sehr anschauliche Beispiele, Vorgaben, Richtlinien und Gebote, die wir in unserem täglichen Leben anwenden und gebrauchen dürfen. Und weil jede Bibellese mit Gebet verbunden ist, zeigt uns Gott dabei klar, was das alles in Bezug auf unser momentanes Leben bedeutet. Wir erreichen zwar nie die Vollkommenheit, aber wir reifen in die Tugenden Christi hinein, sodass uns das Leben gelingt.

Menschlich gesehen sind die Tugenden Christi nicht erstrebenswert. Da zählen andere Tugenden, mit denen man sich brutal durchsetzt. Aber deswegen ist ja auch oft die menschliche Zusammengehörigkeit gestört und liegt im Argen. Und viele kommen unter die Räder und sind die Verlierer im Leben. Gerade das will Christus verhindern. Deswegen geschah Ostern, die Erlösung, geschenkt vom Auferstandenen. Deswegen beugt er sich tief zu uns herab und kommt zu uns und zeigt uns das rechte Verhalten und die rechte Bewältigung. Immer wieder dürfen wir uns an ihn wenden, um zu fragen, was wir jetzt tun und wie wir uns verhalten dürfen.

Damit erfahren wir eine Schulung Jesu, eine Weiterführung und eine ganz starke Prägung. Letztlich trägt dann unser Leben seine Unterschrift. Gerade unser einfältiger Glaube ist hier ganz wesentlich. Solche Schulung Jesu klappt dann, wenn wir zum Liebes- und Glaubensgehorsam bereit sind. Jemand hat da eine Gleichung genannt:  „Vollmacht = Gehorsam x Zeit“. So ist dieser Gehorsam unser Beitrag. Damit ziehen wir wie ein Kleid, wie einen Anzug die Tugenden Christi an. Damit leben wir nach dem Vorbild Jesu.

 

3) Das kommt dem Zusammenhalt, der Einheit zugute! Es gibt eine alte Regel, die heißt: Man kann in einer Gemeinschaft nicht unterschlüpfen, sondern nur dienen. Unterschlüpfen kann man nur mit unserer Beziehung zu Jesus. So stellt jede Gemeinschaft eine Forderung dar, die bewältigt sein will. Und bestens geschieht das mit den vorhin genannten Tugenden Christi.

Christus will nicht, dass unser Zusammenleben zur Hölle, sondern zum Himmel wird. Damit ist nicht ein Schlaraffenland gemeint. Damit haben wir nicht den Himmel auf Erden. Sondern damit bekommen wir die Gnade, dass sich unser Miteinander immer wieder recht einpendelt. Die Starken achten auf die Schwachen. Obwohl natürlich niemals die Schwachen über die Starken bestimmen dürfen. Jeder ist bereit, sein Bestes zu geben. Jeder achtet darauf, dass gemeinsam am selben Strick gezogen wird.

In allen seinen Briefen, auch hier im Kolosserbrief, nennt Paulus vieles, damit das Zusammenleben der Kolosser klappt und sie dem Auftrag Jesu gemäß leben. So hat jede Gemeinde und Gemeinschaft einen ganz bestimmten Auftrag Jesu, Auftrag Gottes. Den Gesamtüberblick hat natürlich nur Jesus Christus. Aber wir wissen, dass wir darin eingebunden sind. Auch wenn diesbezüglich viele Fragen offen bleiben, so ist doch das klar, was momentan zu tun und möglich ist. Und wenn alle dabei zusammen stehen, kann Gott etwas bewirken und uns führen und leiten.

Weil dadurch eine Gemeinde /Gemeinschaft nicht einen Selbstzweck hat, sondern dem Auftrag Gottes dienen darf, deshalb liegt über dem Ganzen auch der Glanz Gottes, die Herrlichkeit Gottes und die Seligkeit Gottes. Die damit verbundene Faszination hat eine starke Ausstrahlungskraft. Ein profaner Schreiber berichtete von der Urgemeinde, dass sie sich so lieb haben. Das imponierte ihm. Eine Gemeinde selbst merkt das gar nicht so stark. Wir als Christusbruderschaft sind immer wieder darüber erstaunt und beschämt, wenn Gäste sagen, dass sie sich bei uns wohl fühlen, recht ausspannen und auftanken können.

So ist der Stand einer Gemeinde ein herrlicher Stand. Das stimmt uns überglücklich, sodass uns zum Singen zumute ist. Wir kennen eine Lebensfreude, die sogar im Leid noch vorhanden ist. Viele Gesangbuchlieder bringen das zum Ausdruck.

 

So haben wir Christen Ideale, die aus unserem Leben mit Jesus Christus entstehen und reifen. Kantate, ein Lied mit drei Stimmen: Leben mit Jesus, seine Tugenden, damit das Zusammenleben klappt und einen Sinn hat. Gerade dieser Zusammenklang ist überwältigend und herrlich schön. Das geht uns zu Herzen und überwältigt uns. Oft ist das noch sehr kümmerlich, aber in der Ewigkeit geschieht das vollkommen. Die Offenbarung des Johannes nennt das an etlichen Stellen.