Offenbarung 2,8-11;  PREDIGT:

 

Dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden:  Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut - du bist aber reich - und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern sie sind die Synagoge des Satans. Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode.

 

Die sieben Sendschreiben in der Offenbarung zeigen die Beurteilungen und Hilfen Gottes auf, die er für die Gemeinde Jesu Christi bereit hält. Diese Stadt Smyrna, an die dieses Sendschreiben geht, war damals die Perle Kleinasiens. Da florierte das Geschäft. Der Fremdenverkehr war im vollen Gange. Die Staatstreue stand hoch im Kurs. Und damals wurde der Kaiser in Rom als Gott verehrt. Kein Wunder, dass es da die Christen nicht leicht hatten. Sie konnten sich ja nicht vor dem Kaiser beugen, ihn anbeten. Und die Juden in dieser Stadt trieben eine üble Sache, um sich selber zu schonen und um sich beim Kaiser einzuschmeicheln. Damit sie einen Sonderstatus bekommen, machten sie die Christen schlecht, wo sie es nur konnten. Deshalb fällt hier das scharfe Urteil Gottes, dass sie die Synagoge des Teufels sind.

Schon im Alten Testament heißt es, 1 Samuel 16,7: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an!  Nach welchen Kriterien richten wir uns? Welche Werte sind uns die wertvolleren? Legen wir unser Hauptgewicht auf unser äußeres Erscheinungsbild? Oder versuchen wir die Sicht Gottes zu ergründen, wie er unsere Lage einschätzt und beurteilt? Diese Gemeinde in Smyrna stand rein äußerlich in einer schrecklichen Lage. Heute würde man sagen, die ganze Gemeinde wurde gemobbt; es geschah Mobbing in jeder Beziehung. Sie durften keine verantwortliche Stellungen einnehmen. Sie standen in großen Bedrängnissen, wurden verlästert, mussten vieles erleiden, ja manche wurden sogar wegen ihres Glaubens ins Gefängnis geworfen. Und deshalb waren sie auch sehr arm. Sie standen in einer bedauernswerten Lage. Immer die anderen bekamen Recht und nicht sie.

Gott sieht alles ganz anders!!! Er lenkt unseren Blick zuerst einmal auf Christus, der auch im Leben als Mensch vieles erleiden und zuletzt sterben musste. Aber dennoch ist er jetzt der Erste und Letzte, d.h. er hat das erste und das letzte Wort; seine Erlösung gilt in erster und letzter Instanz. Da gilt keine Widerrede. Er hat im Himmel und auf Erden alle Macht, jedenfalls für uns Christen gesehen. Somit ist diese Gemeinde in Smyrna, die in aller Treue ihren Glauben auslebt, in den Augen Gottes sehr reich. Und wenn sie auch weiterhin aushält, empfängt sie die Krone des Lebens. Dann gelingt ihnen das Leben. Von der höchsten Stelle wird ihnen das zugesichert.  Es ist eine Belohnung höchsten Ranges, die zwar zukünftig ist, die ihnen aber schon zu ihren Lebzeiten Trost, Hilfe, Rat und Reichtum bedeutet.

Von dieser Sicht ausgehend wollen wir heute dreierlei bedenken: 1) Der weltliche Reichtum; 2) der geistliche Reichtum; 3) die Werte, die durch Feuer geläutert und durch Drücke bewährt werden.

 

1) Der weltliche Reichtum! Smyrna, die damalige Perle Kleinasiens, war weltlich gesehen sehr reich, materiell und gesellschaftlich. Im Neuen Testament gibt es das Gleichnis vom Reichen Kornbauer, der sich große Scheunen baute, um sich für die Zukunft abzusichern. Schade, dass er gleich danach gestorben ist. Dann gibt es den Reichen Jüngling, der sehr viele Güter besaß, aber doch auch Gott seine ganze Ehre erweisen wollte. Und weil er mehr tun wollte, als nur die Gebote zu halten, sollte er Jesus nachfolgen, weshalb er alles hätte verkaufen müssen. Das brachte er nicht fertig. Dann gibt es den Bericht vom Reichen Mann und dem Armen Lazarus. Leider erst nach seinem Tod spürte der Reiche, was er falsch gemacht hatte. Es war zu spät. Noch viele andere Stellen im Neuen Testament greifen das Thema des weltlichen Reichtums auf.

Zuerst einmal gehört diese Art des Reichtums zu unserem Leben dazu. Wir brauchen gut gestellte Elternhäuser; entsprechend unserer Begabung die Ausbildung zu einem Beruf als unsere Existenzgrundlage. Unbedingt nötig ist der Aufbau und die Bewahrung unseres Besitztums und eine sinnvolle Absicherung für unseren Altersstand. Da sollten wir nicht auf Kosten anderer oder des Staates leben. Da sollten wir uns nicht mit Lug und Betrug durchs Leben schlagen. So weit so gut. Auch wenn wir unser Leben vor Gott betrachten: Er hat uns ja in dieses weltliche Leben hinein gestellt, in dem wir uns zu bewähren haben. Und das heißt somit auch, dass wir auf dem weltlichen und menschlichen Gebiet nichts vernachlässigen dürfen. Bei den Seligpreisungen heißt es, dass wir das Erdreich besitzen dürfen. Und in Jesaja 58 ist als Ergebnis des rechten Fastens so eine Art des Anbruchs eines Goldenen Zeitalters genannt. So nehmen gerade wir Christen die weltlichen Verpflichtungen sehr ernst. Wir sind die besten Bürger unseres Staates. Wir nehmen sehr viel Verantwortung wahr. Wir sind in vielerlei Beziehung echte Vorbilder. Auf uns kann man sich verlassen.

 

2) Warum ist dann noch ein geistlicher Reichtum nötig?!! Darum, weil wir mit dem weltlichen Reichtum im Leben nicht alles abdecken und bewältigen können. Es können leidvolle Verhältnisse eintreten, bei denen uns der äußere Reichtum nicht weiter hilft. Solche Verhältnisse wie in Smyrna haben wir im Goldenen Westen momentan nicht. Aber es können andere Erfahrungen sein, bei denen wir eine gewaltige innere Hilfe bedürfen. Auch wenn es uns sehr gut geht und wir uns auch dessen in berechtigender Weise sehr freuen können, ist uns der geistliche Reichtum sehr viel wert. Alles, was wir mit unserem Glauben an Jesus erleben, sind unvergängliche Werte. Sie geben uns in den Höhen und Tiefen des Lebens wertvolle Stützen. Und weil wir viel Zeit benötigen, um darin zu wachsen und zu reifen, ist es von großem Vorteil, wenn schon ein junger Mensch zu diesem Glauben findet. Jeder, der erst später darauf gestoßen ist, findet es leidvoll, dass er dies nicht schon früher erfahren hat.

Bei den geistlichen Werten verhält es sich so, dass sie uns zuerst einmal total verschlossen sind. Wenn wir dann die ersten Schritte des Glaubens gehen, dann treten wir damit eine positive Lawine los, eine große Kettenreaktion. Damit kommen wir sogar aus den Teufelskreisen heraus und geraten in die Gotteskreise hinein. Auf einmal sind wir so eine Art Seismograph für die normalerweise verborgenen Bewegungen Gottes. Das geht so weit, dass wir Überwältigte von der Größe und Herrlichkeit Gottes sind. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, aus dem Staunen über die Macht, den Einfluss und dem Handeln Gottes in unserem ganz persönlichen Leben. Sein Glanz kommt in unsere geringste, ärmste Hütte.

Die Bibel bezeichnet das z.B. mit den Früchten des Geistes (Galater 5): Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit. Oder in den Seligpreisungen wird dafür genannt: wir dürfen das Erdreich besitzen mit Sanftmut, Trost und Gerechtigkeit; wir dürfen Gott schauen, von dem wir Barmherzigkeit, ein reines und ein friedvolles Herz bekommen; und wir dürfen jetzt schon den Himmel Gottes besitzen. Paulus sagt dazu, dass wir von diesem Himmelreich schon zu unseren Lebzeiten die Staatsbürgerschaft besitzen dürfen. Öfters ist genannt, dass uns der Heilige Geist vom Zukünftigen schon zu unseren Lebzeiten einen gewaltigen Vorschuss, eine hohe Vorauszahlung, eine enorme Erstlingsgabe anvertraut. Gerade die bedrängte Gemeinde in Smyrna lebte davon. Es war keine Vertröstung auf später, sondern gerade in ihrer Situation gab ihnen das sehr viel. Durch solchen geistlichen Reichtum können wir unser gesamtes Leben als ein Geschenk Gottes ansehen. So werden wir zu sehr dankbaren und frohen Menschen. Und die Dankbaren schöpfen immer aus der Fülle Gottes, die nie abreißt.

 

3) Weil wir nicht den Himmel auf Erden haben und wir nicht ein Schlaraffenland kennen, so sind das Werte, die durch Feuer geläutert und durch Drücke bewährt werden. Das gehört zu unserem Leben dazu und muss nicht unbedingt als ein Nachteil, als eine Belästigung gesehen werden. Sondern wir kommen langsam zu der Erkenntnis, dass das ein großer Vorteil ist. Ein Edelmetall muss etliche Schmelzprozesse über sich ergehen lassen. Edelsteine entstehen nur, wenn hohe Drücke auf ihnen liegen. Bis eine edle Perle entsteht, hat eine Muschel sehr viel Leid verkraften müssen. Wenn aus Wasser Strom entstehen soll, dann muss es durch eine durchwirbelnde Turbine hindurch. Das sind Bilder aus unserem Leben, die uns den Wert auch mancher leidvollen Verhältnisse zeigen. Und das Gleichnis vom Weizenkorn unterstreicht das gewaltig: Jedes Weizenkorn muss zuerst einmal ins Erdreich gesenkt werden und sein Eigenleben aufgeben, wenn daraus etwas wachsen und reifen soll, das große Frucht bringt. Und während dem Wachstum können Stürme und Trockenheit auftreten. Das ist ein Gleichnis für unser Christenleben. Paulus geht im ersten Brief des Römerbriefes so weit, dass er sagt, jeder Mensch kann schon in der Schöpfung Gott wahrnehmen. So hat er nie eine Entschuldigung dafür, wenn er Gott nicht erlebt hat. Wer mit offenen Augen durch das Leben geht, stößt unweigerlich auf die wahren Wertes des Lebens. Er weiß dann sogar, dass auch die unschönen Erlebnisse zum Leben gehören.

Gott lässt uns dabei ja nicht alleine. Er gibt uns zuerst einmal einen Freiraum, in dem wir ungestört leben dürfen. Es ist unser Gebet, unsere Bibellese, unsere Gottesdienste udgl. Da verschließen wir so quasi die Tür zur Welt hin und es öffnen sich uns die Türen zum Himmel Gottes. Dazu gehört ganz klar die Erlösung, die uns Jesus gebracht hat mit allen darin eingeschlossenen Werten. Und im Alltag des Lebens dürfen wir die geistliche Waffenrüstung anlegen und anwenden, womit wir auf der Siegerseite des Lebens stehen bleiben können.

Gerade bei der geistlichen Waffenrüstung, Epheser 6, wird genannt, dass wir es im Leben mit den Mächtigen und Gewaltigen zu tun haben, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, zusammen mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Johannes drückt das im Evangelium ganz kurz aus, dass der Teufel der Gott dieser Welt ist, der die Mächtigen am Gängel hat. Und Jesus sagt zu den verantwortlichen Juden, dass sie den Teufel zum Vater haben. Und hier im Predigttext sind sie die Synagoge des Satans! So wundern wir Christen uns nicht mehr, dass es deshalb für uns leidvolle Verhältnisse gibt. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Gott im Verborgenen seine Neuschöpfung aufbaut und sie auch zur Vollendung führt. Und wir dürfen mitten dabei sein. Da hat der Teufel keinen Zutritt. Auch seine Akteure, die Mächtigen und Einflussreichen dieser Welt, können mit dieser Neuschöpfung nichts anfangen. Nur wir Christen wissen darum. Und das macht uns stark und lebensfähig. Dann können wir auch zur Mitternacht Loblieder singen. Dann können wir wie Paulus uns sogar der Leiden rühmen. So gibt uns das Ziel des ewigen Lebens alles, was wir zum Leben benötigen

 

„Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an!“ Von dieser Sichtweise bekommen wir Christen etwas ab. Wir haben es nicht nötig, uns durchs Leben zu mogeln. Auch vernachlässigen wir kein einziges Lebensgebiet, in dem wir stehen. Aber wir haben den großen Vorteil, Kontakt mit dem unsichtbaren Gott haben zu dürfen. So sind wir trotz allem bei der Neuschöpfung Gottes mitten dabei! Und das macht unser Leben sehr reich!