RÖMER 12,9-16;    PREDIGT:

 

Das Leben der Gemeinde:

Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an. Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft. Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht. Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den geringen. Haltet euch nicht selbst für klug. “

 

Ab Römer 12 nennt Paulus die Auswirkungen der Gnade Gottes in unserem Christenleben. Am Anfang dieses Kapitels heißt es: „Gebt eure Leiber hin als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst!“ Und unsere Verse sind nur ein kleiner Ausschnitt aus einer größeren Aufzählung.

||: „Wie lebt eine Gemeinde?“ :|| Es sind hier Ideale genannt, die normalerweise nicht gelebt werden:  herzliche, brüderliche Liebe; gegenseitige Ehrerbietung; fleißiges Arbeiten; sich der Nöte annehmen; Gastfreundschaft üben; auch die segnen, die uns verfolgen; sich zu den Geringen herunter halten. Und mit all dem dienen wir unserem Herrn Jesus Christus.

Das sind nun keine menschlichen Ideale, sondern göttliche, gottgewirkte Ideale. Diesen Unterschied müssen wir allezeit beachten, erlernen und ausleben. Dazu sind wir rein menschlich nicht veranlagt. So gilt es, diese göttlichen Ideale immer wieder zu ergreifen, ihnen unser Leben zu unterstellen. Ja, es ist noch grasser, so wie es Luther bei der Auslegung zur Taufe sagt: Wir sagen uns täglich von den menschlichen Idealen ab. Ebenso täglich geloben, befehlen wir uns den gottgewirkten Idealen an. Dann, nur ||: dann geht die Herrlichkeit Jesu Christi in unsere Armut ein und verwandelt uns! :||

Diese Ideale der Gemeinde wollen viele. Denken wir als Beispiel dafür an den Kommunismus. Aber den Weg dazu wollen die wenigsten. Es geht nur über das täglich praktizierte Leben mit Jesus Christus. Und dazu sind leider Gottes nur wenige bereit. Es ist eigentlich schade, dass die Menschen normalerweise nicht die Inhalte, die Schätze des Evangeliums erkennen. Wie blinde Menschen stoffeln sie daran vorbei. Und die Christen werden als die eigenartigsten Menschen angesehen; und die Gemeinde als eine eigenartigste Gruppe. Nur die Insider, wir Christen selbst, die wir dieses Leben mit Jesus Christus wagen und ausleben, haben sehr viele großartige Erlebnisse. Dadurch wird unser Leben von den göttlichen Idealen ausgefüllt. Es sind alles Geschenke, die uns Gott gratis, umsonst, gibt. Darüber werden wir zu sehr dankbaren Menschen.

So können wir nicht mehr nach dem allgemeinen Chema und Idealen leben. So können wir nichts mehr Selbstherrliches und auch Niederträchtiges tun. Sondern wir geben unser Leben wahrhaftig als ein Opfer hin, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Weil das Jesus als ein Dienst an ihn annimmt, so ist dieses Verhalten der vernünftige Gottesdienst.

„Wie leben Christen?“ 1) Gott schenkt uns eine ungeheuchelte Liebe. 2) Wir werden von den Tugenden Christi geprägt und bestimmt. 3) Mit Wachheit, Zuwendung und Hingabe stehen wir im alltäglichen Betätigungsfeld unseres Lebens.

 

Wie leben Christen? 1) Gott schenkt uns eine ungeheuchelte Liebe. Vieles, was Gott will und mit uns vorhat, das ist nur von dieser Liebe her zu verstehen, die Gott uns gegenüber aufbringt. Diese Liebe, „Agape“, erfahren wir in unserem Leben mit Jesus Christus. Daraus entwickelt sich eine Liebesbeziehung sondergleichen. Sie bildet das Fundament unserer Tage, unserer Beziehungen und unserer Dienste. Alles andere ist dem untergeordnet.

Letztlich steht dann Jesus an erster Stelle meines Lebens. Zu ihm stehe ich im ständigen Kontakt. Mit ihm bespreche ich alles. Seinem Vorbild eifere ich nach. Von ihm bin ich fasziniert. Um seinetwillen bin ich zu allem bereit. All mein Suchen, Begehren und meine Liebe gelten ihm allein. Hier darf sich nichts anderes und kein anderer einmischen, sich dazwischen schieben oder mir den Rang ablaufen.

Das alles geschieht aber nicht von selbst. Es ist ein tägliches „Sich- Angeloben“ an ihn; und „Absagen“ von allem anderen. Das dürfen wir uns an jedem Morgen neu vornehmen, aktualisieren und davon bestimmen lassen. Da ist unsere tägliche Einwilligung gefragt. Täglich unterstellen wir unseren Willen dem Willen Jesu. Täglich stehen wir in der Absprache und Rücksprache mit ihm.

Je mehr wir das praktizieren, umso mehr kommt die Gottesruhe in unser Herz und bildet ein tragfähiges Fundament. Dann sind wir nicht mehr aufgekratzt, unwirsch, hartherzig, missmutig oder gar brutal. Dann hat wahrhaftig Jesus seine Zweitwohnung in uns eingerichtet. Und wir können ihm ganz zur Verfügung stehen.

Was tun wir, wenn Schwierigkeiten, Nöte, Anfechtungen udgl kommen? Manche flüchten sich ins Vergnügen und geraten in falsche Abhängigkeiten. Manche lassen sich gehen und gehen dabei unter. Manche werden vom Ehrgeiz gepackt und stürzen sich in die Arbeit und schlagen um sich, sodass die Fetzen fliegen. Manche benützen die Ellenbogentechnik und wollen alles an sich reißen. Christen kennen da eine total andere Praxis, auf die wir in Punkt zwei näher eingehen. Sie stehen in dem „Verborgenen Leben mit Jesus Christus“. Das trägt sie auch durch die schlechten Zeiten hindurch. Christus schenkt und vermittelt uns auch darin die ungeheuchelte Liebe. So können wir alle Situationen im Sinne Gottes durchgehen.

 

Wie leben Christen? 2) Wir werden von den Tugenden Christi geprägt und bestimmt. Die Tugenden Christi sind z.B. in Galater 5 als die Früchte des Geistes bezeichnet: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit. Oder in den Seligpreisungen, Matthäus5, wird vieles davon angesprochen: das rechte Besitzen und Gebrauchen alles Irdischen; das Erleben von Trost, Erfüllung, Reinheit, wahre Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Frieden; wir dürfen Gott schauen, Gottes Kinder sein und den Himmel Gottes besitzen. Noch viele andere Bibelstellen gibt es dafür.

Es findet wahrhaftig in unserem Leben eine Neugeburt statt, wodurch wir zu einer „Neuen Kreatur“ heran wachsen und heran reifen. Dazu benötigen wir viele Erfahrungen, Lernprozesse und Wachstumsstufen. Das hat dann sehr viele Auswirkungen auf uns selbst und für unsere Beziehungen zum gesamten Umfeld unseres Lebens: zum Menschen, zum anderen Geschlecht, zum Geld, zum Besitz, zur Zeiteinteilung, zu den Idealen und zum Glück.

Da haben wir es nicht mehr nötig, uns selbst in Szene zu setzen. Sondern wir eifern dem nach, was uns Jesus vorlebte und als Verhaltensweisen mit auf unseren Weg gibt. Damit haben wir so viel zu tun, sodass es uns nie langweilig wird und Gott unser Leben gebrauchen und für seine Sache einsetzen kann.

Wenn wir wie bei einem Trafo primär an Christus angeschlossen sind, dann kann eben sekundär volle Schaffens- und Lebenskraft fließen. Das bleibt nicht aus. Als Christen spezialisieren wir uns auf beides: Anschluss an Christus + volle Kraft im Alltag. Beides ist uns wesentlich und wichtig. Dann prägen und bestimmen uns die Tugenden Christi.

 

Wie leben Christen? 3) Mit Wachheit, Zuwendung und Hingabe stehen wir im alltäglichen Tätigkeitsfeld unseres Lebens. Als Christen leben wir nie umsonst. Denn Christus stellt uns in eine ganz bestimmte Aufgabe, die wir ausführen dürfen und auch können. Er verlangt nicht mehr, aber auch nicht weniger. Jeder darf sich an seiner Stelle ganz einbringen und ganz einsetzen. Jeder darf sich seiner Verantwortung ganz bewusst sein. Keiner muss dem anderen ins Amt greifen. Keiner muss auf den anderen neidisch sein. Wir müssen uns aber auch nicht vom anderen beherrschen und bestimmen lassen. Das „Alles“ wäre eine Verarmung des gemeinsamen Lebens.

So ist in einer Gemeinde alles wohlweislich geordnet und auf verschiedene Schultern aufgeteilt. Auch wenn wir die ideale Form nie erreichen, so dürfen wir doch die Kunst des rechten Zusammenlebens erlernen. Es ist nicht die Kunst gemeint, dass wir es allen recht machen. Diese Kunst kann keiner. Aber jeder bringt an seiner Stelle das ein, was ihm möglich und von Gott gegeben ist. Auch dafür gibt uns Gott eine starke Führung, ein Geführt- Werden. Da staunen wir immer wieder, wie Gott seine Zusagen und Verheißungen auch erfüllt. Jemand hat dazu gesagt: ||: „Gottes Mühlen mahlen langsam, aber trefflich fein!“ :||

Gott selbst sorgt dafür, dass seine Sache weiter geht. Dafür sind wir nicht seine Rechtsanwälte. Da müssen wir nicht Gott unter die Arme greifen, damit sein Wille geschieht. Das tut er schon selbst, zielstrebig und vollmächtig. Unsere Aufgabe besteht darin, in aller Treue das auszuführen, was uns zu tun möglich ist. Da dürfen wir morgens voller Spannung aufstehen und mit voller Erwartung und Bereitschaft das zur Zeit Anstehende anpacken und erledigen. Sehr vorsichtig und behutsam gehen wir das an, was mit unserem Nächsten zu tun hat. Allezeit haben wir im Hinterkopf die Gebote im Sinn, die uns viele Hilfestellungen geben. Immer fragen wir danach, was jetzt Jesus tun und wie er sich verhalten würde. Innerlich dynamisch und elastisch setzen wir uns dafür ein, was momentan möglich ist. Alles andere überlassen wir getrost Gott und stellen es ihm anheim.

In dieser Haltung tun wir nichts umsonst. In dieser Haltung erleben wir erfüllte und ausgelastete Tage. In dieser Haltung können wir uns ganz einbringen und unser Leben kommt zur gottgewollten Vollendung. In dieser Haltung erhebt uns Gott zu einer Größe, weil wir die ganze Bereitschaft zum Dienst, zum Dienen aufbringen. Da schauen wir nicht mehr auf menschliche Ehre, Glanz und Pracht. Es genügen uns die Schätze und Reichtümer, die uns Gott zukommen lässt. Diese sind so überwältigen groß, sodass wir nie an ein Ende kommen. Die einzige Vorausbedingung dazu besteht in unserer lebendigen Beziehung zu Jesus Christus. Täglich neu dürfen wir diese knüpfen. Dann können wir mit Wachheit, Zuwendung und Hingabe im alltäglichen Tätigkeitsfeld unseres Lebens stehen.

 

„Wie lebt eine Gemeinde?“ Als Christen erleben wir die Ideale Gottes, die wir täglich ergreifen und ihnen unser Leben unterstellen. ||: Dann geht die Herrlichkeit Christi in unsere Armut ein und verwandelt uns! :|| Als die Insider haben wir großartige Erlebnisse, die wir nicht mehr vermissen möchten. So leben wir als sehr dankbare Menschen, die wissen, wie man aus dem Reichtum und den Schätzen Gottes lebt.