Johannes
1,15-18; PREDIGT:
„ Johannes gibt Zeugnis von Jesus und
ruft: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir
gewesen ist; denn er war eher als ich. Und von seiner Fülle haben wir alle
genommen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und
Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Niemand hat Gott je gesehen; der
Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns
verkündigt. “
Auch wenn die Aussage für uns noch so gewohnt ist,
so ist doch Unvorstellbares geschehen: Gott erscheint uns! Gott kommt zu uns!
Das Epiphaniasfest ist die Fortsetzung von Weihnachten. Am Weihnachtsfest wird
mehr betont, dass Gott in Jesus ganz klein und arm wird. Heute wird betont,
dass in dieser Unscheinbarkeit der große und gewaltige Gott mitten unter uns getreten
ist. Eigentlich müsste jeder Mensch vor Freude hüpfen und springen, dass es so
ist. Jeder, der diesen Tag recht begeht, dem geht ein Licht auf, dem wird diese
gewaltige Erkenntnis geschenkt, dem erscheint wahrhaftig Gott in seiner ganzen
Größe und Herrlichkeit. Dieses Licht durchdringt alles Dunkel in uns. Bis in
die hintersten Winkel unseres Lebens trägt es seine Erleuchtung. Da bleibt
nichts mehr im Dunkeln.
Gott wäre nicht Gott, wenn er nicht auch seine
Geschichte mit uns hätte. Wer sich dafür öffnet, dem erscheint Gott in seiner
unaussprechlich großen Güte und Herrlichkeit. Gott ist Gott und der Mensch ist
Mensch. Wenn beide zusammen kommen, dann tut sich etwas. Dann ist Gewaltiges im
Vormarsch, im Kommen und im Werden. Gott bindet uns in den Aufbau seines
Reiches mit ein. Wir dürfen dabei sein. Wir sind ein wichtiges Glied in der
Kette des Ganzen.
Dieses Fest heute will uns ermutigen, inmitten des Alltäglichen
auch das Göttliche zur Geltung kommen zu lassen. Seine Gegenwart ist ja immer
und überall vorhanden. Weil es nichts Aufdringliches und Brutales ist, sondern
etwas Verborgenes, will es von uns entdeckt sein und wir dürfen uns dafür
öffnen. Es ist erreichbar und erlebbar. Deshalb hat sich Gott so klein und arm
gemacht, sodass jeder Mensch, auch der Allerärmste und Verachteste ihn wahrnehmen
und aufnehmen kann.
So dürfen wir jeden Morgen fragen: Wo bist du, Gott,
zu finden? Was willst Du von mir? Wie soll ich nach deiner Meinung das und das
erledigen und meistern? Auch im Tagesablauf dürfen wir immer wieder die Lücke
zu solchen Fragen finden. Dann bekommen wir mit, was Gottes Wille ist. Dann
können wir unseren Willen deckungsgleich mit Gottes Willen bringen. Dann führt
uns Gott seine Wege, auf denen es zügig voran und weiter geht. Dann ist unser
oft so grauer Alltag von seinem Licht durchflutet und erhellt. Dann dürfen uns
die Beschwernisse des Lebens nicht mehr den Atem des Lebens nehmen. Dann zeigt
uns Gott in jeder Situation unseres Lebens, worauf es ankommt, was es für uns
zu tun gibt und worauf sein Segen liegt. Dann ist alles Dunkle wie weggeblasen
und Gottes Licht leuchtet auf.
Unvorstellbares ist geschehen. 1) Mit Jesus, dem
Ewigen, bricht die Neue Zeit an. 2) Jesus vermittelt uns den wahren Gott. 3) Da
nehmen wir Gnade um Gnade.
1) Mit Jesus, dem Ewigen, bricht die Neue Zeit an
(Vers 15). Schon unsere Väter haben dies sehr bald erkannt und danach die ganze
Zeitrechnung ausgerichtet. Jesu Geburt legten sie auf das Jahr „0“ fest, mit
ein paar kleinen Brechungsfehlern. Alles, was vorher geschah, sind die Jahre
vor Christi Geburt. Und was danach geschah, sind die Jahre nach Christi Geburt.
So haben wir zurzeit das Jahr 2011 nach
Christi Geburt.
Aber diese Neue Zeit bedeutet nicht nur diese neue
Zeitrechnung. Sondern seitdem geschieht etwas total Neues, das sich ganz anders
darstellt, als es wir Menschen gewöhnt sind. Da haben nicht mehr die Mächtigen
dieser Erde das Wort und das Sagen. Sondern die einfachsten und unscheinbarsten
Menschen treten auf einmal auf der Bildfläche des Lebens auf: Maria und Josef
als ein gewöhnliches Handwerker- Ehepaar; die von den Juden verachteten Hirten;
zwei von den „Stillen im Lande“: Simeon und Hanna; und diese drei Weisen und
Gelehrten aus weiter Ferne, die dazu noch Heiden waren.
Diese alle bekamen etwas mit von der Neuen Zeit: Den
Weisen haben es die Sterne gelehrt und gezeigt. Den Hirten begegnete sogar eine
ganze Engelschar. Simeon und Hanna wurden durch den Heiligen Geist darauf
aufmerksam gemacht. Und Maria und Josef wurde dies vorher klar angekündigt und
sie bekamen durch die verschiedensten Besucher Stärkung ihres Glaubens. Das war
schon ein Stück echte Gemeinde in der
damaligen Situation. Als Jesus 30 Jahre später zu wirken begann,
staunten die 12 Jünger über die Größe Jesu und folgten ihm nach. Zusätzlich
erlebten das 1000-de von Menschen, die von der Botschaft Jesu angesprochen
wurden.
Das ist die Neue Zeit, die mit Jesu Kommen
angebrochen ist. Während viele große Weltbewegungen wieder vergangen sind, so
gibt es diese Bewegung Jesu auch noch heute und sie wird zur Vollendung
geführt. Es steht eben der wahre Gott dahinter, der das große Ziel der
Neuschöpfung verwirklicht. Dieses Ziel darf auch unser Ziel sein. In diese Neue
Zeit werden auch wir praktizierende Christen mit eingegliedert. Auch uns
erscheint immer wieder einmal die Größe Jesu in besonderer Art und Weise. Da
stellt sich eine Glaubensgewissheit ein, die gewisser ist als jeder Beweis. Es
sind urpersönliche Erlebnisse, die aber enorme Auswirkungen auf unser gesamtes
Leben haben. So bricht auch bei uns mit Jesus, dem Ewigen, diese Neue Zeit an.
2) Jesus vermittelt uns den wahren Gott (Verse
17+18). Da heißt es unter anderem: Das
Gesetz ist durch Mose gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus
geworden. Jesus verkündigt uns den wahren Gott. Man könnte sagen: Mose, das
Gesetz, will uns auf „Vordermann“ bringen. Jesus, seine Gnade, vollbringt ein
Gutes nach dem andern. Als Beispiel dafür möchte ich auf das Leben Dr. Martin
Luther hinweisen. Zuerst wollte er peinlich genau das Gesetz erfüllen. Aber es
gelang ihm nicht. Erst als er auf die Gnade Jesu stieß und diese annahm, wurde
er des Lebens froh. Erst jetzt konnte ihn Gott für sein Werk einsetzen und
durfte Großes vollbringen. Dasselbe erleben alle Christen. Es ist für uns ein
gewaltiger Vorteil, wenn Jesus zu uns kommt und uns persönlich erscheint. Er
zeigt uns die wahre Einstellung seines Vaters, sodass seine Botschaft eine
frohe Botschaft ist. Da hat auf einmal alle Qual ein Ende, weil uns die Schuld
vergeben wird. Und das Leben und Dienen macht uns Spaß und Freude, weil uns
Jesus die Erlösung bringt. Auch wenn sich das Leben in seiner ganzen Härte
zeigt, so stählt uns das nur noch mehr und nichts kann uns die Freude am Leben
rauben.
Es gibt viele, viele Beispiele, wo wir hinkämen,
wenn wir nicht diese Verbindung über Jesus zum Vater hätten. Die Auswirkungen
malen uns die Medien täglich eindrucksvoll vor Augen. Aber es gibt auch viele
Beispiele für die Auswirkungen der Gnade Jesu für unser Leben. Die Bibel ist
voll davon. Die ganze Kirchengeschichte zeugt davon. Auch heute gibt es dafür
Vorbilder, die uns das bezeugen. Auch wir dürfen davon ein Zeugnis abgeben.
Jeder praktizierende Christ erlebte einmal den Ruf
Gottes und die Berufung Gottes. Er pflegt das Gebet, die Bibellese und feiert
die Gottesdienste mit. Er hält sich zur Gemeinde, in die er gestellt ist. Er
weiß um seinen persönlich von Gott bekommenen Auftrag und Aufgabe. In allem sind
wir die Treuen und Gewissenhaften. Unsere Mitmenschen segnen wir, anstatt dass
wir uns über sie ärgern. Wenn jemand Hilfe nötig hat, greifen wir zu. Auf
einmal denken wir füreinander und nicht gegeneinander. Kurz gesagt: Das Leben
macht uns Spaß, wir sind mitten dabei und erleben eine starke Erfüllung. Das
sind die Auswirkungen, weil uns Jesus den wahren Gott vermittelt.
3) Aus dieser Fülle nehmen wir Gnade um Gnade (Vers
16). Als Säugling wurde uns das Leben geschenkt. Als Christ wird uns die
Ewigkeit und Herrlichkeit Gottes geschenkt. Nun gilt es, beides zu erobern und
miteinander zu verbinden, in Übereinstimmung zu bringen. Dazu begnadet uns
Gott. Da ist eine große Fülle vorhanden, aus der wir Gnade um Gnade schöpfen
dürfen.
Das Wort Gnade hat verschiedene Bedeutung. Als
Belohnung für unser Leben würde uns eigentlich ein vernichtendes Urteil
treffen. Aber der Bevollmächtigte Gottes, Jesus, spricht uns davon frei. Er
lässt Gnade vor Recht ergehen. Wir sind begnadigt – frei! Dann heißt das Wort
Gnade auch, dass uns Gott begnadet, als seine Kinder leben zu dürfen. Dabei
rüstet er uns mit seinen Gaben aus, die wir mit unseren Gaben vermehren dürfen;
- siehe das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden und Zentnern. Es hat nicht
jeder Christ alles, sondern nur den Teil, den er für seinen Dienst und Auftrag
benötigt. Aber das hat er in einer sehr großen Fülle. Da ist es egal, ob einer
einem Fingerhut oder einer Badewanne gleicht. Der Inhalt ist immer derselbe. Es
ist immer ein Teil vom Ganzen.
Gotts Gaben stellen immer eine faszinierende Größe
dar, die kein Ende hat und keine Krise kennt. Diese Fülle seiner Gaben gibt uns
immer alles, was wir momentan zum Leben und Dienen benötigen und brauchen. Da
greifen wir nie ins Leere, sondern immer in die Fülle. Da überfällt uns kein
Stumpfsinn, sondern eine große innere Lebendigkeit und Freude.
Zögern wir nie, die Hilfe von Gott zu erbitten und
zu verlangen. D.h. nicht, dass in unserem Leben alles glatt gehen muss. Als
Paulus einmal Gott um Hilfe gebeten hatte, bekam er sie nicht. Sondern da sagte
Gott: „Lass dir an meiner Gnade genügen,
denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Und doch ebnet Gott immer
und immer wieder unsere Bahnen. Er räumt die Berge aus dem Weg und füllt die
Abgründe auf.
Hier möchte ich den Vers aus Epheser 2,10 einfügen: „Wir sind Gottes Werk, geschaffen in
Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin
wandeln sollen!“ Als Christ darf ich wissen, dass mein ganzes Leben von
Gott vorgezeichnet ist. Das wird ja auch unsere Jesus- Nachfolge genannt.
Letztlich brauche ich nur Schritt für Schritt in den Fußstapfen Jesu wandeln.
Ich muss nicht zurück oder zur Seite treten. Und ich bekomme alles, was nötig
ist, gerade in der dafür abgestimmten Fülle. Alles ist von Gott vorbereitet,
bestimmt und geprägt. Von dieser Sicht her gesehen geht auch alles in unserem
Leben am schnellsten voran und weiter. Was mir von ihm her erscheint, ich
erkenne, mir klar wird, das darf ich ganz gewiss annehmen, benützen, gebrauchen
und einsetzen. Dabei schöpfen wir aus der Fülle Gottes Gnade um Gnade.
So ist Unvorstellbares geschehen: Gott erscheint
uns! Gott kommt zu uns! Er ist mitten unter uns getreten. Das ermutigt uns,
inmitten des Alltäglichen auch das Göttliche zur Geltung kommen zu lassen. Mit
Jesus bricht die Neue Zeit an, bei der er uns den wahren Gott vermittelt und
zeigt. Damit ist eine Lebensfülle vorhanden, aus der wir Gnade um Gnade
schöpfen können. Dazu erscheint uns Gott – Epiphanias.