JOHANNES  1,1-16 i.A.    PREDIGT:

 

„ Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen. Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. “

 

Hier im sog. Johannes- Prolog haben wir die Weihnachtsgeschichte nach Johannes vor uns. Sein ganzes Evangelium ist darauf aufgebaut, die Hintergründe des Kommens und Wirkens Jesu aufzuzeigen. Er unternimmt den Versuch, das in Worte zu fassen, was eigentlich unaussprechbar ist, was aber alle praktizierenden Christen im Leben mit Jesus Christus erleben.

Man kann es mit dem Verstand nicht fassen, dass in diesem Kinde Jesu, in diesem Säugling Jesu, der ja hier augenscheinlich ganz Mensch ist, er auch gleichzeitig ganz Gott ist. Im Lukas Evangelium verkündigen die Engel den Hirten: Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr ... Das lässt schon etwas hindurch klingen von der Größe dieses Säuglings Jesu. Und Maria hatte die Verheißung: Dieses Kind wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit; und sein Reich wird kein Ende haben. Dasselbe sagt nun hier Johannes mit ganz anderen Worten, die aber klar diese Größe Jesu bezeichnen.

Schon in diesem Kind Jesu steckte der große Auftrag, das zurück zu gewinnen, was ihm ursprünglich bei der Schöpfung gehörte. Jesu Kommen ermöglicht uns die Rückeroberung des Paradieses; aber nie als Raub, sondern als Geschenk Gottes an uns. Und gerade das macht unser Leben so wertvoll. Wohl dem, selig ist, wer in dem Kinde Jesu seinen Gott erkennt, der uns hier in unserem Alltag besucht. Daraus darf sich eine Gottesbeziehung entwickeln, die uns sehr viel bedeutet. Die damit verbundenen Erlebnisse wollen wir in unserem alltäglichen Leben nicht mehr vermissen!

Auch bei den Hirten heißt es: Die Klarheit des Herrn umleuchtete sie! So ist auch für uns praktizierende Christen die „Klarheit Gottes“ über unserem Leben eine entscheidende Größe. Die uns sehr viel gibt und bedeutet. Darunter können auch wir eine klare Lebensweise an den Tag legen. Z.B. ein klares Wasser lässt tief blicken. Dasselbe gilt für die Menschen, die positiv oder negativ eine klare Lebensweise an den Tag legen. Wir Christen dürfen das in positiver Weise tun, sodass wir viel Gutes, Aufbauendes und Seliges entdecken, das uns und unseren Nächsten Vorbild und Ansporn sein kann. Es ist eine Klarheit, die uns die wahren Zusammenhänge alles Lebens aufschlüsselt. Es ist eine Klarheit, bei der uns die ganze himmlische Welt umgibt, die wir nie mehr vermissen müssen; auch dann nicht, wenn uns eine starke Dunkelheit umgibt. Wir selbst stehen in dieser Klarheit, in diesem Lichtschein Gottes.

Johannes will uns dreierlei verdeutlichen: 1) In Jesus kommt Gott selbst zu uns Menschen. 2) Viele versperren sich gegenüber ihrem Schöpfer. 3) Wer in dem Lichte Gottes lebt, wird zu Gottes Eigentum und schöpft aus der Fülle Gottes Gnade um Gnade.

 

1)   In Jesus kommt Gott selbst zu uns Menschen. In Jesus dürfen wir die göttliche Herkunft und Größe sehen und erleben. Dafür gelten vor allem die ersten drei Verse: Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. Und dann heißt es: Dieses Wort ward Fleisch und wohnte unter uns! Solche Sätze kann nur einer schreiben, der in seinem Leben sehr viel mit Jesus Christus erlebt hatte. Und diese Erlebnisse sind ja auch für uns sehr wesentlich. Was würde es uns helfen, wenn nur Johannes dies vor 2000 Jahren erlebt hätte? Deswegen feiern wir in diesem Jahr wieder Weihnachten, denn es dürfen auch unsere Erlebnisse sein. Ein Lied sagt es in der Weise: Wag es mit Jesus, was deine Not auch sei; wag es mit Jesus, er macht dich frei! Es ist wahrhaftig gewaltig groß, was ein Glaubender mit Jesus Christus erlebt. Er bereut nie diese Lebensverbindung und Verquickung, sondern baut diese aus, so wie es ihm gegeben ist. Die Auswirkungen davon sind total verschieden, so wie es damals auch bei den Aposteln war. Es gab gewaltige Unterschiede bei den Personen Johannes, Petrus und Paulus, um nur drei zu nennen. Aber für alle war Jesus Christus „die“ Person und „der“ Lebensbezug, den sie nie vermissen mochten. Das war ihr „Ein und Alles“. Dafür setzten sie ihr ganzes Leben ein. Das  ließen sie sich nicht mehr nehmen. Und um diese Lebensverquickung geht es auch in unserem Leben. Wagen wir diese Glaubensverbindung, die wir nie bereuen werden. Damit können wir jede Lebenssituation recht durchgehen und meistern. So wie es bei der Schöpfung geheißen hatte: Es war sehr gut! So erleben wir es auch mit dem, das Jesus Christus in uns schafft und wirkt.

Alles Streben der Menschheit nach Hohem, nach Erfüllung und nach der Seligkeit, das kommt uns in Jesus zugute. In ihm tritt das so zutage, sodass wir es nehmen, verkraften und ausleben können. Sonst heißt es: Wer Gott sehen will, muss sterben! Hier in Jesus trifft das nicht zu. Denn er schenkt es in der Weise, wie es zu unseren Lebzeiten schon möglich ist. Und auf ihn ist ewiger Verlass. In Jesus kommt Gott selbst zu  uns Menschen.

 

2) Viele versperren sich gegenüber ihrem Schöpfer. Das ist eine Tragik sondergleichen: Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen. Er kam in die Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Das ist die Tragik des sog, Sündenfalls. Viele Menschen erwählen sich viel lieben die Herren, nach denen ihnen die Ohren jücken. So sagt es einmal Paulus. Sie sagen: Was geht uns dieser Jesus an? Sie gehen ihm aus dem Weg. Manche machen es noch schlimmer, und schaffen ihn aus dem Weg. Das geschah damals mit der Kreuzigung Jesu. Und das geschieht heute mit vielen Artikeln und Berichten über Jesus, die teilweise sogar von Theologen verfasst werden. Man braucht nur einmal die Artikel lesen, die die Zeitschrift „Der Spiegel“ in dieser Richtung bringt. Der Unglaube und auch der Aberglaube trägt große Blüten und Früchte. Als Christen verschließen wir davor nicht unsere Augen.

Wären wir Gott, dann würden wir hier mit der Faust drein schlagen. Dann hätte damals Jesus gleich mit seinem „Jüngsten Gericht“ kommen können. Denn wir Menschen alle würden unsere Verurteilung verdienen. Aber nach dem Gleichnis vom Feigenbaum setzt sich Jesus für unsere Verschonung ein: Lass ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge; vielleicht bringt er doch noch Frucht; wenn nicht, so haue ihn ab. So ist Jesu Kommen der Versuch, so viel Menschen wie möglich aus ihrer Verlorenheit zu retten. Und das geht so lange, wie es bei manchen Gleichnissen heißt, bis die Tische voll sind. Dann kommt schon noch das letzte Gericht.

Wir dürfen nicht unsere Nächsten verurteilen. Das bleibt Gott vorbehalten. Und er will immer noch ihre Rettung. Sondern wir bemühen uns um die Menschen um uns. Da ist unser Zeugnis klar. Was wir selbst mit Jesus erlebt haben, daran lassen wir unsere Nächsten Anteil haben, wenn sie dafür ein offenes Ohr haben. Es ist auch unser seligster Wunsch, dass jeder zum Glauben an Jesus kommt. Aber vererben können wir das nicht. Der Nächste muss selbst den Glauben wagen, was auch er dann nie bereuen wird. Leider, leider sind das immer wenige, die dazu bereit sind. Das ist eine Tragik sondergleichen, dass sich viele ihrem Schöpfer gegenüber versperren.

 

3) Wer im Lichte Gottes lebt, wird zu Gottes Eigentum und schöpft aus der Fülle Gottes Gnade um Gnade. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden.... Sie sind von Gott geboren. Von seiner Fülle nehmen sie Gnade um Gnade. Gottes Größe und Herrlichkeit ist erlebbar und erfahrbar. Das geschieht in Jesus Christus. Bevor Johannes dieses Evangelium schrieb, lebte er schon etliche Jahrzehnte nach dem Tode Jesu. Und seine Botschaft ließ nicht nach, sondern war immer noch oder erst recht überwältigend groß. Gerade er bringt die sieben „Ich- Bin- Worte“ Jesu, bei denen Jesus sagt: Ich bin das Brot des Lebens.... Ich bin das Licht der Welt.... Ich bin die Tür.... Ich bin der gute Hirte.... Ich bin die Auferstehung und das Leben.... Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.... Ich bin der Weinstock.... Gerade Johannes zeigt uns in den Kapiteln seines Evangeliums viele wahre Zusammenhänge des göttlichen Lebens auf, die uns Jesus Christus nahe bringen will. Er sieht all die Geschehen um und mit Jesus in einer wesentlich tieferen oder höheren Dimension.

Jesus bringt uns die wahre Erleuchtung, Licht auf unseren Weg; eine Herrlichkeit, die wir nie vermutet hatten und die weit unsere Wünsche und Sehnsüchte übersteigt. In seiner Gnade eröffnet er uns eine Fülle von Gaben und Schätzen, bei denen wir an kein Ende kommen. Und was schon hier betont wird und Johannes im Kapitel drei nochmals ausführlich bezeugt, erleben wir eine Neugeburt aus Gott. Dadurch werden wir wieder zu Gottes Eigentum, so wie wir Menschen es seit der Schöpfung von Gott ersehen waren.

Unsere Aufgabe ist es nun, uns dafür zu öffnen, aus seiner Fülle zu schöpfen. Damals taten es Maria und Josef, die Hirten und die Weisen. Später taten es die zwölf Apostel und viele andere. Und das geht durch die ganze Kirchengeschichte bis herein in unsere Zeit. Inzwischen ist die Botschaft Jesu in allen Ländern dieser Erde erlebbar.

Es ist unsere Rettung, dass Jesus unser Leben nicht verschmäht, sondern darin eingeht, geboren wird, Mensch wird und somit zu wirken beginnt. Er schreibt mit uns seine Heilsgeschichte, die er zu einem guten Ende führen wird. Er öffnet der gläubigen Gemeinde das ewige Leben, das Paradies.

Der glücklichste Mensch ist nicht der Reichste, der Größte, der Mächtigste, der Klügste oder der Kräftigste. Sondern der glücklichste Mensch ist der, der Gott in seinem Herzen hat, der sein Leben für das Wirken Gottes öffnet. In solchem Lichte Gottes gibt es kein Irren mehr, keine Finsternis, keine Lüge und Falschheit. Da gibt es kein brutales und kaltblütiges Handeln. Da gilt nur die Gnade und Barmherzigkeit Gottes, sodass alle, die das annehmen, die Fülle des wahren Lebens haben. Ihnen ist das Geleit Gottes mit seinem Segen gewiss. Sie besitzen das Erbe des ewig beständigen Lebens und sind Boten Gottes in ihrer Umgebung. Solche Seligkeit Gottes bedeutet uns sehr viel. Damit ist eine Lebensfreude verbunden, bei der wir über die Größe Gottes staunen. Wir sind sehr dankbare und glückliche Menschen.

 

Unternehmen auch wir den Versuch, das in Worte zu fassen, was eigentlich unaussprechbar ist. Denn auch wir haben die Zusage Jesu, dass er kommt, um uns Menschen zurück zu gewinnen. Das ist sein Weihnachtsgeschenk, dass er uns das Paradies wieder eröffnet, indem wir wieder Gottes Kinder sein dürfen. Allezeit zeigt uns Gottes Klarheit dazu den Weg, sodass uns sein Lichtschein umgibt.