LUKAS 18,31-43;    PREDIGT:

 

Die dritte Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung

„ Jesus nahm zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und misshandelt und angespien werden, und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen. Sie aber begriffen nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie verstanden nicht, was damit gesagt war. “

Die Heilung eines Blinden bei Jericho

„ Es begab sich aber, als er in die Nähe von Jericho kam, dass ein Blinder am Wege saß und bettelte. Als er aber die Menge hörte, die vorbeiging, forschte er, was das wäre. Da berichteten sie ihm, Jesus von Nazareth gehe vorbei. Und er rief: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Die aber vornean gingen, fuhren ihn an, er solle schweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Jesus aber blieb stehen und ließ ihn zu sich führen. Als er aber näher kam, fragte er ihn: Was willst du, dass ich für dich tun soll? Er sprach: Herr, dass ich sehen kann. Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das es sah, lobte Gott. “

 

||: Das Leben erobern! :|| Gerade mit unserem Christsein erobern wir uns in rechter Weise das Leben. Dazu gibt es ganz klare Ziele, Ideale und Wünsche. Und das ist deshalb so wertvoll, weil darüber der Segen, Friede und Schutz Gottes steht. In allen Situationen unseres Lebens ist Gott nie überfordert. Er zeigt uns immer die rechte Bewältigung. Er vermittelt uns immer den rechten Weg. Wenn wir das ergreifen, spüren wir seinen Reichtum, seine Fülle und Vollmacht. Und wir sind damit bestens beraten und bewältigen am schnellsten die einzelnen Stationen unseres Lebens. So können wir uns das Leben erobern, in rechter Weise durchgehen und ihm das Beste abringen.

Es gibt nichts Größeres und Herrlicheres, als sich von Gott führen und leiten zu lassen. Denn er holt immer das Beste aus unserem Leben und Wirken heraus und führt uns immer den rechten Weg. Durch ihn gibt es in dem Auf und Ab unseres Lebens die göttliche Vielfalt. Und das ist das Großartige unseres Christseins, dass wir uns in jeder Lebenslage zurecht finden dürfen. Durch die gewisse Führung und Leitung Gottes gibt es keinen Stillstand oder gar ein rückwärts Gehen. Da geht es immer weiter voran. Nach seinem Plan und Dafür- Halten wächst und reift unser Leben. Zielstrebig öffnet uns Gott eins nach dem andern und nichts und niemand darf uns da wehren oder den Weg verstellen. Dann ist unser Leben vom Evangelium, von der Frohen Botschaft geprägt. Durch unsere ganz persönliche Beziehung zu Gott ist das allezeit möglich, gegeben und dran. Es gibt immer die Öffnung nach vorne, sodass wir uns das Leben erobern dürfen und können.

Das gilt natürlich vor allem dann, wenn es uns gut geht, wir gesund sind, genügend Geld und Besitz haben und wir viele Beziehungen knüpfen können. Auch wenn es uns nicht leicht eingeht, gilt das genauso, wenn wir arm sind wie eine Kirchenmaus, wenn wir krank, geschwächt, alt und einsam sind. Das gilt auch dann, wenn unser Leben anders verläuft, als wir es uns vorgestellt hatten und wir es uns wünschen würden. Auch als Christen leben wir nicht auf der Sonnenseite des Lebens und haben wir nicht das Glück gepachtet. Auch bei uns menschelt es immer wieder. Es ist ja gerade unsere Stärke, dass wir auch dann eine Botschaft und Hilfe haben, wenn die dunklen Seiten des Lebens eintreten.

Gerade das wollte Jesus hier seinen Jüngern kundtun und begreiflich machen. Deshalb handelt unser Predigttext von der Leidens-ankündigung und dieser Blindenheilung. Auf was muss ein Blinder nicht alles verzichten, was uns Sehenden als selbstverständlich erscheint. Und doch übersahen die sehenden Jünger damals Wesentliches, das ihnen Jesus hier nahe bringen wollte. Leider kapierten sie dies erst viel später, aber sie waren wenigstens vorgewarnt. Als das Vorhergesagte eintrat, erinnerten sie sich an diese dreimalige Ankündigung Jesu in Bezug auf sein Leiden und Auferstehen.

Auch uns Christen bewegt 1) das sonst übliche Idealbild; jung, dynamisch, geschmeidig, gesund, faltenfrei und Reichtum an Geld, Gaben und Genuss.

Aber was hält uns, wenn 2) die schlechten Zeiten kommen: Armut, Krankheit, Einsamkeit, ja Betrug und Hass?

Dann lernen wir die Erkenntnis 3) dass es durchs Leiden zur Herrlichkeit geht; durch Hingabe zum Reichtum; ja durchs Sterben zum Leben.

 

1)   Auch uns Christen bewegt das sonst übliche Idealbild; jung, dynamisch, geschmeidig, gesund, faltenfrei und Reichtum an Geld, Gaben und Genuss. Damals kamen die Jünger beim Wandern mit Jesus von einer Faszination zur andern. Sie erlebten die vollmächtige Botschaft und das vollmächtige Handeln Jesu. Über dem, was Jesus alles kann und was sie sonst mit ihm alles erleben durften, kommen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das ist für sie ein Leben im Vollsinn. Es erfüllt sich wesentlich mehr, als sie erwartet hatten. Es ist einfach alles prima, klasse und spitze. So kann es immer bleiben.

Vor allem als junger Mensch ersehnt man sich das Leben in dieser Art und Weise. Da soll es zielstrebig voran und weiter gehen. Da hält man Ausschau nach Menschen, die dafür die rechten Vorbilder sind. In einer gewissen Weise gilt das auch für junge Christen. Da erobert man sich der Reihe nach die Schätze des christlichen Reichtums, das man ja als Erbe anvertraut bekommt. Da darf man frei sein und sich freistrampeln von allen sonst üblichen negativen Gebundenheiten und Süchten, wie z.B. Fluch, Lüge, Bosheit, Falschheit und allem hinterhältigen Verhalten. Und man darf sich die Früchte des Geistes aneignen, Galater 5, 22f: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit. Da begibt man sich ganz in das von Gott geebnete und bereitete Leben. Da kennt man sich im Vaterhaus Gottes aus. Da weiß man um das ewige Leben, das uns keiner mehr nehmen kann, auch nicht der Tod. Da freut man sich darüber, dass man dabei sein darf.

Gerade auch als junger Christ findet man es sehr schade, dass so wenige Menschen zu solch einem Leben in der Nachfolge Jesu bereit sind. Und man setzt alles daran, es den anderen schmackhaft zu machen.

Was auf alle Fälle an diesem Idealbild stimmt, ist die Tatsache, dass in allem Auf und Ab unseres Lebens Jesus der Stabilisator unseres Alltags und unseres Lebens ist. Darunter stabilisiert sich alles in unserem Leben: unsere Kräfte, unsere Gesundheit, unsere Beziehungen, unsere Finanzen, unsere hauswirtschaftlichen Tätigkeiten usw.

 

2)   Was hält uns, wenn die schlechten Zeiten kommen: Armut, Krankheit, Einsamkeit, ja Betrug und Hass? Es kommen solche Phasen, die uns normalerweise nicht gefallen und wir deshalb enttäuscht sind. Da spüren wir unsere Grenzen und die Gefahren des Lebens. Und oft verlieren wir dabei das so Liebgewordene. Es sind Situationen, in denen wir spüren, dass diese Welt eine gefallene, von Gott abgefallene Schöpfung ist. Da gibt es Menschen, die nur auf Böses und Betrug aus sind. Da gibt es Mobbing, Rufmord und üble Nachrede.

Aber nicht nur von außen kommt diese böse Welt zu uns. Sondern auch in uns kämpft das Böse um das Vorrecht und will das Gute unterdrücken und verfälschen. Da rührt sich etwas, wo wir meinten, dies schon längst überwunden und besiegt zu haben.

Das Leben ist eben nicht nur ein Honiglecken mit Sonnenschein und ruhigem Fahrwasser. Sondern es kommen auch die schlechten Zeiten mit den Stürmen, mit den finsteren, engen Tälern oder den unüberbrückbaren Bergen und Mauern.

Die Jünger fragten sich: Was soll jetzt das, dass Jesus mitten in seinem vollmächtigen Reden und Handeln drei Mal diese Leidensankündigung bringt? Was soll jetzt dieses Gerede Jesu? Das passt doch gar nicht in das hinein, was die Jünger bis jetzt mit Jesus erlebten!

Und doch hatte Jesus immer wieder darauf hingewiesen, dass auch solche Zeiten kommen. Es bleibt nicht bei der Begeisterung und dann gilt die Bewährung. So kommen immer auf die Zeiten der Begeisterung, die natürlich zu seiner Zeit die Berechtigung haben, die Zeiten der Bewährung. Dann ist unser Durchhaltevermögen gefragt und dran, wie es im Psalm 73 ausgedrückt ist: Dennoch bleibe ich stets an dir, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Die Jünger kapierten die Leidensankündigung noch nicht. Erst nach Karfreitag erlebten sie den Wahrheitsgehalt, was für sie zuerst wie ein Schock war. Aber schon drei Tage danach, am Osterfest, erlebten sie, was wir in Punkt drei ersehen wollen:

 

3)   Wir lernen die Erkenntnis, dass es durchs Leiden zur Herrlichkeit geht; durch Hingabe zum Reichtum; ja durchs Sterben zum Leben. Es gehört zu den Haupterfahrungen aller Christen, dass gerade das Erleiden einer Situation, die uns nicht gefällt, einen Sinn hat. Paulus geht sogar so weit, dass er sich darin sogar erfreut; z.B. Kol 1,24: Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemeinde. So durchgehen wir als Christen nie etwas umsonst. Es hat alles seinen ganz bestimmten Sinn. Lassen wir uns dafür die Augen öffnen. Dafür steht die Blindenheilung. Gott will es uns zeigen, erklären und den Sinn zeigen. Je schneller wir das kapieren, umso leichter können wir auch solche Phasen durchgehen und bewältigen.

Es macht die Reife eines Christen aus, dass er das Gleichnis vom Weizenkorn kapiert und er dazu bereit ist, Johannes 12,24f: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es alleine; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben lieb hat, der wird’s verlieren; und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird’s erhalten zum ewigen Leben. Ein junger Christ muss das nur zur Kenntnis nehmen. Für ihn ist das noch nicht dran. Da muss auch niemals nachgeholfen werden. Für ihn kommt diese Bewährung schon noch, wenn die Zeit dazu reif ist. Aber alle, die schon länger in der Jesus Nachfolge stehen, erkennen den Sinn aller Leidensphasen in ihrem Leben. Dann können wir Paulus verstehen, wenn er sich sogar dieser Leiden erfreut. Auch damit leben wir sehr verantwortlich.

Zum einen dienen solche Zeiten letztlich zur Stabilität unseres Lebens. Denn gerade in solchen Zeiten erleben wir in besonderer Weise die Hilfe Gottes, die greift, uns hilft, uns weiter hilft. Zum andern dienen solche Zeiten zum Aufbau und Weiterbau des Reiches Gottes, der Neuschöpfung, der Gemeinde. Denn nur dadurch wächst die Frucht heran, die nur Gott bewirken kann. Wie soll Neues aufwachsen, wenn das Alte nicht bereit ist, abzugeben und abzutreten?!! Halten wir nie etwas gewaltsam fest, wenn es dran ist, es abzugeben. Und erfreuen wir uns, wenn Neues aufwächst. Dann ist Gott am Werk und am Wirken. Und das ist immer der wesentlichere Teil in unserem Leben und Wirken. Gott lässt uns deswegen nicht brach liegen. Jeder hat in seinem Amt und Stand seine Berechtigung und seinen Auftrag.

Gerade in diesem Sinne gewinnen wir dem Vergehen dieser Welt das Positive ab. So wie wir einmal sterben, so vergeht auch einmal diese Welt mit allem, was darin entstanden ist. Und wenn wir etwas erhalten wollen, müssen wir ständig Nachschub liefern. Wenn wir leben wollen, müssen wir Nahrung zu uns nehmen. Wenn wir unsere Häuser erhalten wollen, müssen wir restaurieren. Auch auf geistlichem Gebiet halten wir uns daran. Wir lesen und hören immer wieder Gottes Wort und pflegen die lebendige Beziehung zu ihm. Und damit bekommen wir die Weisheit und das Gelingen zur Verantwortung und Bewältigung der momentanen Situation unseres Lebens. In der Bergpredigt steht auch der Hinweis für den rechten Hausbau auf den Fels. Erst wenn die Stürme kommen spüren wir die Tragkraft und das Durchhaltevermögen. Das Fundament, gewirkt durch die Gnade Gottes, hält alles aus. Das Haus bleibt bestehen. Und das ist ein Bild für unser Leben, das in Ewigkeit Bestand hat.

 

Das Leben erobern! Wenn wir das im Sinne Gottes tun, liegt über unserem Leben der Segen, der Friede und der Schutz Gottes. Darunter erleben wir Gottes großen Reichtum, seine Fülle und seine Vollmacht.