MARKUS  13,31-37; PREDIGT:

 

„ Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. Seht euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Wie bei einem Menschen, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinen Knechten Vollmacht, einem jeden seine Arbeit, und gebot dem Türhüter, er solle wachen: so wacht nun; denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen, damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet! “

 

Gerade der lebt realistisch, realitätsbezogen, der inmitten der vergehenden Welt die ewige Welt Gottes entdeckt! Dann bestimmt die ewige Herrlichkeit Gottes unser ganzes Leben; unser Denken, Reden und Handeln; unsere Vorhaben und Begegnungen; unser Tun und Lassen. So prägt seine Ewigkeit unsere Zeit.

Gottes zeigt uns, was momentanen dran und wichtig ist. Die Zeit, die wir für die Stille vor Gott benötigen, kommt längst wieder herein. Denn damit klären wir, wie wir alles bestens einschätzen dürfen und wie wir am besten das Anstehende bewältigen können. Da tun wir nichts mehr, was sich später als nutzlos und falsch herausstellen würde. Gerade Gott weiß am besten, wie uns zu raten und zu helfen ist. Gerade Gott stupst unsere Nase auf das, das zur Zeit wesentlich und wichtig ist.

Dazu kommt, dass wir mit unserer Stille vor ihm ein Teil seiner Bewegung werden. Denn Gott hat mit seiner Schöpfung etwas vor, das er in der sog. Neuschöpfung zur Vollendung bringt. Darin bindet uns Gott ein. Mit unserer Öffnung vor ihm, benützt er uns für den Bau seines Reiches. Dazu wird unsere Stille Zeit reichlich gesegnet. Jakobus 4,8: "Nahet euch zu Gott, so naht es sich zu euch!" Wer auf Gott 1 Schritt zugeht, dem kommt Gott 10 Schritte entgegen. Daraus darf eine Kettenreaktion entstehen, die ins Unendliche geht! Gott fragte den Jesaja: "Wer will mein Bote sein?" Darauf antwortete Jesaja spontan: "Hier bin ich, sende mich!" Nur wenn wir die Stille vor Gott praktizieren, hören wir auch seine Stimme, wissen wir um seine Vorhaben, sodass uns Gott auch gebrauchen und einsetzen kann.

Die Blütezeit unseres christlichen Abendlandes kam durch die Öffnung zu Christus. Was wurde da nicht alles in der Kultur, bei der Architektur, der Wissenschaft, der Musik usw. geschaffen. Inzwischen sind wir dabei, diesen Christusbezug wieder zu verlieren. Das ist sehr, sehr schade. Da werden wir nicht mehr die Kraft und die Weisheit haben, die unsere Vorfahren hatten. Da ist der Absturz vorprogrammiert. Dasselbe gilt auch für jeden einzelnen Menschen. Wenn Gott an letzter Stelle rangiert oder gar nichts mehr zu sagen, zu melden hat, dann sind wir sehr arm dran. Dann häufen sich die Missgeschicke und wir geraten immer mehr ins Hintertreffen.

Dagegen lebt der realitätsbezogen, der inmitten der vergehenden Welt die ewige Welt Gottes erlebt. Denn Gott ist keine Schlafmütze, sondern die Größe, die alles weit überragt. 1) Wir wissen, dass die Worte Gottes nicht vergehen. Sie sind für uns die festen Stützen unseres Lebens. 2) Wir stehen an der Schwelle des Kommenden, auf das wir warten, das wir erwarten. 3) Wir verschlafen nicht unsere Chancen, sondern wir sind sehr wachsam und nützen alle unsere Chancen.

 

1) Wir wissen, dass die Worte Gottes nicht vergehen. Sie sind für uns die festen Stützen unseres Lebens! Was uns Gott verspricht, was hält er ganz gewiss. Das ist das Amen unseres Glaubens, unserer Kirche. Das ist die Grundlage für jeden praktizierenden Christen. Und wer sich daran hält, der ist keine Lügenapostel. Sondern er darf die festen Stützen des Glaubens erleben.

Gottes Wort ist nicht lebensfremd, sondern sehr lebensnah. Es verhilft uns zum rechten Einschätzen und zur wahren Bewältigung aller unserer Anliegen. "Wie" bekommen wir diese lebensnahe Beziehung zum Worte Gottes? Frank Buchmann hat das bestens ausgedrückt: "Wenn der Mensch horcht, redet Gott; wenn er gehorcht, handelt Gott!" Da gehören Hören und Tun zusammen. Da darf das Wort Gottes nicht von einem Ohr hinein und zum anderen Ohr wieder hinausgehen! Es genügt auch nicht, dass das Wort Gottes nur in das Gehirn geht; dass wir über Gott Bescheid wissen. Denn z. B. der Teufel weiß bestens über Gott Bescheid. Das Wort Gottes will etliche Stufen tiefer fallen. Es will uns zu Herzen gehen, ins Herz fallen, durchs Herz gehen. Damit werden wir in rechter Weise gepolt, motiviert und ausgerichtet. Da lässt man Gott herein, zum Zuge kommen. Da werden wir von ihm angesprochen, korrigiert, geleitet und geführt. Da werden uns die Augen, Ohren und das Herz in rechter Weise geöffnet. Da vergibt uns Gott unsere Sünden, ordnet unser Leben und führt uns die Wege, die sich zu gehen lohnen.

Es ist unser täglicher Vorteil, wenn wir in erster Linie auf Gottes Wort hören, seine Gebote beachten, ihn zu Wort kommen lassen. Als Anstoß dazu dienen die Gottesdienste; das verkündigte Wort Gottes. Und das geht dann weiter mit der persönlichen Beschäftigungen mit dem Worte Gottes, mit dem persönlichen Reden mit Gott; mit dem persönlichen Hören auf Gott. Dann wissen wir, wie Gott alles sieht. Und weil Gottes Wort gleichzeitig Tat ist, geschieht in unsere kleinen Welt Weltbewegendes! So ist unsere tägliche Rückkopplung zu Gott ganz, ganz wesentlich. Denn, was Gott uns sagt, das ist gewiss wahr und bringt uns bestens weiter. Es sind die festen Stützen unseres Lebens.

 

 

2) Wir stehen an der Schwelle des Kommenden, auf das wir warten, dass wir erwarten! Dieses Warten hat nichts mit Däumchendrehen zu tun, mit Ungeduld, mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, mit Arbeitslosigkeit, oder mit der Vertröstung auf später. Sondern wir haben große Erwartungen für unser alltägliches Leben.

Als Bild, Gleichnis, dafür ist hier ein Hausherr, ein Chef genannt, der seinen Knechten die Verwaltung überträgt, solange er weg ist. Wenn sie alles recht tun, werden sie von seinem plötzlichen Kommen nicht in unguter Weise überrascht.

Man könnte sagen: Wir Christen sind sehr anspruchsvolle Leute. Wir erwarten vom Leben sehr viel. Und zwar von Gott erwarten wir seine Gegenwart, seinen Segen und seine Fülle. Und Gott gefällt das.

Gegengleich erwartet auch Gott von uns sehr viel. Aber er erwartet keine Leistung, kein Können, sondern den einfältigen Glauben, die Treue, die Hingabe, das volle Vertrauen zu ihm. Ganz schlicht könnte man sagen: Er wartet, dass wir unsere Hand ganz vertrauensvoll in seine Hand legen und uns mit unserer Nachfolge von ihm führen lassen.

Jeder von uns hat eine ganz spezielle Aufgabe übertragen bekommen. Die gilt es nun in aller Treue auszuführen. Manche Berufe drücken das mit dem Wort "warten" aus: der Torwart hat in einem Fußballverein eine sehr wertvolle Aufgabe. Es gibt noch die Berufsbezeichnungen Heizungswart und Tankwart.

Gott sagt uns: Wenn wir das uns Anvertraute in aller Treue bewältigen, dann werden wir von seinem Kommen nicht überrascht. D. h. gerade dann leben wir auch zukunftsorientiert. Oder anders herum gesagt: Gerade unsere Erwartung auf das Kommen Jesu macht uns nicht lebensfremd, sondern befähigt uns für die alltäglich anstehenden Angelegenheiten des Lebens! Es ist eine Besonderheit unseres Christseins, dass wir heute schon die Gegenwart Jesu, sein Handeln und Wirken erwarten dürfen. Christus sagt, dass das Himmelreich inwendig in uns ist. Paulus sagt, dass wir schon zu unseren Lebzeiten die Staatsbürgerschaft Gottes besitzen. Wir leben zwar noch in der Welt, aber wir sind nicht mehr von der Welt, obwohl wir die besten Bürger dieser Welt sein dürfen. So stehen wir an der Schwelle des Kommenden, auf das wir warten. Damit verbinden sich sehr viele Erwartungen zu Gott für unseren Alltag.

 

3) Wir verschlafen nicht unsere Chancen, sondern wir sind sehr wachsam und nützen alle unsere Chancen. Ein Wächter hat zwei Aufgaben: Er verhindert die Gefahren von außen und von innen. Z. B. ein Nachtwächter eine Firma wehrt den Einbrechern und Brandstiftern. Und er hat eine große Alarmanlage zu betreuen, damit innerhalb der Firma nichts schief läuft.

Auch die Gemeinde Jesu übt dieses Wächteramt aus! Wir wissen, was die Stunde geschlagen hat, was momentan dran und wichtig ist. Wir erkennen, was momentan möglich ist und setzten uns dafür ein. Genauso erkennen wir, was momentan nicht möglich ist, das wir dann auch ganz Gott überlassen.

Manche träumen von einem Goldenen Zeitalter, das es aber nie geben wird. Auch davon wachen wir auf und ergreifen das, was zur Zeit möglich ist. Wir sind bereit zum demütigen Handeln und Wirken. Und wir überlassen es Gott, was daraus wird. Das steht nicht in unserer Verantwortung.

Wir sind bereit für die geringen Aufgaben, um die sich gerne die anderen drücken. Wir wissen, dass sich ganz wenige Weise, Starke, Einflussreiche und Reiche von Gott rufen und führen lassen. Sie schlagen fast alle die Einladung Gottes aus. Dagegen sind die unsere Brüder und Schwestern, die im öffentlichen Leben als die Unmündigen verschrieen werden. Wir sind bereit, mit Wenigen eine Gemeinde zu bilden. Denn wir wissen, dass es immer nur Wenige sind, die in der Nachfolge Christi stehen. Die Gemeinde lebt immer in der Diaspora, in der Minderheit.

Wach leben heißt, dass wir füreinander da sind, uns füreinander einsetzen, wo es möglich ist. Wir sehen die Nöte des anderen und helfen ihm.

Wach leben heißt, dass wir nicht nur an uns selbst denken, sondern auch an unsere Nächsten! "Wir lieben unseren Nächsten wie uns selbst!" "Wer unter uns der Größte sein will, der sei unser aller Diener!" "Was wir wollen, dass uns die Leute tun sollen, dass tun wir auch ihnen!" "Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde!"

Wir wach lebt, der weiß, dass die Gottesliebe und Nächstenliebe nie zu trennen ist. Beides ist uns geboten. Ein unbekannter Verfasser sagte: "Ich suchte mich und fand mich nicht; ich suchte Gott und entzog sich mir; ich suchte meinen Bruder und fand sie alle drei!"

Wach leben heißt: Mit allen Sinnen ganz bei der Sache zu sein; und zwar nach der Anweisung Jesu: "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch auch all das andere gelingen!"

Und hier sind wir wieder bei unserem Punkt 1: Die Worte Gottes sind für uns die festen Stützen unseres Lebens und Wirkens! Das Wort Gottes ist für uns die Richtschnur, die Richtlatte, die Ordnung, die DIN Normen für unser Handeln und Wirken. Die tägliche Stille Zeit stellt unsere Marschverpflegung dar. Das Vorbild Jesu und der ganzen Wolke von Zeugen sind uns gewaltige Vorgaben für unseren Einsatz. So verschlafen wir nicht unsere Chancen, sondern wir sind sehr wachsam und können alle unsere Chancen nützen.

 

So lebt gerade "der" realitätsbezogen, der inmitten der vergehenden Welt die ewige Welt Gottes entdeckt. Dann bestimmt die ewige Herrlichkeit Gottes unser ganzes Leben, unser Denken, Reden und Handeln; unsere Vorhaben und Begegnungen; unser Tun und Lassen. Dann werden wir ein Teil seiner Bewegung, die in seiner Neuschöpfungen zur Vollendung kommt. Wenn auch die Blütezeit unseres christlichen Abendlandes vergeht, so trägt doch unser Leben die Frucht des ewigen, herrlichen Lebens Gottes.