MATTHÄUS 15,21-28; PREDIGT:             17.n.Tr. I;  357,1-5

 

Die kanaanäische Frau

„ Jesus zog sich zurück in die Gegend von Tyrus und Sidon. Und siehe, eine kanaanäische Frau kam aus diesem Gebiet und schrie: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt. Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm, baten ihn und sprachen: Lass sie doch gehen, denn sie schreit uns nach. Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Sie aber kam und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde. Sie sprach: Ja, Herr; aber doch fressen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter wurde gesund zu derselben Stunde. “

 

     Ausnahmen bestätigen die Regel! Jesus zog sich ins heidnische Land zurück, um mit seinen Jüngern für Jüngerschulungen allein sein zu können. Da kam diese Heidin mit Ihrer Bitte um  Heilung ihrer Tochter. Jesu Auftrag galt aber nur den Kindern Israels. Erst nach Ostern ging dieser Auftrag auch auf die Heiden über. Also alles schön der Reihe nach. Aber als Ausnahme hat er dann dennoch geholfen.

     Die Grenzen dieser Art gibt es heute nicht mehr. Die Hilfe Gottes ist für alle da, die sich dafür öffnen und sie begehren. Aber für uns Christen kommen Zeiten und Erlebnisse, die wir nicht verstehen und wir, wie die Jünger hier, etwas nachhelfen wollen, damit Jesus doch eingreift und hilft. Dann verstehen wir sein Schweigen nicht. Dann wollen wir Gott unter die Arme greifen und ihn belehren. Dann meinen wir, Gottes Rechtsanwälte sein zu müssen, um Gott auf den Sprung zu helfen, in dem Sinne: „Gott, da musst du unbedingt eingreifen, etwas tun und deine Hilfe bringen!“

     Wie oft kommt uns etwas in die Quere. Da geschieht etwas, darauf wir nicht gefasst waren, das wir nie vermutet hätten. Unverhofft tritt eine Situation ein, mit der wir nicht rechneten. Was tun wir dann? Sind wir dann aus dem Häuschen und toben los? Oder ziehen wir uns dann von allem zurück, schieben alles zur Seite und verschließen davor unsere Augen? Wollen wir es nicht wahrhaben und gehen unsere gewohnten Bahnen weiter? Oder haben wir die Kraft, uns auf die veränderte Situation einzustellen?

     So wissen auch wir oft nicht, warum solche Zeiten kommen. Aber eines dürfen wir aus diesem Bericht lernen, dass wir nie aufgeben müssen. Wir dürfen den Mut haben, hier dafür offen zu sein, was uns Gott dazu sagen will. Er ist ja nie weit weg. Er sieht ja auch alles, was geschieht. Und er hat eine ganz bestimmte Meinung zu dieser Angelegenheit. Er zeigt uns dazu, wie es positiv weiter gehen kann.

     Der einzige Weg zur Bewältigung solcher Situationen liegt immer in unserem Gespräch mit Gott. Wir dürfen allezeit im Glauben an der Jesus- Nachfolge dran bleiben. In solchen Situationen werfen wir nicht alles in dem Sinne hin: „Es hat ja doch alles keinen Sinn!“ Sondern jetzt gilt es erst recht, Gott um seine Hilfe zu bitten und damit nicht locker zu lassen. Auch wenn es etwas ist, das man nicht als das Normale ansehen kann. Es gibt eben auch Ausnahmen, die die Regel bestätigen.

     So schlimm schlimme Zeiten sind. Sie haben auch immer positive Seiten. Nie durchgehen wir etwas umsonst. Sondern Gott schenkt uns die Weisheit und Kraft, so etwas in rechter Weise bewältigen zu dürfen. Und wenn es unsere Nächsten betrifft, sie herzzerreißende und haarsträubende Erlebnisse haben, so schenkt uns Gott das Geschick, eine positive Bewältigung aufzeigen zu dürfen. Scheuen wir uns vor solchen Aufgaben nicht. Denn gerade darauf liegt der große Segen Gottes.

     Dreierlei wollen wir bedenken: 1) Es gibt das Schweigen Gottes; 2) Unser Ringen mit Gott; 3) Gott lässt sich überreden.

 

     1) Es gibt das Schweigen Gottes. Z.B. Hiob erlebte eine lange Zeit, in der es ihm sehr dreckig erging. Er verlor all seinen Besitz, seine Kinder und seine Gesundheit. Und Gott ging eine lange Zeit nicht auf seine dreckige Lage ein. Das Volk Israel in der Knechtschaft Ägyptens musste 80 Jahre warten, bis Gott ihre Bitten erhörte und Mose sie aus der Knechtschaft heraus führte. Bei der babylonischen Gefangenschaft Israels dauerte es 70 Jahre, bis sie wieder heimkehren durften. Am Ende seines Lebens musste es Jesus aushalten, in schlimmster Weise verspottet zu werden und am Kreuz zu sterben, obwohl er Gottes Sohn war und er nur mit einer Geste dies alles hätte verhindern können. Aber um unseretwillen tat er es nicht.

     Gott sieht alles sehr wohl und hat auch bestimmt einen ganz tollen Plan mit uns. Aber die Verwirklichung dessen sieht eben oft ganz anders aus, als wir es wahrhaben wollen und es uns vorstellen. Da können wir ihm keine Vorschriften machen. Da können wir ihn nicht vor den Karren unseres Lebens und unserer Vorstellungen spannen. Da können wir nicht mit ihm umspringen, wie es uns gerade einfällt. Gott tut es eben anders, als wir es tun würden.

     Das Schweigen Gottes kann viele Gründe haben. Es kann zu unserer Erziehung dienen. Es kann in uns eine viel höhere Weisheit und Einsicht reifen, auf die wir ohne solche Zeiten nie gekommen wären. Auch ist es möglich, dass wir damit anderen helfen können, wenn von uns ein bestimmter Verzicht verlangt wird. So erging es jedenfalls Jesus, als er am Kreuz für uns starb und er uns dadurch die Erlösung bewirkte, unsere Errettung.  

     Außerdem, wenn es einmal an einer Stelle nicht weiter geht, dann haben wir an anderen Stellen unseres Lebens genügend zu tun. Dann gilt es das aufzuarbeiten, was bis jetzt liegen geblieben ist; oder vorzuarbeiten, wo wir wissen, dass in Zukunft vieles auf uns zu kommt.

     Auch wenn es eine lange Zeit dauert, bis wir den Grund erfahren und Gottes Hilfe erleben. Auf alle Fälle bleiben wir dran mit unserem Vertrauen zu Jesus Christus. Solche Zeiten spornen uns im Glauben an, noch treuer und gewissenhafter auf unserem Glaubensweg zu bleiben. Das geben wir nie auf. Auch wenn es harte Zeiten sind, können wir diese mit Gottes Hilfe durchgehen und durchstehen. Letztendlich gehen wir gestärkt aus solchen Zeiten heraus. Sie stellen Wachstumsknoten in unserem Glaubensleben dar.

     Wer schon länger im Glauben steht, der kennt auch solche schwere Zeiten, in denen er nicht mehr so klar wusste, was jetzt Gottes Wille ist und wie wir uns nun verhalten sollen. Aber im Nachhinein wissen wir, dass uns auch da Gott nicht verlassen hat, sondern er uns ganz besonders nahe war und er uns sehr beigestanden und geholfen hat. Die erfahrenen Hilfen Gottes waren so markant und gewaltig, mit denen Gott in uns ein festes Fundament schuf, das nie mehr wankt und schwankt. Dann kann in Zukunft kommen, was will, Gott ist immer der Größere und Weisere, der Klügere und Stärkere.

 

     2) Unser Ringen mit Gott. Auch wenn wir wissen, dass uns Gott all das gibt, was wir bedürfen, bevor wir ihn darum bitten (Matthäus 6,8), so erübrigt sich doch nicht unsere Aktivität in dieser Richtung, dass wir dennoch unsere Bitten zu ihm bringen. So steht Matthäus 7,7: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Dr. Martin Luther sagte sogar: Man soll Gott mit seinen Verheißungen die Ohren ruppeln! Abraham tat dies in origineller Art und Weise, als er zu Gott sagte: Du kannst doch nicht diese Städte Sodom und Gomorra vernichten, wenn darin 50 Gerechte zu finden sind. Und er handelte dann diese Zahl sogar auf 10 herunter. Auch Mose bat Gott oft darum, dass er doch das Volk Israel vor der Strafe verschonte, die es eigentlich verdient hätte. Als Jakob mit dem Boten Gottes rang, sagte er: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!

     So wie hier diese Frau mit Jesus um Hilfe rang, so dürfen auch wir das tun. Diese Art und Weise unseres Gebetes ist natürlich nur ein ganz kleiner Teil unseres Gebetslebens. Aber da dürfen wir das Gebet wie eine Notrufsäule oder wie einen Feuerlöscher benützen und das Eingreifen Gottes erflehen. Da lassen wir nicht locker und bleiben dran, bis uns Gottes Antwort gewiss ist. Bei dieser Frau geschah das sofort. Bei Hiob, beim Volk Israel in der Knechtschaft Ägyptens und in der Verbannung dauerte es länger. Aber es geschah. Gott erhörte das Flehen der Seinen.

     Unser Ringen mit Gott kommt aus unserem Glauben an ihn. Denn wir dürfen uns bei ihm auskennen. Wir wissen um sein Evangelium, um seine Art des Handelns und Wirkens. Wir wissen, dass er eine ganz große Liebe zu uns hat. So appellieren wir an seine Güte und Treue und lassen dabei nicht locker.

     Solches Ringen ist ja nicht das Normale, sondern die große Ausnahme. Das können wir nur deshalb, weil wir vorher schon lange das Gebet praktizierten, das Gespräch mit Gott. Denn ein Sprichwort sagt: Not lehrt beten und fluchen. Würden wir das Gebet nie praktizieren, dann würden wir in Notzeiten viel lieber fluchen, statt beten. Aber weil wir eben darin geübt sind, lassen wir auch in den schlechten Zeiten unseres Lebens nicht ab vom Gebet und bitten beharrlich um Gottes Hilfe und Beistand. Im Psalm 73 stehen folgende Sätze: Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.

     So hat alles in unserem Leben seine Zeit. Es überwiegen zum Glück die schönen Zeiten. Aber es kommen auch die Zeiten, die uns nicht so gefallen. Aber auch sie haben ihren Sinn. Da gilt es im Glauben dran zu bleiben und sich im Gebet durch zu ringen, Gott mit seinen Verheißungen die Ohren zu ruppeln. Und wenn es unsere Nächsten betrifft, dann ertragen wir das Leid mit und stehen ihnen als echte Glaubensbrüder und –Schwestern zur Seite.

 

     3) Gott lässt sich überreden. Es ist ja die Grundhaltung Gottes, dass er uns beistehen und helfen will. Und Jesus hat dazu im Himmel und auf Erden alle Macht.

     Gott ist nicht so schofel, dass er uns im Trockenen sitzen lässt, dass er uns unbeachtet in unserem Leid liegen lässt. Zur gegebenen Zeit werden wir immer seine Hilfe erfahren, sodass wir gestärkt und selig aus solchen Situationen unseres Lebens heraus gehen. Danach sind wir reicher, glücklicher und seliger als vorher. Das Schreckliche vergeht wieder, aber die dabei erfahrenen Hilfen Gottes bleiben für alle Zeiten und Ewigkeiten bestehen.

     Jesus sagte zu dieser Frau: Dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! So bringt uns das, das wir im Glauben, im Vertrauen zu Jesus vollbringen, im Leben weiter. Der Grund dafür sind weniger wir selbst, sondern Gott, der uns immer zuerst geliebt hat und somit immer das Beste für uns auserwählt. Nur wir brauchen oft lange, bis wir das einsehen. So ist unser Glaubensleben mit einer ganz bestimmten Schulung verbunden, mit der wir sehr viel erlernen und uns aneignen dürfen.

     So war dieser Bericht auch für die Jünger ein Stück Jüngerschulung auf ihrem Weg mit Jesus. Gerade als Christen können wir in echter Weise erleben und bezeugen: Ist das Ende gut, dann ist alles gut – Happy End! Das sagen wir nicht oberflächlich, denn deshalb ist viel Herzblut geflossen und wir haben uns in Treue an Gott festgehalten. Aber letztendlich hat uns dabei nichts geschadet, sondern alles zur wahren Bewältigung und zum wahren Leben verholfen.

     Die Stabilität unseres Glaubenslebens hat weniger mit unseren Kräften zu tun, sondern einzig und allein mit der Treue Jesu. Er erzeigt sich immer als der, dem alles möglich und nichts unmöglich ist. Er hat immer einen Weg, eine Antwort, eine Lösung und Weiterführung bereit. Seine Wege mit uns gehen zielstrebig weiter und hören nie auf.

     Mir ist an der Passionsgeschichte Jesu immer beeindruckend, wie Jesus bereitwillig all das Schwere durchging. Durchgerungen hatte er sich in Gethsemane. Das war letztlich für ihn die schwierige  Phase, in der er sich durchringen musste, dass nicht sein, sondern Gottes Wille geschieht. Aber dann durchging er alles wie ein König, obwohl es die schlimmste  Phase seines Lebens war.

     Das darf auch für uns ein Vorbild sein. In der Stille vor Gott durchstehen wir das Schlimmste, das uns betrifft. Da können wir auch oft einmal in einem starken Ringen mit Gott stehen. Da bleibt es dann nicht aus, dass wir ganz stark die Nähe Gottes mit seinem Zuspruch und seiner Hilfe spüren. Und dann kann kommen, was will. Nichts wirft uns mehr aus der Bahn, die uns Gott führt. Denn Gott ist nicht unter zu kriegen. Was er sich mit uns vorgenommen hat, das geschieht. Daran halten wir im Glauben fest und erleben den Zuspruch Jesu: Dein Glaube ist groß. Dir geschiehe, wie du willst.

 

     Ausnahmen bestätigen die Regel! Wie oft kommt uns etwas in die Quere. Da geschieht etwas, darauf wir nicht gefasst waren, das wir nie vermutet hätten. Unverhofft tritt eine Situation ein, mit der wir nicht rechneten. So wissen auch wir oft nicht, warum solche Zeiten kommen. Aber eines dürfen wir aus diesem Bericht lernen, dass wir nie aufgeben müssen. Wir dürfen den Mut haben, hier dafür offen zu sein, was uns Gott dazu sagen will. Er ist ja nie weit weg. Er sieht ja auch alles, was geschieht. Und er hat eine ganz bestimmte Meinung zu dieser Angelegenheit. Er zeigt uns dazu, wie es positiv weiter gehen kann.

     So schlimm schlimme Zeiten sind. Sie haben auch immer positive Seiten. Nie durchgehen wir etwas umsonst. Sondern Gott schenkt uns die Weisheit und Kraft, so etwas in rechter Weise bewältigen zu dürfen. Und wenn es unsere Nächsten betrifft, sie herzzerreißende und haarsträubende Erlebnisse haben, so schenkt uns Gott das Geschick, eine positive Bewältigung aufzeigen zu dürfen. Scheuen wir uns vor solchen Aufgaben nicht. Denn gerade darauf liegt der große Segen Gottes. Jeder praktizierende Christ erlebt die Zusage Gottes: Dir geschiehe, wie du willst.