Matthäus 16,13-20;  Predigt:

 

„ Jesus fragte seine Jünger: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? Sie sprachen: Einige sagen, du seiest Johannes der Täufer, andere, du seiest Elia, wieder andere, du seiest Jeremia oder einer der Propheten. Er fragte sie: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein. Da gebot er seinen Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei. “

 

Ganz grob gesagt, gibt es immer mindestens zwei Betrachtungsweisen, eine von außen und eine von innen. Nehmen wir z.B. die Glasfenster eines Domes. Von außen sehen diese schwarz und unansehnlich aus. Geht man aber in den Dom hinein, dann erstrahlen diese Fenster in den verschiedenst leuchtenden Farben. Man ist von der Pracht und Herrlichkeit der Aussagen überwältigt und fasziniert. Das kann man ganz toll auf die Gemeinde übertragen. Von außen ist sie für viele unansehnlich, nichts sagend, ja da wird sie kaum beachtet. Aber durch Pfingsten, durch den Heiligen Geist, gerät man ins Innere der Gemeindestrukturen. Da geht uns ein Licht nach dem anderen auf. Da lernen wir Gott von einer ganz neuen Seite kennen. Da ist er nicht mehr stumm, sondern beginnt für mich zu reden und zu handeln. Da weiß ich, dass ich gemeint und angesprochen bin. So stehe ich nicht mehr draußen, sondern drinnen.

Allein durch den Heiligen Geist ist die Verbindung zu Gott und Jesus Christus möglich. Nur er öffnet uns das Verständnis für die Anliegen Gottes. Und er tut es auch, wenn wir uns ihm öffnen. Das ist nicht selbstverständlich. Denn von uns aus stoßen wir nicht auf Gott. Dazu benötigen wir eine Gebrauchsanweisung, die uns allein der Heilige Geist vermitteln kann. Er führt uns in alle Wahrheiten und Weisheiten über Gott, über uns und alle Lebenszusammenhänge.

Es gibt die praktizierende Gemeine Jesu Christi, die göttliche Vollmachten hat. Es gibt die praktizierenden Christen, die gerade für die Anliegen Gottes den vollen Durchblick haben. Als die Eingeweihten, Geheimnisträger des Reiches Gottes haben sie einen großen Auftrag. Durch sie führt Gott seine Neuschöpfung zur vollen Entfaltung und Vollendung. Die Spötter sehen die Gemeinde nur von außen. Wie bei den Glasfenstern kann man da auch nichts entdecken. Aber wer für die Wahrheit offen ist, der bekommt die Erlaubnis zum Zugang, Eingang in die Geschicke des Reiches Gottes. 1. Korinther 2,9: „Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben!“

Der Heilige Geist vermittelt uns nach diesem Text dreierlei: 1) Wir erkennen die wahre Gemeinde Jesu Christi.  2) Wir erkennen unsere Seligpreisung. 3) Wir bekommen den Schlüssel, der zur Lösung unserer Lebenssituationen passt.

 

1) Wir erkennen die wahre Gemeinde Jesu Christi. Viele, auch manche Sekten und Religionen halten Jesus für eine bemerkenswerte Größe. Sie sagen: Er war ein guter, edler Mensch; ein großer Prophet; ein sozialer Revolutionär; ein Religionsstifter; und vieles mehr. Aber darin sind sie sich alle einig: Er ist niemals der Christus, Gottes Sohn. Das war auch der springende Punkt damals zur Lebenszeit Jesu. Aber die Jünger, voran Petrus, erkannten und bekannten: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ Das ist nicht eine so dahin gesagte Floskel, ein gedankenlos ausgesprochenes Gelerntes. Sondern das ist die tiefste Überzeugung und Überwältigung, die ein Mensch haben kann.

Wir Christen erkennen die wahre Gestalt Jesu, der vom Himmel zu uns kommt und uns in die ewig gültigen Wahrheiten einführt. Wir erleben Jesus als den, der im Himmel und auf Erden alle Macht hat. Wir erfahren seine Zufälle und Schicksale. Für uns ist er „die“ herausragende Größe und Person; „der“ Sachverständige für alle Lebensfragen; „der“ Meister und Herr. Auch für uns gelten die sieben „Ich- Birn- Worte“ Jesu: Er allein ist für uns „der“ Weg, „die“ Wahrheit und „das“ Leben; „der“ Weinstock;  „der“ gute Hirte;  „das“ Brot des Lebens;  „das“ Licht der Welt;  „die“ Tür;  „die“ Auferstehung und  „das“ Leben.

Solche Erkenntnis wird zum Bekenntnis! Gleich im nächsten Augenblick versagt Petrus. Da muss Jesus zu ihm sagen: „Weiche von mir Satan, denn du meinst nicht was göttlich, sondern was sehr menschlich ist!“ Als Christen haben wir übergroße und überwältigende Erkenntnisse. Aber es ist ein langer Lebensprozess, bis wir diese in rechter Weise einsetzen und umsetzen können. Wie viel Mist haben wir schon mit unseren Erkenntnissen produziert. Wie oft haben wir das richtig Erkannte in falscher Weise eingesetzt. Gott hat da sehr viel Geduld mit uns. Er gesteht es uns zu, aus Fehlern zu lernen. So langsam dürfen wir dafür ein Gespür bekommen, was diese Erkenntnisse für unser Leben und unseren Alltag bedeuten. Da gilt es, in der Schrift zu forschen und zu suchen; mit Gebet und Meditation auf die wesentlichen Aussagen und Inhalte der göttlichen Verheißungen zu stoßen. Dann können wir die Chancen und Gelegenheiten Gottes nützen und wir erleben die Erfüllung der Zusagen Gottes.

Was Petrus hier vor Jesus bekannte, das bekannte er zu Pfingsten vor 1000-den von Leuten und 1000-de ließen sich taufen. Man soll zwar die Köstlichkeiten des Evangeliums nicht vor die Hunde und Säue werfen. Auch wird man davon sehr wenig in den Medien erfahren. Aber unser Bekenntnis soll alle Menschen erreichen. Es ist die Einladung an unsere Nächsten, selbst auch diesen Glauben zu wagen. Und es ist die Zusicherung, dass solcher Glaube nicht umsonst ist. Auch sie dürfen zu derselben Erkenntnis durchstoßen. Dazu geben wir unserem Glauben eine Stimme; denn Glauben ohne Stimme ist stumm. Jeder darf die wahre Gestalt Jesu Christi erkennen.

 

2) Wir erleben unsere Seligpreisung. Jesus sagt zu Petrus: „Selig bist du, Simon, Jonas Sohn, denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel!“ In der Bibel stehen sehr, sehr viele Seligpreisungen. Diese erleben wir der Reihe nach und kommen damit an kein Ende. Damit verbunden sind Faszinationen, Köstlichkeiten, Schätze, Lebensqualitäten, die uns gerade für unseren Alltag sehr viel bedeuten.

Man kann sagen: Wer sich zu Jesus bekennt, der erfährt, dass sich Jesus auch zu ihm bekennt. Offenbarung 3,20: „Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm feiern und er mit mir!“ Jesus ist nichts lieber, als sich uns zu offenbaren und zu uns zu kommen. Vorausbedingung dazu ist die Öffnung unseres Herzens; unsere Schritte zu ihm. Aber dann ist er nicht mehr aufzuhalten. In der Tiefe unseres Lebens erfahren wir Beglückungen von besonderer Güte. Wir sind die reich Beschenkten und erfreuen uns seiner Dienste und Führung.

Gottesdienst heißt ja, dass Gott uns dient. Wir lassen uns den Dienst Jesu an uns gefallen. Es ist keine Kopfwäsche, sondern eine Fußwäsche. Neben der Erlösung erleben wir auch die von ihm geschenkte Heiligung. In jeder Situation und Lage ist er uns sehr nahe; näher als es je ein Mensch sein kann; ja näher, als wir uns selbst nahe sein können, uns ausstehen können. Damit ist ein Lebensfundament verbunden, das trägt. Wie viele Menschen gehen vor die Hunde. Wir Christen sind da sehr glücklich dran, weil wir die Liebe und Zuwendung Jesu erfahren. Oft wundern wir uns darüber, denn wir selbst können oft nichts Liebenswertes an uns entdecken. Aber das macht Jesus nichts aus. Er legt so quasi eine Seligkeit in unser Leben hinein. Er bringt das alles mit, was uns so liebenswert macht.

Selbst können wir kaum etwas tun. Aber Jesus tut durch uns sehr vieles. Wir erleben, dass er aus dem Nichts etwas schaffen kann, das sehr gut ist. „Gott ruft dem, was nicht ist, dass es sei!“ Es ist dann auch immer sein Geschenk, nie unser Verdienst. Gerade deshalb geben wir unser Äußerstes für dieses Höchste! Wir erleben unsere Seligpreisung, die allein Jesus, kein Mensch, ausspricht.

 

3) Wir bekommen den Schlüssel, der zur Lösung unserer Lebenssituation passt. Auf dieser Erde sind wir der Brückenkopf des Reiches Gottes; Botschafter an Christi Statt. So wie Jesus vom Vater gesandt war, so sendet er uns. Petrus war dazu der Erste, weniger in der Rangstellung, sondern mehr von der Zeitgeschichte her gesehen. Etwas später bekamen alle Jünger denselben Auftrag zu lösen und zu binden in göttlicher Weise. Derselbe Auftrag geht auf alle Jünger zu allen Zeiten über. Es geht dabei um den echten Dienst an den Menschen unserer Zeit. Es geht dabei um die Einladung zum Fest Gottes, wie es manche Jesus Gleichnisse ausdrücken. Es geht nicht um die Vorladung zum Gericht. Denn diese ist dem Jüngsten Tag vorbehalten.

Wir Christen bekommen die Vollmacht zur Einladung. Wir dürfen in überwältigender Art und Weise die Menschen daran erinnern, dass es bei Gott die Erlösung gibt; d.h. die Lösungen all unserer Probleme, Nöte, Fragen und Anliegen. In der Erlösung ist das alles beinhaltet, komprimiert und möglich. Der Schlüssel der Erlösung passt dafür! Er sperrt! Er öffnet uns die Türe zu den Lebensräumen Gottes, zum Schatzhaus Gottes, zur ewigen Herrlichkeit, zur vollen Erfüllung, zum Himmel Gottes, zum Paradies Gottes.

Man darf das aber nicht mit unseren Vorstellungen für das Schlaraffenland verwechseln. Denn Gott erfüllt oft nicht unsere Wünsche und Begierden. Er hat andere Vorstellungen und Ziele, als wir sie normalerweise haben. Aber er will auch nicht willenlose und innerlich tote und träge Menschen haben. Es gilt eben, so wie es uns gegeben ist, unseren Willen deckungsgleich mit Gottes Willen zu bringen. Dazu ist unsere ganze Aufmerksamkeit für die Verheißungen Gottes nötig, die er uns persönlich gibt. Die Bibel nennt das Überwindung. Luther sagt in seiner Auslegung zur Taufe, dass unser Alter Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und sterben mit allen bösen Lüsten und allen Sünden. Und wiederum – ebenso – soll täglich ein Neuer Mensch herauskommen und auferstehen, der in Gerechtigkeit und Reinheit vor Gott ewiglich lebe.

Dieser Schlüssel, den uns Gott gibt, können wir nie in selbstherrlicher Art anwenden. Aber er gibt uns die Möglichkeit, die rechte Art der Bewältigung des Lebens zu bekommen und zu bezeugen. Und das beste Zeugnis ist immer unser gelebtes Vorbild. Nur was wir selbst erlebt haben, können wir weitergeben. Nur was wir selbst empfangen haben ist das Kapital, das wir weitergeben können. Z.B. die Friedensstifter können nur dann Frieden schaffen, wenn sie selbst Frieden haben. So wie man einen 100-Euro-Schein erst dann stiften kann, wenn man ihn besitzt. Da kann man alle Aussagen der Seligpreisungen hernehmen. Jesus schenkt sie uns. Und sie sind der Schlüssel, der zur Lösung unserer Lebenssituation passt.

 

Wer ist für uns Jesus? Wenn er der Christus, der Sohn Gottes ist, dann erfahren wir so nach und nach, wie bei den großen Glasfenstern der Dome, die Pracht und Herrlichkeit Gottes in den verschiedenst leuchtenden Farben. Was  wir dabei erleben, davon können wir ein Bekenntnis ablegen. Da geben wir unserem Glauben eine Stimme. Da erleben wir der Reihe nach die Seligpreisungen Gottes. Da bekommen wir einen Schlüssel zur Lösung unserer Lebenssituationen, der passt.