Matthäus 28,16-20; Predigt:

 

" Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber zweifelten. Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. "

 

Mit ›Matthäi am Letzten‹ ist nicht alles aus, son­dern beginnt ein neues und aussichtsreiches Kapitel der Heilsge­schichte Gottes. Innerhalb allen Weltgeschehens gibt es immer noch den großen Plan Gottes. Gott ist nicht auszuschalten, sondern er hat uns noch sehr viel zu sagen. Seine Bemühungen um uns Menschen haben den Sinn der Rettung und der Erneuerung unseres Lebens. So hat es einen Sinn, in seiner Gesinnung und nach seinen Aufträgen zu leben. Damit wir Menschen darauf stoßen, ist das Zeugnis, die Mission, nötig.

Wie oft sehnen sich die Menschen nach besseren Verhältnissen, nach echten Lösungen, nach dem Guten und Neuen. ›Matthäi am Letzten‹ zeigt ihnen die dazu nötigen Wege und Einstellungen.

Der gen Himmel gefahrene Jesus ist auch heute die einzige Bezugs­person für den wahren Gott. Nur er vermittelt uns auf dem Weg des Glaubens das rechte Verständnis dafür. Wer ein sinnvolles, erfülltes und interessantes Leben sucht, dem ist nur zu raten, sich diesem Jesus anzubefehlen. Mit unserem Glaubensleben ist das möglich. Da dürfen wir in den sonst unsichtbaren Bereich Gottes vorstoßen und sein überwältigendes Handeln erleben.

Auch und gerade das Reich Gottes ist auf Expansion, auf Ausbrei­tung, aus. Es sollen die Tische im Vaterhaus Gottes voll werden. Es geht um die Fülle der Neuschöpfung und um dessen Vollendung in Herrlichkeit. Das Wirken der ersten Jünger Jesu war damals erst der Anfang dazu. Beziehen wir die ganze Kirchengeschichte der letzten 2000 Jahren mit ein, dann wird uns erst das Ausmaß des Missions­befehles bewusst. So kümmerlich oft im Einzelnen alles abläuft, so faszinierend darf es in der Gesamtschau sein. Viele Bewegungen in den idealistischsten Formen sind wieder vergangen. Aber die Ge­meinde Jesu Christi ist geblieben. Das galt für die Zeiten der Ver­folgungen, aber auch in den Zeiten ihrer Hochform im christlichen Abendland. Natürlich gibt es immer wieder viele Auswüchse und Irrläufer. Aber wo in echter Weise auf Jesus gehört und nach sei­nem Vorbild gelebt wird, wurde die Gemeinde immer wieder ge­reinigt und geheiligt. Und an diesen Stellen geht es nach der Sicht Gottes weiter und voran.

Dieses ›Matthäi am Letzten‹ bedeutet uns dreierlei: 1) Allein Jesus Christus hat im Himmel und auf Erden alle Macht. 2) Er gebraucht uns Menschen, um seine Macht und seinen Plan zu verwirklichen. 3) Als seine Boten haben wir den Auftrag zu taufen und zu lehren.

 

1) Allein Jesus Christus hat im Himmel und auf Erden alle Macht. Zeitlich und räumlich gesehen ist er alle Tage bei uns bis ans Ende der Welt. Nur wir Christen erfahren, was normalerweise sonst nie­mand weiß und beachtet, dass Jesus Christus die höchste und wich­tigste Autorität alles Lebens ist. Er, nur er, kann uns das Beste vermitteln, das es für uns Menschen gibt. Nur uns Christen tritt das so langsam ins Bewusstsein unseres Lebens und Wirkens. Nur wir richten unser Leben darauf ein und nehmen seine Angebote wahr. Auch nur wir Christen haben die schmerzliche Erkenntnis, dass diese Welt gar ihren verderblichen Verlauf nimmt. Und wenn ein Mensch das schönste Leben hätte, so steht am Ende doch der Tod, der Untergang. Jesus hat diese Gesetzmäßigkeit durchbrochen und setzt total neue Maßstäbe.

Es ist ein großes Zeugnis unseres christlichen Abendlandes, dass es die Zeitrechnung nach Jesus Christus ausrichtete und einteilte. Er durchbricht eben allen Tod und Untergang. Er ist wahrhaftig der Lichtblick unseres Lebens und Wirkens geworden. Er wird auch einmal das letzte Wort über dieser Welt und den Seinen haben. In der Zwischenzeit baut er sein Reich auf. Das ist nicht mehr aufzu­halten, so sehr auch auf der einen Seite seine Sache lächerlich ge­macht wird und auf der anderen Seite vielerorts auf dieser Erde die Christen verfolgt werden.

"Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden!" Das ist immer eine gute Macht und Gewalt. Es ist die Macht und die Kraft der Vergebung und Erlösung. Jesus will nichts niederwalzen, son­dern das Neue von Gottes Gnaden aufbauen.

Jeder Christ, auch jeder von uns, darf sich dieser guten Kraft Gottes verpflichtet wissen. Unsere Zeit steht in Gottes Händen und wird deshalb von seiner Ewigkeit geprägt und gestaltet. Wie gut tut es uns, dass im Ablauf dieser davoneilenden Zeit mit all ihren Verän­derungen es etwas Bleibendes gibt. Darauf kann man sich verlassen. Es ist beständig und unzerstörbar. Deshalb sagt Jesus: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!"

Seine Macht konzentriert sich darauf, für uns Himmel und Erde zu verbinden. Gott hat zwar diese Zeit geschaffen. Aber für ihn ist das kein Hindernis, etwas Bleibendes für seine Ewigkeit zu wirken. Das ist ja auch der letzte Sinn der ganzen Schöpfung Gottes. Von uns aus gesehen geht es darum, unsere Zeit so zu nützen, dass es der Zubereitung für unsere Ewigkeit dient. Jemand hat gesagt: Den Himmel Gottes kann nur der erleben, der heute schon darum weiß und sich darauf einstellt. In dieser Richtung sind wir voll drauf. Da sind wir nicht mehr zu bremsen und aufzuhalten. Wir wissen uns in das Neue aus Gott ganz eingebunden und ihm verpflichtet; ohne dass wir irgend ein Gebiet unseres irdischen Lebens vernachlässi­gen. Im Gegenteil schenkt uns dieser Ewigkeitsbezug die besten Kräfte für alle irdischen Belange und Erledigungen. Allein Jesus Christus hat im Himmel und auf Erden alle Macht.

 

2) Er gebraucht uns Menschen, um seine Macht und seinen Plan zu verwirklichen. Ich sage gerne: Wir sind die Seismographen, die Aufzeichnungsgeräte für die sonst verborgenen Bewegungen Got­tes. Wir dürfen sie stückweise sichtbar machen durch unser Vor­bild, das ein ganz starkes Zeugnis ist.

Das heißt nicht, dass wir alles wissen und auf alles eine Antwort haben. Sogar Luther sagte: Wenn er etwas nicht versteht, dann zieht er seinen Hut und erweist Gott gegenüber seine ganze Ehre und geht weiter. Also halten wir uns nicht so sehr an den Stellen auf, die wir nicht klären und lösen können. Sondern widmen wir uns ganz dem, was möglich ist. Da haben wir so vieles zu tun, sodass wir nie an ein Ende kommen. Gott vertraut uns so vieles an! So haben wir nie einen Grund, an irgend einer Stelle auszuscheren und alles hinzu­werfen.

Nur wenn unser Herz ungeteilt Gott gehört, erleben wir im Alltag unsres Lebens sein Handeln und Führen! Dann verlieren sich alle Zweifel und unser gesamtes Leben darf sich stabilisieren.

Man könnte sagen: Jesus gibt hier im Missionsbefehl die Stafette an die Jünger weiter. Und wir wissen, dass innerhalb der Urgemeinde sehr viel geschehen ist. Und immer und immer wieder wurde diese Stafette weiter gegeben, bis herein in unsere Zeit. Und je weiter die Zeit voranschreitet, um so wichtiger ist der damit verbundene Auf­trag. Auf alle Fälle wird er nie geschmälert. Zur Zeit haben wir diesen Auftrag. Was machen wir daraus?

Unser Leben ist ja zeitlich und auch räumlich gesehen so begrenzt. Keiner weiß, wann seine Todesstunde kommt. Aber als Christen wissen wir, dass unser Leben erst dann zu Ende geht, wenn Gott sein Werk an uns getan hat; also wenn unser Leben von seiner Sicht aus vollendet ist. Wenn ein Psalmist betet (90,12): Herr, lehre mich bedenken, dass ich sterben muss, auf dass ich klug werde! Dann heißt das, dass er alle Möglichkeiten ausschöpfen will, die ihm Gott zu seinen Lebzeiten gibt. Und das darf auch unser Hauptanliegen sein. Freuen wir uns darüber, dass Gott unser Leben gebrauchen und benützen will. Jeder von uns hat so vieles von ihm anvertraut be­kommen. Geben wir nun als Dank dafür unser Äußerstes, das uns möglich ist. Gott gebraucht uns Menschen, um seine Macht und seinen Plan zu verwirklichen

 

3) Als die Boten Gottes haben wir den Auftrag zu taufen und zu lehren; wo es möglich ist, die Menschen zu Jünger zu machen. Un­ser Christusbewusstsein bewirkt ein starkes Sendungsbewusstsein. Wir haben die starke Sehnsucht, das Erlebte auch den Menschen nahe zu bringen. Dafür sind wir ganz offen; und bereit, alles zu geben und einzusetzen. Das ist nie Einbildung oder Anmaßung, sondern der göttliche Auftrag, den wir haben.

In Mt 9,37 sagt Jesus zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende! Wir können darüber schimpfen, dass es so wenige sind. Aber sinnvoller ist es, wie Jesaja zu sagen: Siehe, hier bin ich, sende mich!

Ein wichtiger Satz für mich ist die Aussage: Was wir im anderen sehen, das entzünden wir in ihm. Als Christen denken wir nie schlecht über unseren Nächsten. Das gilt auch dann, wenn wir viele Missstände entdecken. Der Auftrag Gottes zeigt uns immer das Rechte, das auch für unseren Nächsten gilt, was ihm hilft und ihn zurecht bringt. Und wenn der Nächste seine Einwilligung gibt, dür­fen wir an ihm handeln. Jesus sagte einmal: Was ihr auf Erden binden und lösen werdet, das soll auch im Himmel gelten.

Weil es bei uns die Kindertaufe gibt, gilt es für die Erwachsenen, irgend wann einmal auch eine persönliche Entscheidung für Christus zu bringen. Solche Lebensübergabe ist wichtig. Jesus musste zu Nikodemus, dem Theologen, sagen: Wenn du nicht von Neuem geboren wirst, so kannst du nicht in das Himmelreich kommen.

Unsere Kirche ist nur dort eine sterbende Kirche, wo das nicht mehr praktiziert wird; wo gesagt wird, dass jeder nach seiner eigenen Fassung selig werden kann; wo die Multi- und Interreligion gelehrt wird. Und nur dort ist unsere Kirche im Aufbruch, wo die Mission ernst genommen und praktiziert wird. Es ist ja keine gewaltsame Missionierung gemeint. Sondern es ist immer eine Einladung, ein Werben für eine freiwillige Nachfolge. Gott benützt dann solches Zeugnis und schenkt offene Herzen, in die die Botschaft fällt. Diese sind dann bereit, auch alle Folgen auf sich zu nehmen. Sie lassen sich segnen und gehen klar ihren Weg in der Jesus-Nachfolge.

Lebendige Kirche ist nie eine Massenbewegung. Sogar wo nur zwei oder drei in Jesu Namen versammelt sind, ist Jesus mitten unter ihnen. Den letzten Überblick müssen nicht wir Menschen haben. Den dürfen wir getrost Jesus Christus überlassen. Es genügt unsere tägliche Öffnung für das zur Zeit Mögliche und Gebotene. Sprechen wir immer wieder wie Petrus: Auf dein Wort hin wollen wir das tun, was du uns zu tun heißt. Auf ihn verlassen wir uns und riskieren im Glauben unseren ganzen Einsatz. Nur weil sich die Jünger damals haben senden lassen, kam die Botschaft zu uns. Und durch uns darf das weiter gehen. Als seine Boten haben wir den Auftrag, zu taufen und zu lehren.

 

Mit ›Matthäi am Letzten‹ ist nicht alles aus, sondern beginnt ein neues und aussichtsreiches Kapitel der Heilsgeschichte Gottes. Weil  Gott nicht auszuschalten ist, hat es für uns einen Sinn, nach seiner Gesinnung zu leben und nach seinen Aufträgen zu fragen. Da ist Jesus Christus die einzige Bezugsperson, die uns auf dem Weg des Glaubens das Rechte vermittelt. Seien wir bereit für dieses sinn­volle, erfüllte und interessante Leben mit Gott. Darauf liegt ein großer Segen.