Matthäus
5,17-20; Predigt:
Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Als
praktizierende Christen sind wir die Glücklichsten und doch auch
die Verantwortlichsten. Immer wieder können wir uns für das
Rechte entscheiden, weil wir beides erkennen: die Wahrheit und
die Lüge. Wir verfallen nicht mehr jedem Lug und Trug des
Lebens. Sondern wir stehen im Dienste und Auftrag des Höchsten,
dessen Erziehung und Führung wir genießen.
Es
ist zwar für viele nicht zu fassen, aber es gibt diese bessere
Gerechtigkeit Gottes. Sie ist immer im Zusammenhang mit der
Barmherzigkeit Gottes zu sehen und zu erfahren. Als Christen
stehen wir darin und sind dafür Vorbild und Beispiel.
Das
hat nichts mit den natürlichen Begabungen und Befähigungen zu
tun. Sondern das sind die uns von Gott anvertrauten Pfunde, mit
denen wir leben und arbeiten. Unser Auftrag besteht einzig und
allein darin, dies für uns nutzbar zu machen und an unsere
Nächsten weiterzugeben.
Es
ist die bessere Gerechtigkeit. Wer sich aber damit besser als die
anderen dünkt, der lebt schon wieder falsch. Was wir damit sind
und tun, das zeugt allein von den großen Geschenken Jesu, die er
uns gibt, und darauf wir mit Dank und Liebe reagieren. Wir geben
nur das weiter, was er uns anvertraut hat. Aber gerade darin sind
wir glücklich, froh und getrost. Wir müssen keine Kritik und
Schläge mehr austeilen. Denn wir befinden uns im Schiff des
Glaubens. D.h.: Alle Klippen und Abgründe des Lebens sind
letztlich mit der Liebe Gottes - wie mit Wasser - aufgefüllt. So
trägt uns das Schiff des Glaubens darüber hinweg und wir
können uns ganz unseren eigenen Aufträgen und Aufgaben widmen.
Vordergründig
gesehen widerspricht sich hier Jesus in seinen Aussagen. Er nennt
zwei normalerweise widersprüchliche Extreme. Auf der einen Seite
spricht er von der pingeligst genauen Einhaltung des Gesetzes.
Auf der anderen Seite weist er darauf hin, dass es hier nicht auf
unsere Leistungen ankommt. Wer da meint, vor Gott eine gute
Bilanz zu haben, gute Leistungen und Werke vorzeigen zu können,
der kommt nicht in das Himmelreich.
Am
besten können wir diesen Sachverhalt am Leben des Paulus
ablesen. Von seiner Ausbildung als Schriftgelehrter und
Pharisäer hat er ziemlich schnell eine sehr hohe Stufe erreicht,
also etwas geleistet. Er genoss damit ein hohes Ansehen. Aber
damit wäre er nie in den Himmel gekommen, weil er letztlich
nicht Gott diente, sondern ihn und seine Gemeinde sogar
verfolgte. Erst durch die Wende seiner Bekehrung kam er auf den
richtigen Weg. Und gerade von Paulus wissen wir, dass er sehr
genau das Gesetz und die Verheißungen der Propheten einhielt.
Wer
in seinem Leben solch eine ähnliche Wende, Bekehrung oder
Neugeburt erlebt hat, der kann dieser besseren Gerechtigkeit
leben und damit den Weg in den Himmel Gottes finden und gehen. Er
verfällt nicht mehr irgend einer Narretei, sondern widmet sich
der Wahrheit und der Liebe Gottes.
Drei
Gesichtspunkte vermittelt uns dieser Text: 1) Für uns Christen
ist er Dreieinige Gott mit seinen Führungen eine sehr bekannte
Größe, die uns sehr viel, ja alles bedeutet. 2) Ganz klar
dürfen wir die Gefahren und die Grenzen unseres Lebens sehen und
erkennen. Wir sind ihnen nicht hilflos ausgeliefert. 3) Die
Hilfen Gottes bedeuten uns für unser persönliches Leben das
Meiste. Damit können wir am besten alles durchgehen und
durchstehen. - Wir wissen um die Größe Gottes, um die Gefahren
und Grenzen und um die besten Hilfen.
1)
Für uns Christen ist der Dreieinige Gott mit seinen Führungen
eine sehr bekannte Größe, die uns sehr viel,
ja alles bedeutet. Vers 17f: Allezeit gilt das Gesetz und die
Propheten. Es ist nicht aufgelöst. Es gilt bis ans Ende. Was
heißt das für uns heute? Es ist hier genannt, dass es Jesus
erfüllt hat. So ist auch für uns heute Jesus der Vermittler
für das rechte Verständnis des Gesetzes und aller
Verheißungen. An ihm scheiden sich die Geister, die Menschen,
auch unser Leben. Dringendst benötigen wir die lebendige
Beziehung zu ihm im Gebet, bei der Bibellese, beim Gottesdienst
und Abendmahl.
Wer
in seiner Jugendzeit auf diesen Jesus stößt, für den ist die
Einstellung wichtig und richtig, dass Jesus klasse, super, toll
und spitze ist. Weil aber dennoch Jesus nichts mit einem Idol
oder Superstar zu tun hat, gibt es ein gereiftes Verständnis von
einem Leben mit ihm. Denn Idole vergehen und werden von anderen
abgelöst. Jesus dagegen ist eine ewige Größe, die immer etwas
zu sagen hat und zu sagen weiß. Er ist nie überholt, sondern
darf immer unsere Bezugsgröße sein.
Wir
wissen um die sehr hohe Qualität unseres Verhältnisses zu Gott;
besser ist gesagt: des Verhältnisses Gottes zu uns. Wir erfahren
die Liebe des Vaters, die Erlösung des Sohnes und die Führung
des Heiligen Geistes. in keiner Phase unseres Lebens sind
wir alleine gelassen, sondern dürfen wir diese Realitäten
erleben. Unser Leben wird davon regelrecht überflutet und
deshalb davon bestimmt, geprägt und gestaltet.
Und
weil die lebendige Größe Gottes eine ewige Größe ist, geschah
das in der Vergangenheit, geschieht das in der Gegenwart und wird
das auch in der Zukunft geschehen.
Obwohl
sich Gott ganz auf uns einlässt, verlässt er dennoch nie seine
Wege. Und er führt klare, zielgerichtete Wege, die zu seiner
Ewigkeit führen, in das Himmelreich. Gott beruft sich auf dieser
Erde eine Schar von Menschen, die sich von ihm führen und leiten
lassen. Er sammelt sie solange, bis die sog. Neuschöpfung
vollendet ist. Wann das vollendet sein wird, das wissen wir
nicht, aber wir wissen um die Tatsache der Berufung und Sammlung
dazu. Und als Christen lassen wir uns dazu bereiten. Gott ist die
Stütze unseres Lebens. Unser Leben darf in jedem Augenblick in
ihm Halt finden, den wir sehr benötigen.
Für
uns ist der Dreieinige Gott eine sehr bekannte Größe, die uns
alles bedeutet.
2)
Ganz klar dürfen wir die Gefahren und die Grenzen unseres Lebens
sehen und erkennen. Wir sind ihnen nicht hilflos ausgeliefert.
Vers 19f negativ gesehen: Wer schon ein kleinstes Gebot auflöst,
wird der Kleinste im Himmelreich sein. Wer noch Schlimmeres tut,
der wird überhaupt nicht hineinkommen. An der Himmelstüre wird
es einmal viele Enttäuschte geben. Manche kursierende Witze
erzählen davon. Aber auch die Bibel weist uns darauf hin. Und
wenn wir davor stehen, ist es kein Witz mehr, sondern purer
Ernst. So ist es lebensnotwendig, uns vorher, zu unseren
Lebzeiten, heute, darüber Gedanken zu machen.
Immer
wieder stehen wir in der Gefahr des Rückfalles; in der Gefahr
des Missbrauches von Macht und Einfluss; in der Gefahr, unser
Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Anfechtungen,
Versuchungen und Verirrungen sind immer möglich. Damit haben wir
unser Leben lang zu tun und zu kämpfen. Nie sind wir in der
Weise fertige und mündige Christen, dass wir nie mehr der
Korrektur und der Führung Jesu bedürften. Zu unseren Lebzeiten
können wir nie sagen: Jetzt haben wir es geschafft. Jetzt wirft
mich nichts mehr aus der Bahn.
Denken
wir an das Gleichnis von den zehn Jungfrauen. Alle sind auf dem
gleichen Weg. Aber nur die Hälfte erreicht das Ziel und leben
damit klug. Die andere Hälfte verhält sich töricht, weil sie
an einer Stelle ihres Lebens das Gebot, das von Gott Gebotene
nicht ernst genug genommen hatten.
Der
Hebräer Brief befasst sich im 12. Kapitel etwas näher damit. Er
spricht da in markanter Weise von der Züchtigung und Erziehung
Gottes zu unserem Besten, damit wir Anteil an der Heiligkeit
Gottes haben. So seien wir allezeit offen für die Korrektur
durch den Geist Gottes. Gerade unsere Krisenzeiten tragen diese
Chance in sich.
Seien
wir nie in uns selbst sicher. Geben wir nie an den Stellen nach,
wo wir klar wissen, dass Gott etwas nicht will. Seien wir dabei
aber nie gegen andere gesetzlich und stur. Fordern wir von ihnen
nie Leistung oder Unterordnung. Seien wir nie doppelzüngig,
hinterhältig, falsch oder eitel. Erheben wir uns nie über
unsere Nächsten, auch da nicht, wo wir ihre Fehler oder Sünden
entdecken.
Leben
wir dafür vorbildhaft und treu. Vernachlässigen wir selbst
keine einzige Aufgabe, die uns gegeben ist. Denken wir immer für
unsere Nächsten und geben wir ihnen die zur Zeit möglichen
Hilfestellungen. Gewöhnen wir uns die Gesinnung Jesu an und
gehen wir bewusst den demütigen und unteren Weg.
Gott
will nie, dass wir Hinterhalte bauen; andere hinters Licht
führen und wir Stolperschwellen aufrichten, über die unsere
Nächsten stürzen sollen. Sondern Gott will ein rechtes
Miteinander haben. Dazu gibt uns Gott die Weisheit und die Kraft,
alle Gefahren und Grenzen unseres Lebens zu erkennen, damit wir
ihnen nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern sie überwinden
und positiv bewältigen.
3)
Die Hilfen Gottes bedeuten uns für unser persönliches Leben das
Meiste. Damit können wir am besten alles durchgehen und
durchstehen. Vers 19f positiv gesehen: Wer das kleinste Gebot
ernst nimmt und tut und dabei der besseren Gerechtigkeit lebt,
der kommt in das Himmelreich. Am Anfang der Predigt haben wir
dazu schon einiges gehört. Es ist letztlich keine Leistung
gemeint, sondern das Ernstnehmen und Ergreifen der Geschenke und
der Gnaden Gottes.
Als
praktizierende Christen gibt uns Gott viele Möglichkeiten, die
wir sonst nie hätten. Und gerade diese Möglichkeiten
überbieten weit alle menschlichen Fähigkeiten, Errungenschaften
und Fortschritte. Was durften wir Menschen schon alles Grosses
schaffen. Ich nenne von vielen Bereichen nur zwei: Weltraumfahrt
und Computertechnik. Und es ist immer wieder Neues im Vormarsch.
Aber wo wir kaum etwas schaffen, ist das rechte Miteinander der
Menschen. Da liegt vieles im Argen. Da wird nicht mehr
miteinander geredet, sondern im Kleinen und im Grossen Krieg
miteinander geführt.
Auch
wenn der Mensch sehr Grosses schafft, so ist das dennoch nur ein
sehr kleines Abbild von der Größe Gottes. Seine Möglichkeiten
sind noch wesentlich höher, größer und umfassender. Und wenn
wir Christen mit Gott reden und nicht Krieg führen, dann
erfahren wir diese Möglichkeiten. Und ich setze bewusst als
Ergänzung dazu, dass dies auf der Basis der Schöpfung geschieht
und nicht auf der Basis von Wunderheilern udgl.. Man kann
nur immer wieder betonen, dass das größte Wunder die Gegenwart
Jesu in unserem Leben ist. Und sein Augenmerk ist darauf
ausgerichtet, dass wir Menschen wieder in rechter Weise
miteinander reden und leben.
Die
bessere Gerechtigkeit ist dazu gegeben, dass wir miteinander
leben. Deswegen wurde Jesus gegen die Schriftgelehrten und
Pharisäer so scharf, weil sie sich gegen andere abgrenzten. Und
wie liegt da auch unter uns vieles im Argen. Wahrscheinlich ist
es unsere Hauptaufgabe, diese bessere Gerechtigkeit zu leben,
täglich zu praktizieren. Das hat Verheißung. Dazu gibt uns Gott
seine Weisung, seine Kraft, seine Hilfen, seine Gebote und seine
Vollmacht. Nützen wir dazu die Möglichkeiten, die sich uns
bieten. Denn dazu lohnt sich unsere Hingabe und unser Einsatz.
Hierbei ist nichts umsonst getan.
Ich
denke, hierzu ist uns der Begriff der praktizierenden Christen
gegeben. Wir praktizieren das, was Christus auch an uns getan hat
und immer noch tut: Barmherzigkeit, Vergebung, Gnade, Erlösung,
Neues Leben, Hoffnung und noch vieles, vieles mehr. Keiner ist
hier arbeitslos. Alle haben vollauf zu tun. Keiner ist
ausgeschlossen. Jeder darf sich ganz einsetzen.
Hier
gibt es keine Minderwertigkeitskomplexe. Denn dadurch ist Gott im
Kommen und am Wirken. Er gibt uns die Sicherheitsverwahrung und
die nötigen Befähigungen.
Jeder
Muskel am Körper, der nicht betätigt wird, verkümmert. So ist
das auch mit unserem Glaubensleben. Wir verkümmern nur dann,
wenn wir die Gaben des Glaubens nicht einsetzen. Wir selbst sind
daran schuld und nicht Gott oder unser Nächster oder die
momentane Situation.
Wir
haben einen so reichen Gott, der sogar aus unserem Nichts etwas
schaffen kann. Es macht nichts aus, wenn wir lauter
000 sind. Er ist die 1 davor. Nur deshalb
wird auch aus unserem kümmerlichen Leben eine Größe. Nützen
wir, die uns von Gott gegebene Vertrauensbasis. Dann bedeuten uns
für unser persönliches Leben die Hilfen Gottes das Meiste.
Damit können wir am besten alles durchgehen und durchstehen.
Als
praktizierende Christen können wir uns immer wieder für das
Rechte entscheiden, weil wir beides erkennen: Die Wahrheit und
die Lüge. Wir verfallen nicht mehr jedem Lug und Trug des
Lebens. Sondern wir stehen im Dienste und im Auftrag des
Höchsten, dessen Erziehung und Führung wir genießen. Es gibt
diese bessere Gerechtigkeit, die immer im Zusammenhang mit der
Barmherzigkeit Gottes zu sehen und zu erfahren ist. Darauf
reagieren wir. Aus Dank und Liebe setzen wir unser ganzes Leben
ein. Die Wende unseres Lebens ist in der Zuwendung Gottes
gegeben. Und nur damit bekommt unsere Sehnsucht zum Himmel Gottes
Nahrung und Bestand. Auch wenn wir noch wie Pilger auf dieses
Ziel hin unterwegs sind, dürfen wir heute schon Bürger dieses
Himmelreiches sein und in dessen Dienste stehen. Das ist alles
mit der besseren Gerechtigkeit gemeint, die uns das Himmelreich
eröffnet und ermöglicht.