Matthäus 6,19-24; Predigt:

 

„ Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein? Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. “

 

Welche Schätze sammeln wir? Worauf legen wir das Hauptgewicht unseres Lebens? Worauf ist Verlass? Man kann das ganze Leben vertun, verkosten und vernaschen. Man kann aber auch konzentriert in unvergängliche Anlagen investieren, von denen wir, wenn es nötig ist, zehren dürfen.

Gott schenkt uns beides: Sinn für dieses Leben und für das Leben nach dem Tode; beides: Sinn für die schönen und schlechten Zeiten des Lebens; beides: Sinn für die Jugendzeit und für das Alter.

In diesem Predigttext geht es um den Kern des Evangeliums: um den Schatz Jesus Christus! Er allein verkörpert die Größe Gottes. Er allein ermöglicht und öffnet uns Wertbeständiges, Reichtümer, Lebensweisheiten und Lebensinhalte. Und Gott ist kein schofler, karger und engstirniger Gott, sondern ein sehr reicher, freizügiger und vom Leben übersprühender Gott. Ihm ist nichts lieber, als dass wir Menschen aus seiner Fülle schöpfen und nehmen, sodass davon unser Leben überquillt.

Damit greifen wir Christen ins Volle. Wir lassen keine Gelegenheit verstreichen, um von diesen Werten zu leben. Wir kennen eine gewisse Sublimation, ein geläutertes Verständnis und Empfinden unserer Sammelwut, unserer ureigensten Sehnsüchte und Wünsche, unserer Gedanken und unseres Wollens, unserer Begehren und Begierden.

Das heißt nicht, dass wir all diesen Spannungen enthoben sind. Diese Spannungen werden zeit unseres Lebens bleiben. Aber wir verstricken uns darin nicht. Weil uns Gott einen solchen Reichtum von Lebensweisheiten gibt, dürfen wir diese Spannungen positiv bewältigen. Daraus erwächst ein geheiltes und geheiligtes Verhältnis zu all unseren Begehren. Und es entsteht ein gesunder Spannungsbogen, der nicht mehr abreißt oder zusammenbricht.

Niemals ist es egal, was wir mit unserem Leben anfangen. Jeder Mensch ist für sich selbst dafür verantwortlich, wie seine Beziehung zu Gott aussieht. Wir können da zwar nichts arrangieren, aber wir können die Angebote Gottes benützen. Wohl dem, der diese Gelegenheiten Gottes ergreift. Darauf liegt der große Segen Gottes. Gott schenkt uns nicht Gift ein, sondern das wahre, sinnvolle Leben.

Jeder Mensch braucht neben dem äußeren Halt auch den inneren Halt. Hat er diesen inneren Halt, dann hat er auch den äußeren Halt. Manche klammern sich da wahrhaftig nur an Strohhalme und wundern sich, wenn diese abreißen und somit nichts hergeben. Hier ist Jesus Christus eine Größe, der um unseres inneren Haltes wegen alles getan hat, damit jeder Mensch dazu finden und ihn erhalten kann. Gott will nicht auf uns verzichten. Er wendet alles daran, um uns seine ganze Gnade und Barmherzigkeit zukommen zu lassen. Diese stellen die höchsten Güter und Schätze dar, die wir schon in diesem Leben bekommen können. Er, unser Gott, will uns voll einschenken. Und das tut er auch, solange wir dafür offen sind. Das gibt uns dann den nötigen Halt und die nötige Zuversicht. Kennen wir diese Größe Gottes? Ist alles in unserem Leben auf diese Größe ausgerichtet? Besitzen wir diese existentiellen Grundlagen, Rücklagen und Festigkeiten? Stehen wir auf dem Fundament der Erlösung Jesu? Leben wir in dieser ständigen Rückkopplung zu Gott? Sind wir diese Seismographen, Aufzeichnungsgeräte, der sonst verborgenen Handlungen Gottes?

Bei unserem Sammeln der rechten Schätze sind in diesem Text drei Lebensbezüge genannt: 1) Unsere Blickrichtung muss stimmen. 2) Unsere rechte Einstellung zu allem Äußeren. 3) Unsere rechte Einstellung zu den inneren Werten des Lebens.

 

1) Unsere Blickrichtung muss stimmen! V 22f: Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; und umgekehrt! Dass unser Auge eine besondere Rolle spielt, können wir am besten an einem Blinden erleben. Deshalb spielt in der Bibel die Blinden-Heilung eine ganz besondere Rolle. Und im Berufsleben ist dann ein vernichtendes Urteil genannt, wenn von einer Betriebsleitung behauptet wird, dass sie betriebsblind ist. Damit ist der Konkurs vorausprogrammiert.

Schon bei dem Sündenfall heißt es: Eva sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass es eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte.... Eva und Adam aßen von dem Baum. Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren. Sie versteckten sich vor Gott. Alle unsere begehrlichen Blicke stürzen uns in eine von Gott abgefallene Welt, daraus es ohne Vergebung kein Entrinnen mehr gibt.

Wie oft heißt es im Alten Testament, dass Israel mit den anderen Völkern, Göttern und Götzen geliebäugelt hat und dann wegen dieses Abfallest schwer büßen musste.

Ein Sprichwort sagt: Was wir ansehen, das gewinnt Macht über uns. Und in der Bergpredigt steht die Seligpreisung: Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Beim Sündenfall des Adams und der Eva ging es darum: „Wie“ Gott zu sein! Und das ist falsch. Bei dieser Seligpreisung geht es darum: „In“ Gott zu sein! Und das darf unser ganzes Bestreben sein.

Wenn der Hebräerbrief sagt, 12,2: Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender unseres Glaubens. So stehen wir bildlich gesprochen unter dem Kreuz Jesu und blicken zu ihm auf; zu einem Jesus mit den gebrochenen Hirtenblicken. Er hat keine begehrlichen Blicke mehr, die noch irgend etwas von uns wollen. Sondern er will uns mit seinen Blicken alles geben, was wir zum Leben benötigen. Und seit der Auferstehung und Himmelfahrt hat er dazu alle Macht im Himmel und auf Erden.

Gott will uns einen geläuterten Blick schenken. Gott schauen und erleben ist dasselbe. Zu unseren Lebzeiten geht das nur über unseren Glauben an Jesus Christus. Aber da ist Gott erlebbar und erfahrbar. Und es bleibt nicht aus, dass dadurch unser Leben geläutert, gereinigt und geheiligt wird.

Es gibt Heilpraktiker, die können aus den Augen eines Menschen alle seine Krankheiten ablesen. Es ist demnach das Einfallstor für unser gesamtes Leben. Wenn uns Gott da seine Heilung schenkt, dann hat das für unser gesamtes Leben eine Auswirkung. Weil unser Auge auch gleichzeitig das Ausfallstor unseres Lebens ist, sehen wir alles mit ganz anderen Augen an, wenn wir sie von ihm anlangen und heilen lassen. Dann stimmt unsere Blickrichtung. Dann verliert sich alles Begehrliche und wir bekommen ebenfalls barmherzige Augen, die dem Nächsten nur helfen wollen. Dann sehen wir darauf, was dem anderen nützt und nicht schadet. Dann haben wir keinen Balken mehr in unseren Augen, keine Binde mehr vor unseren Augen und kein Brett mehr vor unserem Kopf. Dann kennen wir keine Trübungen und verlieren alle Kurzsichtigkeit. Solche von Gott geöffnete Augen schenken uns die rechte Blickrichtung.

 

2) Unsere rechte Einstellung zu allem Äußeren! V 19+24: Sammelt euch nicht die Schätze auf Erden, die uns die Motten, der Rost oder die Diebe rauben könnten. Dient nicht dem Mammon! Wir kennen und akzeptieren alle die Aussage: Geld regiert die Welt! In diesem kurzen Satz steckt die ganze Wirtschaftsphilosophie, die nicht nur in unserem Materialismus enthalten ist. Je mehr einer hat, um so mehr will er. Wer am Schalthebel des Geldes sitzt, der ist ganz besonderen Gefahren ausgesetzt. Ich habe mich schon manchmal gefragt, warum wohl gerade Judas der Buchhalter Jesu war? Ich will da nicht zu viel hineinlegen, denn wir alle werden ständig dazu angetrieben, verlockt und verleitet, zu laufen und zu kaufen, zu hetzen und zu eilen, zu haschen und zu naschen. Dazu haben wir einen elementaren Trieb, uns abzusichern, irgend etwas zu sammeln und in unsere eigene Tasche zu arbeiten. Nun ist eine kluge Vorsorge nötig und richtig, aber wir übertreiben oft gerne und kennen, wenn wir einmal richtig drinnen sind, keinen Bahnhof mehr und sind nicht mehr zu bremsen. Da kann die Not des anderen noch so groß sein. Wir gehen über Leichen und merken es manchmal gar nicht.

Nun ist an und für sich die Schöpfung Gottes nicht schlecht. Aber sie ist eben eine von Gott abgefallene Schöpfung. Da ist sie nicht mehr zurückzuholen und ihr Untergang ist nicht mehr aufzuhalten; auch dann nicht, wenn die Bewahrung der Schöpfung eine unserer wichtigsten Aufgaben ist.

Weil der Mensch die Krone der Schöpfung ist, hat er innerhalb der Schöpfung eine Sonderstellung. Er ist der einzige, der sich das wahre, ewige Leben bewahren kann, wenn er den Schöpfer anerkennt. Und der direkteste Weg dazu geht über Jesus Christus. Es ist Unfug, dies im Weltlichen oder im Kreatürlichen zu suchen, oder in irgend einer Ideologie oder Religion. Auch das ist Unfug, als Christ irgend eine Art von Weltherrschaft anzustreben, wie es in manchen hoch stehenden Riegen verfolgt wird.

Wir Menschen erwarten ja sehr oft viele Wunder, gerade auch wir als Christen. Aber manchmal denke ich mir, dass auch das eine falsche Art von Schätze sammeln ist. Ich möchte damit niemals abstreiten, dass Gott Wunder tun kann. Aber ich denke mir, dass Gott viel lieber auf der Schöpfungsbasis mit uns handelt, als dass er diese gewaltig durchbricht.

Normalerweise legt er mir nicht einen 100 Markschein in den Briefkasten. Sondern er gibt mir die Kraft und das Wissen und die Möglichkeit, mir dies zu verdienen. Normalerweise sollen wir mit unseren Leibeskräften in rechter Weise haushalten, sie schonen und trainieren; und weniger damit rechnen, dass Gott schon wieder alles gut machen wird, was ich vermasselt oder wo ich über meine Kräfte gelebt habe. Und das können wir auf alle unsere Lebensgebiete übertragen. Unser Vertrauen in die Versorgung Gottes geschieht weniger auf der Wunderbasis, sondern mehr auf der Schöpfungsbasis.

Natürlich weiß ich auch, und das ist ganz wichtig, dass daran nicht unser Seelenheil liegt. Denn da hört alle unsere Leistung auf. Hier gilt nicht der Lohn für unser Tun. Aber gerade als Christen haben wir die rechte Einstellung zu allem Äußeren; eine lebensbejahende Einstellung, mit der wir positiv im Alltag stehen. Und da dürfen wir etwas Freudiges, Helles und Erfreuliches ausstrahlen.

 

3) Unsere rechte Einstellung zu den inneren Werten des Lebens. V 20f+24: Die wahren Schätze sammeln wir im Himmel. Da ist auch unser Herz und hier dienen wir allein dem wahren Gott. Wer die Christen als dumme Leute bezeichnet, als Hinterwäldler oder sonst etwas, der hat noch nicht kapiert, was es mit Jesus Christus auf sich hat. Denn genau das Gegenteil ist der Fall. Nur liegen unsere Schätze als Christen auf einer ganz anderen Lebensbasis. Wir wissen um Lebensbezüge, die über dem Normalen stehen. Wir kennen ganz andere Dimensionen zur Beurteilung dessen, was die Werte, Erfüllungen, Freuden, Seligkeiten und das Liebenswerte betrifft; eben die inneren Werte unseres Lebens.

Bei der Versuchungsgeschichte Jesu tritt klar zutage, und so sagt es auch der Vers 24, dass es letztlich um zwei total verschiedene Herren, Mächte und Einflussbereiche geht: um den Satan oder um Gott, um das Böse oder das Gute, um den Mammon oder um den Allmächtigen, um die Finsternis oder um das Licht.

Die Legende des Christopherus verdeutlicht uns, dass wir oft Gott an der total falschen Stelle suchen und wir so einen langen Weg zurücklegen, bis wir den wahren Weg finden. Der Trost ist aber ganz gewiss darin gegeben, dass jeder, der sich auf den Weg dazu aufmacht, auch das Ziel findet.

Gott lässt sich von uns finden, denn er hat sich schon längst zu uns aufgemacht. Er steht schon längst an unserer Lebenstüre, bevor wir an ihn denken. Und er klopft an, ganz vorsichtig und nie brutal. Er rennt nicht unsere Lebenstüre ein, sondern er wartet darauf, bis wir ihm öffnen. Aber er macht sich bemerkbar. Jeder, der Gott gefunden hat, kann bezeugen, dass er zuerst dieses Anklopfen Gottes gehört hat. Nur durch die Liebe Gottes zu uns, erwacht so langsam auch unsere Liebe zu ihm.

Auch dieses Schätze sammeln hat Ideale und Ziele, die wir uns so langsam erobern und aneignen dürfen, ohne uns darauf etwas einzubilden. Da gibt es viele Stellen der Heiligen Schrift, die das verdeutlichen. Vers 33: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Heb 12,1: Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist. 12f: Stärkt die müden Hände und die wankenden Knie und macht sichere Schritte mit euren Füssen. Phil 3,13f: Ich strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.

Christus zeigt und führt uns einen individuellen und köstlichen Weg, den wir uns erwählen und auf dem wir den reichen Segen Gottes als einen gewaltigen Lebensstrom erleben dürfen. Außer unserem Gott kann uns das keine andere Macht vermitteln.

Die anderen Mächte gaukeln uns da zwar vieles vor; aber sie halten nicht das, was sie versprechen. Sie verheimlichen uns manche Wahrheiten, die uns bei ihrem Offenbarwerden vernichten. Gott dagegen zeigt uns gleich am Anfang die ganze Wahrheit, auch wenn wir sie momentan nicht kapieren. Wenn sie sich dann bewahrheiten, wirken sie zwar auch oft wie ein Schock. Aber es ist letztlich ein heilsamer Schock, bei dem uns die Augen für eine tiefere Wahrheit geöffnet werden. Es ist dann immer eine Öffnung nach vorne vorhanden. Es tun sich uns neue Räume des Schatzhauses Gottes auf, die wir uns erschließen dürfen. Und erst unser Tod ist die letzte Türe, die wir durchgehen dürfen, um dann endgültig und in vollkommener Weise bei Gott sein zu können. Zu diesen inneren Werten haben wir die rechte Einstellung.

 

Nun: Welche Schätze sammeln wir? Worauf legen wir das Hauptgewicht unseres Lebens? Worauf verlassen wir uns? Ich denke, dass dies neben einer grundsätzlichen Entscheidung auch eine tägliche Entscheidung darstellt, derer wir nicht enthoben sind und die sich uns ständig stellt. Diese Entscheidungen nimmt uns keiner ab. Allein in der Jesus-Nachfolge bekommen wir dafür den rechten Blick, die rechte Blickrichtung und die rechte Einstellung zu den äußeren und inneren Werten unseres Lebens. Sammeln sollen wir nur das, das es auch wert ist.