Matthäus
6,1-4; Predigt:
Habt acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.
Als
Christen haben wir im täglichen Leben eine ganz besondere
Verantwortung. Deshalb fängt dieser Text an mit: Habt acht auf
eure Frömmigkeit! Somit leben wir achtsam. Wir zeigen uns für
alles und für alle verantwortlich. Wir wissen, was wir zu tun
und was wir zu lassen haben. Und das halten wir auch in
spannungsgeladenen Zeiten ein. Das können wir nur, weil wir eine
starke innere Faszination unseres Lebens mit Christus kennen,
sodass wir sogar die größten Durststrecken des Lebens
durchgehen und in rechter Weise bewältigen können. Als Christen
sind wir immer im Dienst, weil wir einen lebendigen Draht zu Gott
haben. Wir sind ganzheitlich in Gott gegründet und gefestigt.
Mit
unserem Glaubensleben schenkt uns Gott eine Lebensgrundlage, eine
Lebensbasis, auf der wir unser gesamtes Leben in rechter Weise
aufbauen, bewältigen und zur Vollendung bringen können. Damit
wird unser Leben qualitativ und quantitativ besser ausgefüllt.
Damit können wir sogar noch das bewältigen, was sonst keiner
mehr tun und anpacken will. Damit kommen wir aus dem falschen
Dreh dieses Lebens heraus und stehen in einem sinnvollen,
erfüllten Leben.
In
dem größeren Textabschnitt geht es hier um das rechte
Miteinander von uns Christen. Obwohl Gott ganz für den Einzelnen
da ist, so geschieht damit doch eine gemeinsame Prägung. Denn
Gott ist für alle da. Nur was wir gemeinsam in rechter Weise
anpacken, hat einen Sinn, gelebt zu werden. Alles andere ist
sinnlos und umsonst gelebt. Gerade unser Weg in der Nachfolge hat
ein gemeinsames Ziel, das alle verfolgen. So sollten wir immer
das Gemeinsame im Blickfeld haben, unterstützen und fördern.
Achten
wir allezeit darauf, diese rechte Frömmigkeit auszuleben und
durchzuhalten. Achten wir darauf, dass sich keine falsche
Motivation einschleicht und aufmacht. Gehen wir mit dem uns
gegebenen Leben und Aufgaben sehr achtsam um. Verhalten wir uns
nie wie ein Elefant im Porzellanladen. Gehen wir keinem
betrügerischen Leben auf den Leim. Gott will uns davor bewahren.
Es
wäre schofel von uns, wenn wir auf irgend einem Gebiet uns
unverantwortlich verhalten und aufführen würden. Denn die
Botschaft Jesu vermittelt uns eine Prägung, mit der wir alles in
rechter Weise angehen und bewältigen können. Damit werden wir
nirgends untergebuttert. Damit gehen wir nicht in der Arbeit auf
oder unter, auch wenn es viel zu tun gibt. Damit sind wir nicht
Sklaven der Menschen, auch wenn wir ganz für sie da sind. Und
zusätzlich gilt, dass sich unser aller Leben in rechter Weise in
den Plan Gottes einfügt und es auch in dieser Richtung alles
zielstrebig voran- und weitergeht. Gott darf die Hauptsache
unseres Lebens sein und bleiben. Davon brauchen wir uns nicht
abbringen zu lassen. Dann verwechseln wir auch nicht die Anliegen
Gottes mit unseren Wunsch- und Trugbildern. Damit sind wir auf
dem rechten Weg.
Habt
acht auf eure Frömmigkeit, auf euer tägliches Leben und Wirken
als Christen. Darin stecken drei Anliegen. 1) Unser vorrangiger
Lebensbezug ist auf Gott ausgerichtet. 2) Gott hat dann Arbeit
für uns, die für unsere Nächsten gedacht ist. 3) Daraus
erwächst ein rechtes Miteinander, Füreinander und Ineinander.
1)
Unser vorrangiger Lebensbezug ist auf Gott ausgerichtet. Unsere
höchste Achtsamkeit besteht darin, dass wir für Gott offen
sind; für seine Gesinnung, für seine Ziele, für sein Leben,
für seine Erziehung und Führung. Wir achten sehr darauf, was
zur Zeit von Gott her dran ist. Das nehmen wir nicht auf die
leichte Schulter, sondern ganz ernst. Gerade hierfür kennen wir
einen zielstrebigen Weg, der unsere ganze Aufmerksamkeit
erfordert. Im Text steht: Unsere Frömmigkeit üben wir nicht vor
den Menschen, sondern vor Gott. Denn der Vater im Himmel gibt uns
den rechten Lohn. Unser Gott sieht gerade ins Verborgene unseres
Lebens.
Es
ist immer verdächtig, wenn ein Mensch vor Menschen imponieren
will. Und wie viele Spielarten davon gibt es, bis hinein in die
frömmsten Bereiche unseres Zusammenlebens. Davon kommen wir nur
dann los, wenn wir mit Gott engsten Kontakt haben.
Es
gibt für jeden von uns das sonst nach außen hin verborgene
Leben mit Gott. Aber für uns persönlich darf das eine sehr
lebendige und reale Beziehung sein, die sich in unserem
Gebetsleben, in unseren Gottesdiensten und mit unserer Bibellese
verlebendigt. Darin erleben wir eine Faszination Gottes, die
unser gesamtes Leben überstrahlt und bestimmt. Damit kommen wir
zielstrebig weiter und voran.
Solch
ein Leben hat nie etwas mit Illusionen zu tun. Im Gegenteil
nehmen wir von allen Arten der Illusionen einen weiten Abstand.
Denn Gott führt uns die wahren Wege des Lebens, auf denen wir
alles in rechter Weise bearbeiten, verarbeiten und bewältigen
können.
Es
gibt viele Situationen, in denen alles aus den Nähten zu platzen
droht, wir aus dem Häuschen geraten und wir auf die Palme
gebracht werden sollen. Was ist unsere Reaktion darauf? Platzen
wir? Sind wir dem hilflos ausgeliefert? Oder haben wir es
gelernt, hiermit uns zuerst an Gott zu wenden und ihn um Rat zu
fragen? Eine alte Lebensweisheit sagt, dass wir über solchen
Situationen zuerst einmal schlafen sollen, bevor wir darauf
reagieren. Für uns Christen heißt das, dass wir das zuerst
einmal mit Gott besprechen dürfen. Damit kommen wir dann in Gott
zur Ruhe und können in rechter Weise darauf reagieren. Wer das
gelernt hat, der kann dann auch oft aus dem Stand heraus sich
recht entscheiden, das Rechte sagen und tun. Üben wir uns darin,
denn auch hierfür gilt, dass noch kein Meister vom Himmel
gefallen ist. Auch hierfür ist unsere tägliche Jesus-Nachfolge
gefragt.
Es
darf das Geheimnis Gottes zu unserem Geheimnis werden. Dann steht
über unserem Leben die Regie Gottes. Dann gibt er uns alles, was
wir zum Leben benötigen. Dann heilt er alle unsere
Selbstsüchte, Krankheiten und Verschrobenheiten. Dann nimmt er
uns alles falsche Vergleichen mit Menschen und alle falschen
Bindungen sachlicher und menschlicher Art. Solches Gottes- und
Christusverhältnis, dem unser vorrangiger Lebensbezug gilt,
prägt gewaltig unser gesamtes Leben und damit natürlich auch
unseren Alltag.
2)
Gott hat Arbeit für uns, die immer für unsere Nächsten gedacht
ist. Hier im Text sind dafür die Almosen genannt. Wie oft nehmen
wir eine Lebenshaltung ein, die sich gegen unsere Nächsten
richtet. Das beginnt schon bei Kindern im Elternhaus und in der
Schule und zieht sich durchs ganze Leben hindurch. Das kann sehr
schreckhafte und üble Formen annehmen, die uns alle sehr bekannt
sind. Gott will uns davon befreien und uns eine Lebensweisheit
geben, die für unsere Nächsten eingestellt ist. Und das dürfen
wir praktizieren, unser ganzes Leben darauf einstellen. Und wir
brauchen uns niemals von den Menschen imponieren und bestimmen
lassen, die gegen uns eingestellt sind. Denn solche sind die
ärmsten Tröpfe, die herumlaufen. Sie fressen sich in ihrem
Trotz so fest, sodass ihnen nicht zu helfen ist.
Als
praktizierende Christen lernen wir, darauf zu sehen, was momentan
möglich und nötig ist; wo offene Menschen sind, die gerne
unsere Hilfe annehmen. Und damit sind wir nicht die Bosse und die
Chefs. Sondern Jesus sagt nicht umsonst an anderer Stelle: Wer
unter euch der Größte sein will, der sei euer aller Diener. Es
sind echte Dienste, selbstlose Dienste für unsere Nächsten. Das
hat etwas mit dem geistlichen Fasten und Sterben zu tun. Und wenn
überhaupt eine Würde damit verbunden ist, dann ist diese mehr
eine Bürde als eine Ehre.
So
wie die Liebe Gottes grenzenlos ist und viel Leid aushalten kann,
weil Gott mit einer gewaltig großen Sehnsucht für uns
eingestellt ist; so verhalten wir uns auch unserem Nächsten
gegenüber. Gerade vor diesem Gott dürfen wir erkennen, was
momentan unsere Aufgaben und Dienste sind, wie wir uns in der
momentanen Situation zu verhalten haben.
Gott
schickt uns nicht nur eine ABM-Maßnahme, eine
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, damit es uns nicht langweilig wird.
Sondern er lässt uns seine Botschafter sein. D.h. wir dürfen
seine Mitarbeiter sein, bei seinem Projekt mitarbeiten und damit
lässt er uns Sinnvolles tun. Dafür geben wir alles dran und
setzen wir alles ein. Sein Eifer packt uns. Seine Gesinnung
prägt uns. Was er uns sagt, das tun wir. Was er uns gibt, das
ergreifen wir gerne. Was er uns rät, darauf achten wir
gewissenhaft.
Denn
wir wissen, dass dadurch letztlich Gott selbst in uns und durch
uns am Werke ist. Denn wir wissen, dass er uns ein sinnvolles und
vollmächtiges Wirken schenken kann. Denn wir wissen, dass er uns
das Ewige und den Sieg vermitteln kann. Gott hat Arbeit für uns,
die immer für unsere Nächsten gedacht ist. Deshalb geben wir
unsere Almosen gerne und ohne Berechnung.
3)
Gott schenkt ein rechtes Miteinander, Füreinander und
Ineinander. Das gilt auch für die Situationen unseres Lebens, in
denen keine Harmonie zu spüren und zu erleben ist.
Es
wird immer welche geben, die sich gerne vor anderen in Szene
setzen, imponieren wollen und sich damit lautstark in den
Mittelpunkt stellen. So steht es auch in diesem Predigttext.
Jesus sagt aber zwei Mal, dass solche Menschen bei Gott keinen
Lohn mehr zu erwarten und zu bekommen haben. Denn sie kassieren
ihren Lohn selbst ein. Sie brauchen dazu Gott gar nicht. Damit
haben sie sich von ihm abgekoppelt. Das ist eine harte, aber
wahre Beurteilung, die uns vieles zu bedenken aufgibt.
Gottes
Wege sind für uns Menschen immer gemeinsame Wege. Gottes
Aufträge gelten allen, die in einer Gemeinde oder Gemeinschaft
zusammenleben. Gottes Wille schließt alle ein und keinen aus.
Wer sich da etwas herausnimmt, was den anderen nicht gilt, der
stellt sich selbst aus der Gemeinschaft hinaus. Wer etwas
praktiziert, das nicht alle auch tun dürfen und können, der ist
damit ein Einzelgänger, der nicht mehr dem gemeinsamen Ziel
dient.
D.h.
aber nicht, dass Gott alle gleichschaltet. Es darf schon jeder
ein eigenes Original sein. Es gibt die verschiedensten Arten von
Aufträgen und Aufgaben. Aber es gilt, am gleichen Strang zu
ziehen. Es gibt die verschiedensten Pflanzen und Blumen, aber
alle stehen im Garten Gottes. Ein Rad hat viele Speichen, aber
nur eine Nabe, eine Mitte.
Zusätzlich
gilt, dass Gott selbst über seine Gemeinde wacht. D.h. wenn
jemand einer Gemeinschaft Gift einschenkt, der schadet damit
letztlich nur sich selbst. Das gilt für alle Arten, mit denen
jemand eine Gemeinschaft hintergehen und zerstören will. Gott
selbst lässt das nicht zu. So gilt für uns, allezeit die
Treuen, die Gewissenhaften, die Vorbilder, die Zielgerichteten,
die Liebenden zu sein; und wo es uns gegeben ist, auch die
Ausgleichenden. Gehen wir in aller Stille treu die Wege Gottes.
Und hüten wir uns davor, gegen irgend welche Menschen
vorzugehen; auch wenn sie sich noch so gehässig und schofel
verhalten.
Letztlich
können wir Menschen keine Gemeinschaften aufbauen. Das müssen
und dürfen wir Gott überlassen. Aber wir können uns in eine
von Gott gewirkte Gemeinschaft ganz hineinstellen. Bedenken wir
dabei allezeit, dass es Gott nie um die Masse oder um den Erfolg
geht. Er hat da andere Maßstäbe, bei denen sein Segen auch auf
Wenigen ruhen kann, deren Leben Früchte tragen darf. Darauf
liegt die Qualität des geistlichen Lebens. Diese kann schon dann
vorhanden sein, wenn sich zwei oder drei in Jesu Namen
versammeln, denn da ist er mitten dabei.
Weil
Jesus, dem im Himmel und auf Erden alle Macht gegeben ist, im
Kommen ist, baut er etwas auf, was nie mehr vergeht. Jeder Christ
darf an seiner Stelle Gottes Werkzeug, Handlanger, Lautsprecher,
Bote und Zeuge sein. Damit baut sich Gott eine Gemeinde auf, die
auch dann, wenn sie in den größten Strapazen steht, vor Gott
eine Einheit bildet. Der eifrige Gott ist ihre Mitte und
gleichzeitig das Zugpferd. Weil dieser immer Mittel und Wege hat,
er keine Energiekrise und Energieknappheit kennt, darf es auch
für den einzelnen Christen eine Fülle von Gaben und Aufgaben
geben, bei denen er nie an ein Ende kommt. Und doch weiß er um
die Vollendung seines Lebens, die ihm Gott einmal schenken wird.
So brauchen wir keine Angst zu haben vor dem rechten Miteinander,
Füreinander und Ineinander. Denn dafür leben und sterben wir.
Denn daraus entsteht die sog. Neuschöpfung Gottes, die in der
Ewigkeit das neue Paradies darstellt.
So
kennen wir als Christen eine starke innere Faszination von
unserem Gott. Damit können wir sehr verantwortlich und achtsam
mitten im Leben stehen und auch alle spannungsgeladenen Zeiten
recht durchgehen. Auch wenn wir immer im Dienst sind und viele
Almosen, viele Dienste von uns verlangt werden; so haben wir auch
immer den lebendigen Draht zu Gott. Damit sind wir ganzheitlich
in Gott gegründet und gefestigt und können uns für unsere
Nächsten einsetzen. Damit wird qualitativ und quantitativ unser
gesamtes Leben ausgefüllt und finden aus allem falschen Dreh des
Lebens heraus. Wir stehen in einem sinnvollen und erfüllten
Leben. So haben wir acht auf diese unsere rechte Frömmigkeit.