LUKAS 17,20-24; PREDIGT:

 

Vom Kommen des Gottesreiches:

     „ Als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man's beobachten kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es! Oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch. Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da! Oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach! Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. Zuvor aber muss er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht.“

 

     Liebe Gemeinde! Ich möchte diesen Text so überschreiben: „Wir dürfen Gott auf frischer Tat ertappen! Wir dürfen seine Spuren in unserem Leben entdecken“ Das darf eines unserer Hauptanliegen sein.

     Gott handelt und wirkt zwar im Verborgenen und Unsichtbaren. Aber da handelt er so gewaltig und allmächtig, dass dies an vielen Stellen unseres Lebens erkennbar und erfahrbar wird. Dazu dürfen wir uns von ihm die Augen, die Ohren und das Herz öffnen lassen. Er selbst will das tun, aber dazu benötigt er unsere tägliche Einwilligung und Bereitschaft. Ohne diese geschieht in dieser Richtung überhaupt nichts. Aber mit diesem erleben wir einen mächtigen Herrn, dem alles möglich ist, der wahrhaftig für uns im Himmel und auf Erden alle Macht hat. Da kommen wir über dem, was und wie er alles lenkt und führt in unserem Leben aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da bekommen wir große Augen, ein bereitwilliges Herz und eine große Freude für alle Anliegen und Aufgaben, die er uns gibt und eröffnet. Immer wieder schenkt er uns überraschende Augenblicke seiner Führung. Und wir spüren, dass wir schofel wären, wenn wir das nicht zuließen und daran vorbeistoffeln.

     Freuen wir uns, dass wir diesen großen Gott erleben dürfen. Und bitten wir Gott darum, dass er dies auch unserem Nächsten eröffnet und ermöglicht. Seien wir dafür echte Vorbilder.

     Gott ist ja nicht untätig. Er ist voller Energie und Datendrang. Er ist nicht zu bremsen und aufzuhalten. Sein Wirken ist überall vorhanden. Dazu hat er einen ganz bestimmten Plan mit uns auf dieser Erde, auch gerade mit jedem Einzelnen unter uns. Der Gott unserer Väter ist auch der Gott unseres Lebens. Er will von uns entdeckt sein und geliebt werden. Dann erzeigt er sich als der großartige Herr unseres Lebens. Dann dürfen wir auf eine ganz wertvolle Art und Weise unser Leben sinnvoll gestalten und durchgehen. Das beflügelt uns zum äußersten Einsatz unseres Lebens, unserer Kräfte und unserer Zeit. Da ist uns nichts zu schade, alles für Gottes Anliegen einzusetzen. Ganz, gern und gleich befolgen wir seine Aufträge und Aufgaben. Da stehen wir ganz verantwortlich im täglichen Leben mit all seinen Anforderungen und Belastungen. Nichts kann uns mehr aus der Bahn werfen, auf die uns Gott gestellt hat.

     So gesehen, erleben wir ein erfülltes Leben, bei dem wir immer wieder Gott auf frischer Tat ertappen, seine Spuren in unserem Leben erkennen und erleben. Das macht uns täglich glücklich, froh und frei, selig und erfüllt. Das wollen wir niemals gegen irgendetwas anderes eintauschen oder umtauschen. Denn es gibt nichts Größeres als dieses. Gott wirkt und handelt in uns und durch uns ewiges, seliges Leben.

     Dieses „Gott auf frischer Tat ertappen“ hat drei Seiten. 1) Jesus kommt schon heute zu uns. 2) Dazu öffnen wir ihm unser ganzes Leben. 3) Wir leben auf das endgültige Kommen Jesu zu.

     1) Jesus kommt schon heute zu uns. Die eine Aussage im Text: „Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch!“ kann man auch übersetzen mit: „Siehe, das Reich Gottes in mitten in euch!“ So ist Jesus durch das Wort Gottes und den Sakramenten in uns gegenwärtig. So wie Jesus damals vor 2000 Jahren wirkte, tut er es auch heute noch in unserem Leben, in verborgener Art und Weise. Er ist am Handeln und am Wirken. Er offenbart sich uns. Er kommt zu uns. Er kehrt in uns ein. Und mit ihm kommt der ganze Himmel mit. Er hat einen sehr großen Hofstaat, den er einsetzt. „Die Wolke von Zeugen umgibt uns (Hebräer 12,1).“ „Die Engel sind allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil ererben sollen (Hebräer 1,14)!“

     Gott setzt alles daran, mit uns ins Geschäft zu kommen. Er hat allezeit sein Augenmerk auf uns gerichtet. Er interessiert sich für uns. Offenbarung 3,20: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“

     Es ist eine Einladung, noch keine Vorladung. Alle Himmelreichs Gleichnisse Jesu verdeutlichen dies in überwältigender Art und Weise. Er will uns das Beste zukommen lassen. Er hat viele Schätze und Reichtümer für uns bereit, die wir uns alle erobern und aneignen dürfen. Denken wir nur an die Seligpreisungen, die Jesus ausgesprochen hatte, was darin für Schätze und Befähigungen enthalten sind. Zusammengefasst dürfen wir damit das Erdreich besitzen, Gott schauen und den Himmel Gottes besitzen. Gerade auch in seinem Segen und Frieden ist so Vieles enthalten, sodass wir damit nie an ein Ende kommen. Jesus will unser kostbarer Schatz sein, eine edle Perle. Er lädt uns zu einem Fest ein. Wir dürfen mit am Tisch Gottes und auf seinem Regierungsthron sitzen. Er bestellt uns als seine Mitarbeiter, Botschafter an Christi Statt. Er beschenkt, beglückt und bereichert uns überreich. Noch Größeres und Höheres gibt es nicht.

     Und das alles gilt „Jetzt“, „Heute!“ Die ganze Palette seines Angebotes liegt offen vor uns. Da ist er nie karg oder geizig. Es ist ihm am liebsten, wenn wir das alles annehmen, ausnützen und einsetzen. Da ist Gott sehr großzügig, weitherzig und offen. Da gibt es kein Ende, keine Energiekrise oder Energieknappheit. Der große Gott, der das Weltall und die Elemente geschaffen hat, den Makro- und Mikrokosmos, der beugt sich tief zu uns herab und schenkt sich uns ganz. Er will Gemeinschaft mit uns haben. Er geht in unser kleines Leben ein und beglückt uns. Es gibt keine höhere und bessere Lebenserfüllung als die, die wir mit unserem Gott erleben. Er schenkt uns die Kraft und das Gelingen für unseren Alltag. Er lässt uns sehr weise und klug leben und handeln. Durch ihn erkennen wir, was einen Sinn hat und was sinnlos ist. Er gibt uns eine große Wachsamkeit und Achtsamkeit für sein Handeln und Wirken und genauso für die Anliegen der Menschen um uns. Gott ist bei uns drinnen. Das ist unser Wert und Glück.

 

     2) Gott öffnen wir unser ganzes Leben. Wir leben dem Herren Jesus Christus, der der Herr über alle Herren und Gewalten ist. Seinem Einfluss unterstellen wir uns. Und das bereuen wir nie, denn es gibt keine bessere und höhere Lebenserfüllung als die, die uns Gott erleben lässt.

     Weil der große Gott in uns einkehrt, sind wir nun göttlichen Geschlechtes, wie es Paulus einmal bezeichnete. Nun sind wir Gottes Kinder, was uns Christen allezeit bewusst ist. Jedes neugeborene Menschenkind auf dieser Erde ist ein Wunder Gottes, bei dem wir Gott auf frischer Tat ertappen. Ein noch größeres Wunder ist unsere sog. Neugeburt, durch die wir selbst auf die Spur Gottes gestellt worden sind. Damit wurde uns das Leben noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise geschenkt. Nun dürfen wir uns dieses neue Leben so nach und nach erobern und aneignen, oder besser gesagt: an uns geschehen lassen. Dazu genügt uns nicht nur unser Erdenleben, sondern dazu benötigen wir noch unsere ganze Ewigkeit, was wir im Punkt „3)“ noch einmal genauer bedenken werden. 

     Unsere Öffnung zu Gott ist natürlich zuerst einmal die Praxis unseres Gebetslebens und unserer Stillen Zeit, unsere Beteiligung an den Gottesdiensten und Hauskreisen. Gerade bei unserer Beschäftigung mit der Heiligen Schrift wird uns sehr viel eröffnet, worauf wir sonst nie stoßen würden. Sie ist eine Schatztruhe mit größtem Wert. Da bekommen wir mit der Zeit ein Gespür für Gottes Reden, Anliegen und Aufträge. Wenn wir es könnten, dann würden wir ein Liebeslied nach dem anderen für ihn und über ihn dichten und verfassen. Gerade in unserem Herzen stimmen wir solche Liebeslieder an. Da sind wir nicht zu bremsen und aufzuhalten. Diese Verbindung zu ihm und mit ihm pflegen wir. Diese Liebesflamme zu ihm lassen wir nie mehr verlöschen. Da kann kommen, was will, nichts kann uns diese Verbindung rauben, nehmen oder stehlen.

     Was wir lieben, dafür setzen wir in unserem Leben alles ein. Dieses Liebesverhältnis bringt uns auch das Meiste ein, das wir im Alltag ganz gut gebrauchen und einsetzen können.

     Weil Gott bei uns drinnen ist, nur deshalb wird uns die größtmögliche Mobilität und Aktivität geschenkt. Das lockt uns total aus der Reserve und stellt uns mitten ins Leben, in die Verantwortung.          Weil Gott ja mit uns etwas vor hat, besitzen wir auch eine Offenheit für unsere Nächsten, für ihre Anliegen und Nöte. Und das tun wir aus Dank und Liebe zu Jesus Christus. Jesus nimmt diese Dienste an, als würden wir sie ihm selbst erbringen.      

       Da sind wir voll drauf, auf den richtigen Tripp des Lebens. Alles dient dem Aufbau dessen, das sich Gott mit uns vorgenommen hat. Und wir sind mitten dabei.

 

       3) Wir leben auf das endgültige Kommen Jesu zu. Für uns Christen gibt es das Globalziel, auf das alles ausgerichtet ist: Das Kommen Jesu am Jüngsten Tag. Auf dieses zukünftige Ziel sind wir unterwegs. Wie viele Großmächte sind schon aufmarschiert und wieder vergangen. Das sog. „Dritte Weltreich“ hatte sogar nur vier Jahre Bestand. Aber diese Großmacht Gottes marschiert auf, siegt und wird nie mehr vergehen, sondern in Ewigkeit Bestand haben. Gottes Neuschöpfung ist im Kommen, im Werden, im Entstehen. Wir, als die Pilger zum Jüngsten Tag, haben schon die Eintrittskarte dazu bekommen und besitzen damit die Staatsbürgerschaft Gottes. Wir sind Beteiligte am Aufbau des größten Objektes dieser Weltzeit, beim Aufbau des Reiches Gottes. Inmitten den Wüsten dieser Zeit dürfen wir Gott eine Prachtstraße bauen, die ins Gelobte Land führt. Da brauchen wir keine Sprücheklopfer, die uns vorgaukeln, wo und wann das stattfinden wird. Denn Gott zeigt uns, was zu tun ist. Und der Anbruch des Jüngsten Tages wird plötzlich und blitzartig geschehen, sodass dies keiner übersehen wird und kann.

       So bekommt in unserem Leben alles einen Ewigkeitsbezug. Da strömt schon die Herrlichkeit Gottes in unser Leben herein. Der vollkommene Lobpreis Gottes, der in der Ewigkeit Gottes schon längst gesungen wird, der imponiert uns und stimmt auch in unserem Herzen solchen Lobpreis an. So stehen wir frohgemut im Leben und geben unser Äußerstes für dieses Höchste.

       Es kommt die Tatsache dazu, dass die lichte Atmosphäre Gottes uns umgibt, dass wir in den Gotteskreisen stehen und von einem Sieg zum andern kommen. So bekommt alles in unserem Leben seinen gottgewollten Sinn. So können wir uns an jedem Morgen neu auf das freuen, das wir nun tun und vollbringen dürfen. Und am Abend sinken wir dankbar ins Bett, weil wir wissen, dass wir auch einmal zum Ewigen Leben mit Gott erweckt werden. Immer stehen wir auf der Siegerseite des Lebens. Alle Finsternis und Verdammnis, alle Angst und aller schreckliche Tod sind verschlungen vom Sieg Jesu. Und das gilt in alle Ewigkeit, denn wir leben auf das Kommen Jesu zu.

 

      „Wir dürfen Gott auf frischer Tat ertappen! Wir dürfen seine Spuren in unserem Leben entdecken“ Das darf eines unserer Hauptanliegen und Hauptaufgaben sein. Gott handelt so gewaltig und allmächtig, dass dies an vielen Stellen unseres Lebens erkennbar und erfahrbar wird. Dazu dürfen wir uns von ihm die Augen, die Ohren und das Herz öffnen lassen. Gott wirkt und handelt in uns und durch uns ewiges, seliges Leben. Freuen wir uns, dass wir diesen großen Gott erleben dürfen. Amen.