OSTERN;   PREDIGT:

 

„ Wie wirkt sich Ostern für uns Christen auf diese Welt aus? Gott gibt damit dieser Welt die Chance zum Überleben! “

 

Es sind verschiedene Texte möglich; z.B.: Apostelgeschichte 10,34a.36-43; 1. Petrus 2,11-17.

 

Ostern ist zuerst einmal eine innerkirchliche Angelegenheit. Jesus begegnete damals nach Ostern nur noch seinen Jüngern im engeren und weiteren Kreis. Aber als Christen sind wir gleichzeitig auch der verlängerte Arm Gottes für diese Welt. Gott will sich noch vieler Menschen erbarmen und ihnen helfen. Auch wenn wir total anders leben und reagieren, als es diese Welt tut, so haben wir doch für die Menschen dieser Welt einen gewaltigen Auftrag. Mit wachen Augen und Verstand und unter dem Vorbild Jesu versuchen wir das von Gott Selbst- Erlebte, den Menschen unserer Umgebung nahe zu bringen, um es auch ihnen aufzuschlüsseln. Dazu verpflichtet uns Gott mitten in diese Welt hinein; obwohl wir nach den eigenen Aussagen Jesu nicht mehr von dieser Welt sind und wir darin als Fremdkörper leben. Aber wir tragen eine wertvolle Fracht und große Verantwortung mit einer vielsagenden Botschaft. Durch uns ist in dieser Welt die Aufmerksamkeit und der Segen Gottes vorhanden. Wir sind die Verwalter der ewigen, göttlichen Werte. Wir sind ein Brief Christi an diese Welt. In unserer Lebensweise können die Menschen lesen, was ihnen Gott zu sagen hat.

Gottes Reich und unsere Reiche existieren dennoch nicht nebeneinander, sondern füreinander. Gleichzeitig kann man aber niemals sagen, dass das messianische Reich Jesu ein irdisches Staatsgebilde wäre. Denn es tritt mit den weltlichen Herrschern nie in Konkurrenz.

Das uns von Gott zugedachte Schöpfungsreich des Paradieses war ursprünglich anders gedacht, als wir es heute erleben. Und es wird auch zukünftig anders sein. In der Zwischenzeit haben wir in dieser Welt zu leben, um uns darin zu bewähren. Wir jagen die Menschen dieser Welt nicht zum Teufel, sondern wir bitten für sie und stehen für sie vor unserem Vater Gottes ein.

Gerade als Fremdlinge in dieser Welt können wir uns für sie sehr nützlich machen und uns ganz einbringen, ohne deshalb in ihr aufzugehen, ohne deshalb Enthusiasten, Schwärmer oder gar Verführer zu sein. Weil wir jetzt schon stückweit dem Zukünftigen leben dürfen, sind wir in unserer Umgebung zur göttlichen Botschaft qualifiziert.

Als Christen erleben wir beides: das Weltreich und das Gottesreich. Für beides sind wir hellwach geworden. Jeder Christ ist persönlich eine lebendige Brücke, ein Spannungsbogen, der beides in rechter Weise verbinden darf. Unser Haupt, unser Herz, unser Geist weiß um den Himmel Gottes. Unsere Füße bewegen uns ganz auf dieser Erde. Und unsere Hände haben wir hilfreich zu unseren Nächsten ausgestreckt. Als Christen wurden wir nicht irgendwo ans Land gespült und fristen nun dort unser Leben. Sondern wir wissen allezeit um die gütige Führung Jesu, die uns prägt und uns durchs ganze Leben geleitet. Für uns Christen gibt es eine himmlische Tele- Kommunikation, himmlische Daten- Autobahn, die den weltlichen allemal haushoch überlegen sind. Das sind die göttlichen Chancen, die wir zur Bewältigung dieses Lebens haben.

Wie wirken sich für uns Christen die Erlebnisse von Ostern auf diese Welt aus? Ich erkenne diesbezüglich vier Anliegen: 1) Unsere innere Heimat bleibt allezeit das Reich Gottes. 2) Alle Weltreiche haben einen vergänglichen Status. 3) Als Christen haben wir eine eindeutige Botschaft. 4) Alle Menschen dieser Welt müssen zu Gott Stellung beziehen.

 

1) Unsere innere Heimat bleibt allezeit das Reich Gottes. Unser christlicher Glaube ist ja nichts Ungewisses, aber es ist auch nichts Weltliches. Wir erleben darin Wertvorstellungen, die gewisser sind als alles Sichtbare und Greifbare. Wären sie sichtbar und greifbar, dann wären sie auch vergänglich und nicht ewig beständig. Mit unserem Glaubensleben ermöglicht uns Christus Schlupflöcher ins Paradies, ins Himmlische, ins Ewige und Endgültige.

Die Ewigkeit geht parallel zu unserer Vergänglichkeit einher. Noch, - bis zu unserem Tode - , stehen wir ganz auf der diesseitigen Seite. Aber wir dürfen die dazwischen liegende Wand antippen und Löcher hineinstoßen. Was wir dabei erleben, das bestimmt, prägt und gestaltet schon gewaltig unser diesseitiges Leben. Und erst mit unserem gottgewollten Tode dürfen wir dann hinüberwechseln. In unserem Geiste kennen wir heute schon ein Hinüber und Herüber. Deswegen kann Paulus sagen, Philipper 1,23f: Es setzt mir beides hart zu: Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre; aber um euretwillen ist es nötiger, im Fleisch zu bleiben. Paulus meint hier nicht den Selbstmord, sondern er stand durch seinen Dienst schon öfters in Todesgefahr. Oder Paulus in 2. Korinther 12,2f: Ich war bis in den dritten Himmel, ins Paradies entrückt und hörte unaussprechliche Worte. In Hebräer 12,1 ist die Wolke von Zeugen erwähnt, die uns begleitet.

In dieser Richtung dürfen wir nichts spekulieren oder gar manipulieren, wie es die Spiritisten tun. Aber wir dürfen um die Tatsache des Himmels wissen und darauf jetzt schon unser ganzes Leben ausrichten. Wir erfahren die Gültigkeit des Wortes Gottes. Im Gebet haben wir die Möglichkeit, Verbindung mit Gott knüpfen zu dürfen. Beim Abendmahl erleben wir in besonderer Weise die Nähe unseres Herrn. Damit flieht alles Dumpfe, Lästige, Quälende und Dunkle von uns. Und es wird alles licht, hell und freundlich. Das macht unser Christenleben so wertvoll und gehaltvoll. Darunter reifen wir zu Originalen Gottes. Unser Leben bekommt eine gewaltige Fracht anvertraut.

Vielleicht verstehen wir von dieser Warte aus die Aussage Jesu in der Bergpredigt viel besser, Matthäus 6,33f: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch von ihm alles andere zufallen. Es ist dann genug, wenn jeder Tag seine eigene Plage hat. Diese können wir damit bewältigen. Wer das begriffen und ergriffen hat, der will sich dann in keinem Punkt und in keiner Phase seines Lebens mehr selbst verwirklichen, sondern stellt sich Gott ganz zur Verfügung. Er darf dann ein Seismograph Gottes sein, der die feinsten und verborgendsten Handlungen Gottes erfassen und aufzeichnen darf. Das Reich Gottes ist allezeit unsere innerste Heimat.

 

2) Alle Weltreiche haben einen vergänglichen Status. Gerade als Christen können wir diese Welt in rechter Weise einschätzen. Somit erwarten wir von ihr nichts Falsches und werden auch nicht von ihr enttäuscht. Wer hier enttäuscht wird, der erwartet noch etwas Falsches.

Wir erwarten von dieser Welt nicht unser Heil. Sondern sie stellt für uns der Raum und unsere Zeit dar, in der wir uns zu bewähren haben. Ganz streng genommen sind wir Christen die besten Bürger eines Staates, einer Gesellschaft und der Kirche. Wir haben nur ein Mango, dass wir die verwerflichen Praktiken nicht mitmachen.

In dieser Welt gibt es die beiden Extreme und dazwischen viele, viele Abstufungen: himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt sein; ganz in dieser Welt aufgehend oder in ihr untergehend leben. Die einen leben dabei in den Spitzenpositionen, die anderen auf unterster Stellung. Die einen sind die Herren, die anderen die Knechte; die einen die Nutznießer, die anderen deren Deppen; die einen die Bestimmenden, die anderen die Unterdrückten; die einen die Chefs, die anderen deren Arbeiter; die einen die Abkassierenden, die anderen die Zahlenden. Und so könnte man diese Reihe fortsetzen.

Als Christen können wir nun darauf weniger Einfluss ausüben. Wir setzen uns höchstens unter diesen Gegebenheiten für ein rechtes Miteinander ein. Paulus bringt dafür in vielen Briefen die sog. christliche Haustafel, in der er diese Beziehungen aufgreift und vom Evangelium beleuchtet. Was für uns Christen wesentlicher ist, besteht darin, dass es uns nichts ausmacht, in welcher Stellung wir auch stehen; Philipper 4,11-l3: Ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie mir es auch geht. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern; beides, Überfluss haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht. Somit können wir Christen auch all das aushalten, was sonst für die Menschen unerträglich ist. Die uns versorgende Hand Gottes gibt uns auch darin alles, was wir zum Leben bedürfen, benötigen. Das geht nur, weil wir wissen, dass diese Welt einen vergänglichen Status hat.

 

3) Als Christen haben wir eine eindeutige Botschaft und Sprache. So wie es Gott nicht egal ist, was mit uns Menschen geschieht, so ist es auch uns nicht egal. Und Gott schenkt uns eine ganz feine Weisheit im Umgang mit unseren Nächsten. Er zeigt uns klar, welche Menschen wir ganz freilassen sollen und um welche wir uns kümmern dürfen. Als Rahmenbedingungen für unsere Aufgaben gibt uns Gott seine Gebote, die Richtlinien darstellen, Spielregeln unseres Umgangs miteinander unter der Autorität Gottes. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen ist uns ein großer Spielraum überlassen, den wir selbst gestalten und ausfüllen dürfen.

Als Christen sind wir in dieser Welt keine Schmarotzer, sondern mehr Opfer; eine Opfergabe Gottes an diese Welt. Aber das heißt nicht, dass wir uns sinnlos verschleudern. Sondern das sind die Früchte unseres Lebens, die von Gott gezielt eingesetzt werden. Es ist unsere Aufgabe, für unsere Nächsten viel Arbeit und Mühe aufzuwenden, ganz für sie da zu sein und doch von ihnen frei zu bleiben. Obwohl wir ganz auf das Wohl unseres Nächsten bedacht sind, schlagen wir in kühner Weise in jeder Situation dem Bogen zum Evangelium, ohne dabei aufdringlich zu sein. Es ist mehr eine Einladung, unserem Nächsten die Botschaft Jesu geschmackhaft zu machen. Es soll unserem Nächsten durch unser Vorbild leichter fallen, ebenfalls an Gott zu glauben und sein Angebot anzunehmen. Bemühen wir uns, mit Bildern und Gleichnissen dieser Welt, die Anliegen Gottes glaubhaft zu verdeutlichen und zu bezeugen. Dazu sind wir Botschafter an Christi Statt und haben alle Vollmachten. Eine Opfergabe Gottes sind wir dabei deshalb, weil es vieles zu ertragen gilt. Aber wir geben uns dabei nicht selbst auf, sondern ganz an Gott hin. Er schenkt dann die zur Zeit möglichen Früchte all unserer Einsätze. Hierzu haben wir eine eindeutige Sprache und Botschaft.

 

4) Alle Menschen dieser Welt müssen zu Gott Stellung beziehen. Daran kommt keiner vorbei, - und sei dies erst in der Todesstunde seines Lebens; besser wäre es aber vorher.

Viele wundern sich darüber, dass in der Kirche immer wieder Entscheidungen und Scheidungen auftreten. Aber dies gehört dazu. Dazu dienen vor allem die Krisenzeiten unseres Lebens. Da gilt es dann aufzupassen, dass die Weiche, über die nun bald unser Lebenszug rollt, in rechter Weise gestellt wird.

In dieser Richtung sind die Menschen sehr hart. Wenn jemand eine falsche Entscheidung gefällt und er sich einen Schnitzer geleistet hat, dann muss er deshalb auch die Folgen tragen und fällt weit zurück. Gott ist da viel gnädiger und barmherziger. Durch die Möglichkeit der Vergebung dürfen wir uns immer und immer wieder auf seinen Weg stellen. Er verurteilt uns nicht und trägt uns kein Versagen nach.

Gerade auch als Christen wissen wir, dass es viele Menschen gibt, die sich gegen Gott entscheiden, oder nichts mit ihm zu tun haben wollen. Das stimmt uns sehr traurig. Gleichzeitig stimuliert das uns, noch treuer in unserer persönlichen Nachfolge zu stehen, um noch mehr für Gott ein Zeugnis sein zu können.

Gott will unter seiner Gnade alle Menschen einschließen. Jesu Erlösungswerk ist so groß und gewaltig, dass es für alle Menschen gelten und reichen würde. Leider müssen wir immer wieder feststellen, dass es nur weinige Menschen ergreifen. Das ist das Kennzeichen der gefallenen Schöpfung, dass es eine breite Straße gibt, die die Menschen anzieht und ins Verderben führt. Und es gibt nur eine enge Pforte und einen schmalen Weg, der zur Erlösung führt. Aber das eine Zeugnis bringen wir, dass auch nicht die größte Sünde zu groß wäre, dass sie Jesus nicht vergeben könnte. Und im Himmel wird über dem Sünder die größte Freude vorherrschen, der Buße tut. Fällen wir immer und immer wieder diese Entscheidung der Umkehr und Hinkehr zu Gott.

 

Wie wirkt sich Ostern für uns Christen auf diese Welt aus? Gott gibt damit dieser Welt die Chance zum Überleben. Wir dürfen der verlängerte Arm Gottes in dieser Welt sein, um Menschen wieder für Gott zurück zu gewinnen. Das verpflichtet uns mitten in diese Welt hinein.